Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Pop und Popp
Band: 23 (1872), ab Seite: 104. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Emerich Poor in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Poor, Emerich|23|104|}}

Poor, Emerich (Arzt, geb. in Ungarn um das Jahr 1830). Poor hatte, ehe er sich der Medicin zuwandte, durch zwei Jahre als Cleriker, sich dem Studium der Pädagogik gewidmet, und dann drei Jahre als Gymnasialprofessor gewirkt, bis ihn die Neigung für den ärztlichen Beruf derart erfaßte, daß er die Kutte auszog, um Medicin und Geburtshilfe zu hören. 1854 machte er die strengen Prüfungen zur Erlangung der Doctorwürde. Ein Jahr darauf hatte er bereits, als die Cholera ausgebrochen war, als provisorischer Secundararzt im Pesther allgemeinen Krankenhause die ersprießlichsten Dienste geleistet und wurde, als diese entsetzliche Krankheit in Pesth in Abnahme begriffen war, von der Ofner Statthalterei nach Jazygien und Kumanien beordert, um dort gegen das Uebel einzuschreiten. Die betreffenden Behörden haben ihn bezeugt, daß er von unermüdlichem Eifer gewesen. Er wurde dann stabil als Secundararzt im allgemeinen Krankenhause angestellt, verblieb 1855 und 1856 in dieser Stellung, ging dann nach Wien, später nach Paris, um da die Celebritäten seines Faches zu hören und unterwegs die berühmtesten Spitäler zu besuchen. Nach seiner Rückkehr wählte ihn die Universität zum Assistenten des Professors Sauer, welcher nicht nur als Arzt sondern auch als docirender Professor großen Zulauf hatte. In dieser Stellung blieb P. bis 1861, in welchem Jahre seine Ernennung zum wirklichen Professor der Chirurgie erfolgte. Bei seinen Berufsgeschäften aber hat P. auch noch Zeit gefunden, für sein Fach literarisch thätig zu sein. So hatte er schon als Student., theils nach seinen Aufzeichnungen, theils nach denen mehrerer Collegen, die Vorträge des Professors Sauer redigirt und in sechs lithographirten Bänden herausgegeben: „Ignatii Sauer, Praelectiones ex „Pathologia, ex Therapia speciali medica“, in alma et celeberrima R. Scientiarium Universitate Hungarica habitae 1854“. Dieses schätzbare Werk hat nach zwei Jahren schon eine neue Auflage erlebt. Sodann folgten im Jahre 1855 ebenfalls nach den Vorträgen des Professors Sauer: „Die ostindische Brechruhr“, durch P. herausgegeben von den Hörern der Pharmacie; – „Die Scrofeln (Scrofulides) oder die durch Scrofeln verursachten Hautkrankheiten, deren Begründung und systematische Eintheilung“; als beste Anerkennung für dieses ausgezeichnete Werk mag erwähnt sein, daß es in vier Jahren zwei Auflagen erlebte, ein Umstand, der in Ungarn in Bezug auf wissenschaftliche Werke allerdings zu den Seltenheiten gehörte. Noch erschien von ihm: „Deutsch-latein-ungarisches und ungarisch-latein-deutsches Handwörterbuch der nothwendigsten ärztlichen Kunstausdrücke“ (1861–1863), unter Mitwirkung des Prof. Dr. Hackelt und Dr. Szirtey in Wien. Außer diesen selbstständig edirten Werken lieferte er zahlreiche werthvolle Beiträge für die „(ungarisch)-medicinische Wochenschrift“, deren Mitredacteur [105] er eine Zeit lang war, und für andere deutsche und ungarische Fachblätter. P. ist der ungarischen Akademie correspondirendes und vieler anderer gelehrter Gesellschaften ordentliches Mitglied. Er gehört zu jenen seltenen Menschen, die, ohne von irgend welcher Seite eine Unterstützung erfahren zu haben, nur durch Selbsthilfe und den unermüdlichsten Fleiß sich jenes Wissen erworben, durch welches sie sich dann einen Ruf und ihre Bedeutendheit in der gesellschaftlichen Stellung errangen.

Magyarország és nagy vilag, d. i. Die ungarische und die große Welt (Pesther illustr. Blatt, gr. 4°.) 1865, Nr. vom 19. November. – Schriftliche Notizen des Herrn L. Rosner.