BLKÖ:Rüling, Joseph Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 236. (Quelle)
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Rüling, Joseph Freiherr (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Stallberg am Harz in Sachsen im Jahre 1797, gest. zu Wien 26. Juli 1869). Erst 16 Jahre alt, machte er schon als Cadet in der österreichisch-deutschen Legion den Feldzug 1813, dann als Oberjäger im 6. Jäger-Bataillon die Kriege 1813 und 1814 mit und wurde am 25. December 1820 Unterlieutenant. In diesem Bataillon [237] rückte R. stufenweise am 16. October 1832 zum Capitän, am 1. Juli 1835 zum wirklichen Hauptmann vor, erhielt für seine Hilfeleistung bei einem Brande in Eger am 25. November 1840 von der Stadt das Ehrenbürger-Diplom und trat im Mai 1845 mit Majors-Charakter in Pension. Als im Jahre 1848 bei Ausbruch des Krieges gegen Piemont in Wien drei Freiwilligen-Bataillone gebildet wurden, wurde Rüling im April g. J., nachdem er dringend um seine Wiederanstellung und Verwendung vor dem Feinde gebeten, Commandant des zweiten, und am 8. August d. J. Oberstlieutenant. Unter seiner Leitung erhielt das Bataillon bald eine solche Ausbildung, daß es in Disciplin und Haltung den regulären Körpern der Armee nicht nachstand. Besonders zeichnete sich das Bataillon im Jahre 1849 in der Schlacht bei Novara. 23. März, aus, wo es an der Ehre des Tages entscheidenden Antheil hatte. Nicht nur, daß es im heftigen Geschütz- und Kleingewehrfeuer auf das muthvollste Stand hielt, auch beim Bajonnetangriff that es sich glänzend hervor. Rüling selbst war bereits von einer tief in den linken Oberschenkel eingedrungenen Musketenkugel schwer verwundet, nichtsdestoweniger blieb er auf dem Kampfplatze, stellte sich an die Spitze der aus seinem Bataillon gebildeten Sturmcolonne und drang einer der Ersten in die von den Piemontesen hartnäckig vertheidigte Casa Visconti ein. Nun beschossen die Piemontesen, die rechtzeitig mit ihren Geschützen sich zurückgezogen und sie nun an passender Stelle placirt hatten, die Casa Visconti in mörderischer Weise. Aber R. mit seinen Freiwilligen hielt tapferen Widerstand, schlug zwei von überlegenen feindlichen Abtheilungen unternommene Angriffe entschieden ab und behauptete im blutigsten hartnäckigsten Kampfe seine Position. Nahezu eine Stunde hatte bereits der Kampf gewahrt, als ihn eine zweite Kugel unter dem rechten Schulterblatts traf und ihn kampfunfähig machte. Ehe er noch vom Kampfplatze getragen wurde, verwundete ihn eine dritte Kugel am rechten Unterschenkel. Diese heldenmüthige Vertheidigung der Casa Visconti durch die Wiener Freiwilligen hatte wesentlich zum siegreichen Ausgange der Schlacht beigetragen, indem der vom Feinde bedrohte linke Flügel des zweiten Corps dadurch frei gemacht, sich energisch wieder am Kampfe betheiligen konnte. Rüling erhielt im Capitel des Jahres 1849 für seine Waffenthat das wohlverdiente Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens und wurde im folgenden Jahre in den Freiherrnstand erhoben. Der Gemeinderath von Wien aber votirte in der Sitzung vom 14. April 1849 ihm, „der Wiens Söhnen so viel Ruhm erworben“, eine Dankadresse. Im Februar 1850 wurde R. zum Obersten und Capitän-Lieutenant der Trabanten-Leibgarde ernannt, und 1866 trat er mit Generals-Charakter in den Ruhestand. Aus seiner Ehe mit Anna Gräfin Zedtwitz hatte er drei Söhne und vier Töchter. Der älteste seiner Söhne, der im Theresianum erzogen wurde, nahm sich in einem Anfalle von Schwermuth 1865 selbst das Leben. Dieß Ereigniß und der 1866 erfolgte Tod seiner Frau erschütterten zusehends seine Gesundheit. Er zog sich, um Ruhe und Stärkung zu finden, auf seine Besitzung nach Ungarn zurück, kehrte aber verdüsterten Geistes nach Wien zurück, wo er nach langem und schwerem Leiden, 72 Jahre alt, starb. – Die von einem Maximilian Freiherrn Rüling erschienenen „Gedichte“. Nach seinem Tode [238] herausgegeben“ (Wien 1866, Lechner, 12°.), welche Belege einer ungewöhnlichen poetischen Begabung sind, dürften wohl dem unglücklichen Sohne angehören, der, wie oben erwähnt, sich selbst das Leben nahm. Rüling erscheint auch Rühling und Rilling geschrieben; beide Schreibweisen sind unrichtig, denn er selbst schrieb sich Rüling.

Freiherrnstands-Diplom ddo. Wien 10. Jänner 1850. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1652 u. 1753 [schreibt ihn unrichtig Rühling statt Rüling]. – Neue freie Presse 1869, Nr. 1769. – Oesterr. ung. Wehr-Zeitung (Wien, 4°.) 1869, Nr. 160. – Wappen. Quadrirter Schild. 1: in Schwarz ein goldenes Reh; 4: in Schwarz ein silberner Windhund mit goldenem Halsband und einem rückwärts abhängenden goldenen Ringe; 2 und 3: ist von Roth und Silber viermal schrägrechts getheilt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich ein in’s Visir gestellter gekrönter Turnierhelm erhebt. Aus der Krone desselben wächst zwischen zwei mit den Sachsen gegeneinander gekehrten Adlerflügeln, von welchen der rechts von Schwarz und Gold viermal schräglinks, der linke von Roth und Silber viermal schrägrechts getheilt ist, das in 1 beschriebene Reh hervor. Die Helmdecken sind rechts roth mit Silber, links schwarz mit Gold unterlegt.