BLKÖ:Pruner, Johann Adam

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 26. (Quelle)
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Pruner, Johann Adam (Humanist, geb. zu Linz 22. Juni 1692, gest. ebenda 7. Februar 1734). Seine Familie stammt aus Bayern. Sein Vater Johann war Stadtrichter von Linz, später Verordneter des Bürgerstandes und starb zu Linz am 6. Jänner 1693 im Alter von 60 Jahren. P., der sich dem Kaufmannsstande gewidmet hatte, übernahm nun das Erbe seines Vaters. Seine Wohlthätigkeit, Energie und strenge Rechtlichkeit bahnten ihm den Weg zu verschiedenen Ehrenstellen in seiner Vaterstadt. So wurde er 1710 Verordneter des 4. Standes, 1713 Stadtrichter, 1715 Bankal-Collegiums-Assessor mit 1000 fl. Gehalt und endlich nach sechs Jahren, 1721, Bürgermeister von Linz, welchen Posten er 13 Jahre hindurch, gehoben von dem Vertrauen seiner Mitbürger, bis zu seinem im 62. Lebensjahre erfolgten Tode bekleidete. Ein unvergängliches Denkmal seiner Wohlthätigkeit hat sich P. durch seine Stiftung, die den Namen „Pruner’sche Stiftung“ führt, selbst gesetzt. Der Anlaß zu derselben wird folgendermaßen erzählt. P., ein reicher Kaufmann, dessen Schiffe alle Meere durchsegelten, hatte die Nachricht erhalten, daß sehr viele Schiffe, die anderen Handelsherren gehörten, durch Stürme, die im adriatischen Meere wütheten, Schiffbruch erlitten hätten. Nun hatte P. auch ein Schiff mit einer Ladung, welche viele Tausende werth war, auf diesem Meere. Da machte er – man sagt, es hätte ihm geträumt, sein Schiff sei wohlbehalten in Triest eingelaufen – das Gelübde: er wolle den Werth der ganzen Schiffsladung für einen wohlthätigen Zweck opfern, wenn das Schiff aus der ihm drohenden Gefahr errettet würde und unversehrt in Triest lande. Das Schiff erreichte wohlbehalten den Hafen von Triest und P. schritt nun allsogleich an die Ausführung seines Gelübdes. Noch bei seinen Lebzeiten – der Stiftbrief ward erst am 15. Februar 1734 hinterlegt – ließ er das Gebäude zur Aufnahme von 27 Waisen und 54 Pfründnern männlichen und weiblichen Geschlechts bestimmt, dann die dazu gehörige Kirche erbauen und räumte derselben einen großen Garten ein. Außerdem dotirte er die Stiftung mit einem Capitale von 158.000 fl. Ferner bestimmte aber P. noch folgende Legate für diese Stiftung: Zum Unterhalt des Verwalters 3400 fl.; für einen Beneficianten zum Messelesen in der erbauten [27] Kirche 12.000 fl. Der Zweck dieser „Pruner’schen Stiftung“ war die Erhaltung von 27 Waisenknaben, welche auch einen angemessenen Schulunterricht genießen sollten, und von 54 Pfründnern, welche außer Wohnung und Holz jährlich je 38 fl. erhielten. Noch bestimmte P. die Zinsen von 1700 fl. zur Bezahlung des Schulgeldes für 27 arme Knaben, und zwar in der Art, daß jeder der drei von der Stadt Linz angestellten Schulmeister neun solche Schüler haben sollte, dem für jeden ein jährlicher Betrag von 2 fl. 30 kr. bezahlt wurde. P.’s Testament enthielt noch weitere Legate, alle zu wohlthätigen Zwecken, wie für 900 h. Messen 450 fl.; ad cassam pauperum 150 fl.; für 5 fromme Bruderschaften 125 fl.; für Hausarme 168 fl. Für das Domicillaer Haus 300 fl.; der Pfarrkirche zu Linz für ein Ornat 500 fl.; für das Lazareth 500 fl. und mehrere Andere. Unter Kaiser Joseph II. wurde das Beneficium zum Religionsfonde für die Dotation eines Dompredigers eingezogen, der Garten größtentheils veräußert und diese Summe zum Stiftungscapitale eingezogen, dessen Interessen in folgender Weise verwendet werden. Die 27 Waisen erhalten bis zum 12. Lebensjahre jährlich je 45 fl., von da bis zum vollendeten 15. Jahre 36 fl., die Studirenden aber bis zur Beendigung ihrer Studien 75 fl., 54 Pfründner täglich je 8 Kreuzer. Das Stiftsgebäude wurde in eine Gebär- und Irrenanstalt umgewandelt. Von P. wird auch erzählt, daß er, als Karl VI. von Böhmen nach Linz kam, bei Ueberreichung der Stadtschlüssel eine höchst gelehrte lateinische Rede hielt, welche die Bewunderung des Monarchen in solchem Maße erregte, daß er P. eines näheren Verkehres würdigte und letzterer später mit Karl VI. sogar in geheimer Correspondenz gestanden sein soll.

Pillwein (B.), Linz, Einst und Jetzt, von den ältesten Zeiten bis auf die neuesten Tage (Linz 1846, Schmid, 8°.) II. Theil, S. 147. – Der Oesterreicher, Kalender für 1856 (Linz 1856, Veit, 8°.) S. 122: „Drei Sagen aus Oberösterreich“, von Karl Hilarius Proschko, 1. „Das Prunerstift“.