Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 168. (Quelle)
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Pfeffer, Karl (Tonsetzer, geb. zu Wien 12. Jänner 1833). Sein Vater Philipp Pfeffer war befugter Claviermacher in Wien. Der Sohn Karl erhielt von einem älteren, im Jahre 1857 verstorbenen Bruder den ersten Unterricht im Clavierspiele und im Jahre 1843–1845 im Conservatorium von dem damaligen Professor Laurenz Weiß auch Unterricht im Gesange. Von nun an blieb der 13jährige Knabe in der musikalischen Ausbildung ganz sich selbst überlassen. Für das Clavierspiel, obwohl im Elternhause genug Gelegenheit, es zu üben und zu vervollkommnen, sich darbot, hatte P. durchaus keine Lust, er fand keinen Geschmack am mechanischen Lernen, wodurch er, wie er meinte, doch nur seine technische Fertigkeit, aber in keiner Weise seine geistige Gestaltungsgabe fördern oder auch nur regeln konnte. Aber die Liebe zur Musik wohnte darum nichtsdestoweniger in dem talentvollen Knaben, der im Alter von zehn Jahren es schon mit Compositionen versuchte. Mittlerweile gestalteten sich die Verhältnisse im Elternhause immer mißlicher. Die Mutter hatte P. bereits im Jahre 1842, als er ein Kind von neun Jahren war, verloren und seither ging das Geschäft des Vaters immer mehr abwärts, bis es im J. 1848 durch die Zeitverhältnisse völlig zu Grunde gerichtet wurde. Die Jahre 1848–1854 waren für P. und seinen Vater Jahre schwerer bitterster Noth, es fehlte ihnen beiden oft am Nothwendigsten. Lust und die Gabe, Stunden aus der Musik zu geben, wodurch er seine Lage hätte bessern können, besaß der Sohn nicht, so warf er sich denn auf die Tanzmusik, welche ihm anfänglich einen nur kärglichen Lohn abwarf und deren Ausübung mit großer Anstrengung verbunden war. So brachte er sich denn in armseliger Weise fort, bis es ihm gelang, im Jahre 1855 zu Tanzmeister Rabel zu kommen, bei dem es zwar nicht an Plage, aber doch auch nicht an entsprechender Entlohnung fehlte. Dabei spielte P. mit Anwendung aller Technik und suchte die verschiedenartigen Tanz-Compositionen durch einen wirklich brillanten Vortrag zu heben, was von Kennern, die eben auch Tanzstunden nahmen, nicht unbemerkt blieb und P.’s Namen bald bekannt machte. In dieser Zeit, 1858, wurde P. durch einen Freund dem Hof-Operncapellmeister Heinrich Proch vorgeführt. Dieser prüfte den jungen Geiger und auch einige seiner Compositionen, und versprach ihm, wenn sich eine Gelegenheit bieten sollte, ihn davon zu benachrichtigen; auch stellte er P. dem Director Eckert vor, der ihn aber ebenso, da jetzt keine Stelle erledigt war, in verbindlichster Weise auf die Zukunft vertröstete. Beiläufig ein Jahr mußte P. warten, als er im August 1859 von [169] Eckert berufen und von diesem nach vierzehntägiger Probezeit fest engagirt wurde. So trat denn P. am 16. April 1859 in eine seinem Talente entsprechende, in die eigentlich künstlerische Laufbahn, und zwar war er vom 1. October 1859 bis 30. September 1869 als Vice-Chordirector und vom 1. October 1869 als Solo-Gesangs-Correpetitor bei der kais. Hof-Oper angestellt, in welcher Stellung er sich noch befindet. Als Componist, wenngleich in weiten Kreisen noch wenig gekannt, hat er doch bereits einen geachteten Namen, der größte Theil seiner Compositionen ist ungedruckt. Im Stiche sind bisher nur erschienen bei Wessely zwei Lieder: „Liebesbote“ und „In dem Himmel ruht die Erde“; dann in Berlin bei Schott ein Lied: „Das Abendläuten“; aber eine große Menge Lieder, mehrere kleine Stücke und Orchester-Compositionen ruhen noch im Pulte. Jährlich, seit 1864, veranstaltet P. ein Concert, in welchem seine Compositionen für Gesang und Instrumente vorgetragen werden. Im Liede, namentlich im elegischen und sentimentalen, besteht P.’s Hauptstärke, überall aber verräth er fleißiges; wohlgenütztes Studium der Meister, eine gewandte Hand und vor Allem einen auf Wohlklang und Formschönheit gerichteten, also gesunden, musikalischen Sinn.

Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 131, im Feuilleton von Ed. Hanslick. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 66, u. 1867, Nr. 2. –