Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Poppe, Gustav
Band: 23 (1872), ab Seite: 115. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
David Popper in der Wikipedia
David Popper in Wikidata
GND-Eintrag: 116268409, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Popper, David|23|115|}}

Popper, David (Violoncellvirtuose und Compositeur, geb. zu Prag 18. Juni 1846). Erhielt am Conservatorium der Musik zu Prag seine erste Ausbildung unter dem trefflichen Violoncellisten Golterman. Bei seinem Austritte aus dem Conservatorium debutirte P. mit einem großen Concert für Violoncell und Orchester eigener Composition, welches ihm in der [116] Doppeleigenschaft als Spieler wie als Componist allgemeine Anerkennung verschaffte. Im Jahre 1863 unternahm er seine erste große Kunstreise nach Deutschland, wo der noch sehr jugendliche (17jährige) Künstler, namentlich im Leipziger Gewandhaus und in Berlin, Bremen u. s. w. mit enthusiastischem Beifall begrüßt und von der Kritik jener Städte einstimmig den ersten lebenden Künstlern seines Instruments beigezählt wurde. Der durch seinen Kunstenthusiasmus bekannte Fürst von Hohenzollern in Löwenberg ernannte Popper im selben Jahre zu seinem Kammervirtuosen. Nun folgten Reisen durch ganz Nord- und Süd-Deutschland, die Schweiz, Holland u. s. w., überall von glänzenden Erfolgen begleitet. Bei dem großen Musikfeste in Karlsruhe (1865) wurde Popper einstimmig die Palme unter den Solisten zuerkannt. Im Jahre 1867 machte er unter Ullmann mit Charlotta Patti eine große Concertrunde, bei welcher Gelegenheit er zum erstenmale in Wien spielte. Sein großer Erfolg veranlaßte seine spätere Anstellung als erster Violoncell-Solospieler an der kaiserlichen Hofoper, in welcher Eigenschaft derselbe heute noch thätig ist. Seine bald darauf wegen seiner Mitwirkung an einem Privat-Concerte erfolgte übereilte Entlassung von seinem Posten, bildete einige Zeit eine stehende Rubrik in den öffentlichen Blättern, und der junge Künstler, der sich diesen Willküract nicht mir nichts dir nichts bieten ließ und dagegen Einsprache erhob, wurde, indem sein Entlassungsdecret zurückgezogen wurde, sofort wieder angestellt. P. ist für sein Instrument auch als Compositeur thätig und von seinen Violoncell-Compositionen sind mehrere bereits gedruckt und auf dem Repertoir der Concertvirtuosen. – Sein erst 18 Jahre alter Bruder soll, wie das „Fremden-Blatt“ 1870, Nr. 11, unter den Kunstnotizen meldet, im Conservatorium zu New-York als Professor des Cello angestellt sein.

Hanslick (Eduard), Aus dem Concertsaale. Kritiken und Schilderungen u. s. w. (Wien 1870, Braumüller, gr. 8°.) S. 443. – Derselbe, Geschichte des Concertwesens in Wien (ebd. 1869, gr. 8°.) S. 318 u. 320. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 2003 u. 2005, unter den „Theater- und Kunstnachrichten“. – Neues Wiener Tagblatt, 1870, Nr. 83, im Feuilleton. – Die Tagespresse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 71 [der Wortlaut seines Entlasssungsdecretes!].