BLKÖ:Plappart, Leopold Franz Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Plappert, Johann
Band: 22 (1870), ab Seite: 402. (Quelle)
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Plappart, Leopold Franz Ritter von (Landes-Protomedicus der Steiermark, geb. in der Steiermark im Jahre 1744, gest. im Schlosse Spielfeld 29. Jänner 1805). Entstammt einem adeligen Geschlechte, über welches die Quellen [S. 401] nähere Aufschlüsse geben. Leopold von P. besuchte zu Gratz die Gymnasialclassen und philosophischen Studien, begab sich hierauf nach Wien, um unter den damals berühmten Professoren der Medicin die Heilkunde zu studiren, nach deren Vollendung er am 29. Juli 1765 die Doctorwürde erlangte. Hierauf hat er sich noch einige Jahre in Wien weiter ausgebildet und wurde im Jahre 1768 als Mitglied der medicinischen Facultät zu Wien aufgenommen[WS 1]. Er wurde dann als Stadtphysicus in Gratz angestellt und war auch Mitglied der im Jahre 1776 aufgelösten niederösterreichischen Sanitätscommission. Bald darauf wurde er zum k. k. Sanitätsrathe ernannt, war dann einige Zeit als Stellvertreter des k. k. Sanitätsrathes und steiermärkischen Landes-Protomedicus, Dr. Sigmund R. Ritter von Katharin, thätig und nach dessen Tode um das Jahr 1778 sein Nachfolger im Amte. Unter P. begann die Reorganisation des Sanitätswesens in der Steiermark mit der Abstellung der Curpfuscher und der Heranbildung besserer Wund- und Geburtsärzte. Am 16. August 1783 wurde dem Protomedicus P. die Aufsicht über das medicinisch-chirurgische Studium übertragen, nachdem die Karolinische Universität zu Gratz im Jahre 1782 in ein Lyceum umgewandelt worden war. Er hatte nun nicht nur neue Vorschläge über die bessere Herstellung der medicinisch-chirurgischen Anstalt zu erstatten, sondern auch dieselben energisch durchzuführen. Als Medicinal-Referent bei dem Gubernium ordnete er am 22. Jänner 1783 an, daß der Med. Dr. Sartorius über die Erkenntniß und Heilart der inneren Krankheiten bei den barmherzigen Brüdern zu Gratz Vorlesungen gebe und klinische Vorträge halte. P. führte ferner die von Kaiser Joseph II. und seinem Leibarzte Dr. Anton Freiherrn von Störk angeordneten Verbesserungen des Sanitätswesens mit solcher Energie durch, daß im Jahre 1783 die Klostergefängnisse aufgehoben, die Begräbnisse [403] und Grüfte in und um die Kirchen abgestellt und allmälig beseitigt, neue Friedhöfe angelegt, die Todtenbeschau am 21. Februar 1783 besser geregelt und die Chirurgie zur freien Kunst erhoben wurde. Unermüdet in seinen Reformen schritt er nun, 1784, zur Errichtung eines Findelhauses, einer Siechen- und Irrenanstalt vor und erwirkte, daß die medicinisch-chirurgische Anstalt als eine öffentliche angesehen werde und rechtsgültige Diplome für Wundärzte und Hebammen ausfertigen konnte. Im Jahre 1785 wurden die Armen-Institute in Innerösterreich eingeführt und die chirurgischen Gerechtsame geregelt. Mit 26. Mai 1786 erhielten nicht nur das Gubernium, sondern auch der Protomedicus einen erweiterten Wirkungskreis, letzterer besonders bei ansteckenden Krankheiten, bei Errichtung von Apotheken, Anstellungen von Aerzten und Wundärzten, Besetzung der öffentlichen Sanitätsbeamtenstellen u. s. w. Die medicinisch-chirurgischen Studien wurden am 28. Juni 1786 auf einen zweijährigen Curs ausgedehnt, dem jeweiligen Professor der Anatomie, Chirurgie auch noch der Hebammenunterricht übertragen (3. December 1786) und, um das Studium zu erleichtern, wurden aus dem Landesfonde mehrere Stipendien zu 300 fl. per Jahr angewiesen. Durch die Kriege mit Frankreich wurde die weitere Entwicklung der medicinisch-chirurgischen Studienanstalt etwas gehemmt; allein die neuen Friedhöfe mit den Todteneinsetzkammern fanden auf dem Lande, in Städten und Märkten eine immer größere Verbreitung (1797 und 1801). Der Lambrechter Hof in der Paulusthorgasse zu Gratz wurde nach der temporären Aufhebung des Stiftes St. Lamprecht (1786) auf Befehl Kaiser Joseph’s II. mit der Aufschrift: Saluti et solatio Aegrorum Josephus II. Aug. MDCCLXXXVIII im Jahre 1788 zu einem allgemeinen Krankenhause umgewandelt und mit dem gegenüberstehenden Gebär- und Tollhaus vereinigt. Auch wurde auf P.’s Vorschlag im Jahre 1801 und 1803 den Rohitscher Quellen eine größere Aufmerksamkeit zugewendet und ein eigener k. k. Physiker daselbst angestellt. Am 18. October 1802 erfolgte von Seite des Guberniums der erste Auftrag, die Kuhpockenimpfung mit allem Ernste öffentlich einzuführen. Am 4. Jänner 1804 wurde das allgemeine Krankenhaus bezüglich seiner Eintheilung und ärztlichen Wirksamkeit der verschiedenen Aerzte neu regulirt, auch erfloß über P.’s gutachtliche Aeußerungen am 17. und 21. Februar 1804 ein neuer Studienplan für die medicinisch-chirurgischen Studien, welcher allmälig in Ausführung gebracht wurde. In Anerkennung der vorerwähnten Verdienste wurde P. im Jahre 1784 in den Reichsritterstand erhoben. Sowohl als vielbeschäftigter praktischer Arzt, wie als oberster Sanitätsbeamter der Provinz Steiermark und Mensch hochgeachtet und geliebt, verschied er im 61. Lebensjahre auf dem, damals den Grafen von Katzianer gehörigen Schlosse Spielfeld, eine Stunde von Ehrenhausen an der Mur entfernt. Auf dem Friedhofe daselbst befindet sich das ihm von seinen Kindern gesetzte Denkmal. Ueber seinen Familienstand vergleiche die Stammtafel auf S. 400.

Ritterstands-Diplom ddo. 5. Juli 1784. – Medicinisch-chirurgische Zeitung, herausg. von Dr. Erhart (Salzburg 1805, 8°.) Bd. I, S. 272. – Rosas (Anton Edler von), Kurzgefaßte Geschichte der Wiener Hochschule im Allgemeinen und besonders der medicinischen Facultät (im Novemberheft des Jahrganges 1847 der „Medicinischen Jahrbücher des k. k. österr. Staates“). – Machers (Mathias Dr.), Handbuch der k. k. Sanitätsgesetze [404] und Verordnungen mit besonderer Beziehung der innerösterreichischen Provinzen (Gratz 1846, Jacob Franz Dirnböck), I. Bd. – Handschriftliche Mittheilungen des Herrn Dr. Mezler von Andelberg in Weiz.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aufgegenommen.