BLKÖ:Pablasek, Mathias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pabliczek, Joseph
Band: 21 (1870), ab Seite: 151. (Quelle)
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Pablasek, Mathias (Pädagog und Director des k. k. Blinden-Institutes in Wien, geb. zu Mödritz in Mähren 24. Februar 1810). Sein Vater war Landwirth, und der Sohn erhielt seine [152] erste Bildung in der Ortsschule und dann in der zu Bergen bei Nikolsburg, wohin sein Vater im Jahre 1818 übersiedelte. In den Klosterschulen der PP. Piaristen zu Auspitz und Nikolsburg studirte er Gymnasium und Philosophie, und an der Universität zu Olmütz die Rechte, die er 1834 absolvirte. Sehr frühzeitig erwachte in ihm der Hang zum Lehrfache; als Student gab er Privatunterricht und verwendete den Erwerb auf seine Ausbildung hierzu; am 30. November 1830 unterzog er sich im Alter von 20 Jahren der ersten Concursprüfung für ein Gymnasiallehramt und wurde auf Grund derselben Supplent am k. k. akademischen Gymnasium daselbst, dann war er bis 1834 zu Olmütz als Erzieher und supplirender Gymnasiallehrer thätig. Am 22. Juli 1836 betrat er als Praktikant der Wiener k. k. Universitäts-Bibliothek die Beamtenlaufbahn, wurde am 1. December 1837 Amanuensis der k. k. Hofbibliothek, am 12. Februar 1841 Accessist und am 7. September 1849 Registrant des k. k. Hofkammer-Archivs, in der Zwischenzeit zugleich als Lehrer der französischen und italienischen Sprache in seiner öffentlichen Lehranstalt und als Docent des deutschen Sprachfaches am Wiener polytechnischen Institute wirkend. Mit Decret des k. k. Unterrichtsministeriums vom 17. October 1850 wurde P. Director der Preßburger städtischen Oberrealschule und endlich nach dem Erlaß des k. k. Staatsministeriums vom 8. Mai 1862 Director des k. k. Blinden-Erziehungsinstitutes in Wien. Als Pädagog und Lehrer hat P. bisher durch 40 Jahre mit anerkanntem Erfolge gewirkt. Seiner Thätigkeit in den Schulen der Sehenden wird der erfreuliche Aufschwung der Preßburger Oberrealschule, der ersten, die in Oesterreich in’s Leben trat, allgemein nachgerühmt. Ohne in der Monarchie ein Vorbild vor sich zu haben, setzte er diese Schule als confessionell simultane Anstalt in Gang und brachte sie, von einem tüchtigen Lehrkörper unterstützt, zu so gutem Rufe, daß die Schülerzahl bald zu 400 und darüber anwuchs. Anstände von Seiten der Kirche wußte er mit einer Klugheit und Besonnenheit hintanzuhalten, daß das anfängliche Geschrei und die thatsächliche Opposition gegen die confessionelle Gleichberechtigung sich vollkommen legte, und Katholiken, Protestanten und Juden ihm dafür gleiche Anerkennung zollten. Der Umschwung in Ungarn nach dem Octoberdiplom von 1859 bewog ihn, seine Rückversetzung nach Wien nachzusuchen, und zwar auf ein Gebiet pädagogischen Wirkens, das ihm die Erinnerung an blinde Familienglieder, an deren Seite er aufgewachsen, und an einen blinden Lehrer, dessen Unterricht er genossen, von jeher großes Interesse eingeflößt, nämlich das Gebiet der Blindenpädagogik. Mit der Literatur und dem Fortschritte dieses Faches in der Neuzeit vollkommen vertraut, trat er am 1. August 1862 den ihm übertragenen Posten des Directors des Wiener k. k. Blinden-Erziehungsinstitutes an und nahm sofort die Reorganisirung desselben in Angriff. Es kamen die jetzigen vier Classen des Schulunterrichtes anstatt der früheren zwei Abtheilungen, die Vermehrung der Lehrobjecte und der Lehrkräfte, sowie die Verwendung lehrfähiger Blinden als Hilfslehrer beim Schul- und Musikunterrichte zu Stande; der Antrag auf Gründung eines Unterstützungsfondes für austretende Zöglinge wurde im Principe adoptirt und unter seiner Mitwirkung seither durch sieben Stipendien in’s Werk gesetzt; der Instrumental-Musikunterricht wurde auf die Zither [153] und auf die Ausbildung der Blinden zu Organisten, der industrielle auf das Clavierstimmen, das Bürsten- und Besenbinden und auf mehrere Zweige der Flechtarbeiten ausgedehnt, der Turnunterricht für Knaben und Mädchen in der für Blinde möglichen und wünschenswerthen Ausdehnung eingeführt, und zur Verbreitung richtiger Ansichten über die Behandlung der Blinden im elterlichen Hause und in den Ortsschulen der Sehenden ein Lehrcurs der Blindenerziehung und des Blindenunterrichtes für Candidaten des Volksschul-Lehramtes und der Seelsorge eröffnet, der im ersten Jahre (1869) 57 Zuhörer zähle. Gegenwärtig ist P. bemüht, mit dem k. k. Blinden-Erziehungsinstitute eine Vorschule für blinde Kinder von 6 bis 10 Jahren in Verbindung zu bringen, in der das Institut seinen festeren Grundstein finden soll, sowie es in dem Unterstützungsfonde für austretende Zöglinge seinen nothwendigen Schlußstein erhalten und damit in die Reihe der Musteranstalten der Welt treten wird. Im Verlaufe seiner Lehrtätigkeit hat P. folgende Druckschriften veröffentlicht: „Tabellarische französische Grammatik“ (2. Aufl. Wien 1846); – „Dieselbe, im Auszuge für Anfänger zarteren Alters bearbeitet“ (Wien 1840); – „Italienische Orthoepie“ (Wien 1842); – „Deutsche Poetik“ (2. Aufl. Wien 1857); – „Das k. k. Blindenerziehungs-Institut in Wien, Geschichte, Chronik und Statistik“ (Wien 1864); – „ Joh. Wilh. Klein, Biogr. Skizze“ (Wien 1865); – „Die Fürsorge für die Blinden von der Wiege bis zum Grabe“ (Wien 1867). Für dieses letzte, von der Kritik im In- und Auslande beifällig besprochene Werk wurde P. von Sr. Majestät dem Könige von Dänemark durch Verleihung des Danebrog-Ordens 3. Classe und von der Jury der Pariser Welt-Ausstellung des Jahres 1867, bei der er dasselbe mit einem Lese- und Schreibapparate für Blinde ausgestellt, durch die Zuerkennung der silbernen Preismedaille ausgezeichnet.

Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 117: „Ein österreichischer Schulmann in Dänemark anerkannt“. – Literarisches Centralblatt, herausg. von Friedr. Zarncke (Leipzig, Avenarius, 4°.) 1868, Nr. 38, Sp. 1024.