Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Patzelt, Anton
Band: 21 (1870), ab Seite: 358. (Quelle)
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2. Sein Bruder Vincenz (geb. zu Turnau im Jahre 1813), in böhmischen Werken als Cenek Paclt erscheinend, wo es jedem überlassen bleiben mag, daraus den Vincenz Patzelt herauszufinden, erlernte zuerst die Seifensiederei in Gitschin und brachte einige Zeit als Geselle zu Raab in Ungarn zu. Als zu Anbeginn der Vierziger-Jahre der Handel mit Compositions-Edelsteinen in Turnau einen unerwarteten Aufschwung nahm, wurde P. nach Haus berufen, um sich diesem so lohnenden Erfolg in Aussicht stellenden Erwerbszweige zuzuwenden. Er erlernte nun das Schleifen und Poliren echter und nachgeahmter Steine, und ging mit Waare vorerst nach Wien und im Jahre 1843 nach Warschau, wo er dieses Geschäft bis 1845 betrieb. Im Jahre 1847 unternahm er eine Reise nach New-York, um diese Zeit wurden eben die Goldfelder in Californien entdeckt. Theils aus Reiselust, theils aus Verlangen nach Gold, machte sich auch P. auf den Weg dahin und [359] nun beginnen seine nicht uninteressanten Reiseabenteuer. Das Schiff, auf dem P. seine Ueberfahrt machen wollte, verbrannte. P. mit seinen Reisegefährten wurde von einem zur Rettung herbeigeeilten Schiffe aufgenommen, das sie wieder in Nordamerika absetzte. Die Vereinigten Staaten befanden sich damals im Kriege mit Mexiko, P. trat nun als Freiwilliger in das Heer und diente vier Jahre in demselben, mannigfache Wechselfälle des Schicksals erlebend. Für seine Dienste erhielt er neben einer Geldbelohnung noch 400 Aker Land. Im Jahre 1853 kehrte er auf kurze Zeit in seine Heimat zurück, dann begab er sich wieder nach Nordamerika. Von dort lockten ihn die Diamantengruben Brasiliens dahin, er reiste nach Rio Janeiro, besuchte die Diamantenbezirke, ging dann nach Melbourne in Australien und lernte die dortigen Goldgebiete kennen. Die Nachricht von Goldfeldern, die man in Calcutta entdeckt, lockte ihn nach Indien, von wo er nach Hong-Kong in China, nach Sidney und Neu-Südwales kam. Die Hoffnung, Gold zu finden, trieb ihn so bis Neuseeland. Nun kehrte er nach Sidney und mit anderen Glücksrittern in das Innere Australiens zurück, wo es ihm diesesmal mit der Goldsucherei besser glückte, als das erstemal. Im Herbste 1863 verließ er Australien, kam über Polynesien nach Brasilien und schiffte sich von dort nach Europa ein, wo er im Jänner 1864 in London ankam. Von London reiste er über Paris und die Schweiz in seine Heimat Turnau, von wo ihn nach längerem Aufenthalte im Kreise der Seinigen die Reiselust nach Australien zurücktrieb, wo er zu Anfang des Jahres 1865 landete. P. hat auf diesen Fahrten durch die verschiedenen Theile der Erde sich immer selbst fortgeholfen. Er unterzog sich jeder Arbeit, mit welcher er etwas verdienen konnte und schlug sich unter Beschwerden und Mühseligkeiten aller Art durch. Er hat von seinen an Abenteuern und Erlebnissen mannigfachster Art reichen Wanderungen Aufzeichnungen gemacht, aus denen Jaroslav Svoboda den Stoff zu jenen Mittheilungen schöpfte, die er unter dem Titel: „Čeněk Paclt, rodák turnovský a jeho cesty“, d. i. Vincenz Patzelt, ein geborner Turnauer, und seine Reisen, in den „Literarní listy, časopis věnovaný literatuře, umění, poučení a zábavě“ (Prag, schm. 4°.) II. Jahrg. (1865), Heft 6 u. f.. veröffentlicht hat. –