BLKÖ:Opitz, Georg Emanuel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 66. (Quelle)
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Opitz, Georg Emanuel (Maler und Zeichner, geb. zu Prag im Jahre 1775, gest. zu Leipzig im Jahre 1841). Dem Wunsche der Eltern zufolge sollte er an der Hochschule seiner Vaterstadt Prag das Studium der Rechte vollenden, aber der vorherrschende Hang für die Kunst siegte und seit 1796 widmete er sich ausschließend derselben. Da er sehr geschickt im Bildnißmalen war, verließ er Prag und durchreiste als Porträtmaler ganz Deutschland, und malte bis zum Jahre 1801 ausschließlich Bildnisse in Oel und Miniatur. Auf seinen Künstlerfahrten kam er auch nach Wien und daselbst entwickelte sich sein bedeutendes Talent für Darstellung charakteristischer Scenen aus dem Volksleben, in deren [67] Ausführung seine Phantasie geradezu unerschöpflich schien. Nach längerem Aufenthalte in Wien ging er im Jahre 1814 als Begleiter der Herzogin von Kurland mit derselben nach Karlsbad und von da nach Paris, wo sich seinem Schaffen eine Fülle künstlerischen Stoffes, wie er eben seiner Weise und seinem Humor am meisten zusagte, darbot. Aus Paris kehrte Opitz nach Deutschland zurück, verweilte längere Zeit zu Heidelberg, dann in Altenburg und an anderen Orten, bis er in Leipzig, wo er als Professor an der dortigen Akademie angestellt wurde, seinen bleibenden Aufenthalt nahm. In Leipzig, wo er bis an seinen Tod blieb, entwickelte O. eine große künstlerische Thätigkeit und wohl über dreitausend Blätter, Darstellungen aus dem Leben, voll Humor und Laune, Volksscenen, Straßenbilder u. dgl. m. gingen aus seiner Hand hervor. Im Jahre 1816 begann er eine Folge französischer Sittenbilder, von denen zuerst vier Blätter, „Die ersten Tagesstunden des erwachenden Pariser Lebens“ darstellend, bei Brockhaus in Leipzig erschienen. Man rühmte an den ohne Uebertreibung aufgefaßten Blättern die Wahrheit und! Verständlichkeit der Darstellung. Diesen vier Blättern folgten im Jahre 1819 noch 24 neue unter dem Titel: „Charakterscenen aus dem Leben in Paris“, deren Originalzeichnungen in den Besitz des Herzogs von Sachsen-Gotha gelangten; die im Drucke erschienenen Blätter sind im Umrisse radirt und von Opitz selbst durch den Text erläutert. Von seinen Radirungen sind außer mehreren Blättern mit Leipziger Meßscenen, Costümen, Charakterbildern u. dgl. m. anzuführen drei größere Blätter: „Die Herabnahme des Standbildes Napoleon’s von der Siegessäule auf dem Vendomeplatze zu Paris den 8. April 1814“; – „Lager der Kosaken in den elisäischen Feldern zu Paris im Jahre, beide in gr. Royal-Qu. Fol.; – ferner „Erinnerung an Karlsbad“, der Neubrunnen mit sehr vielen charakteristischen Figuren, gleichfalls in gr. Royal-Qu. Fol.; ein mehr im Umriß radirtes Blatt. Die größere Zahl seiner Originalblätter sind Aquarelle oder in Gouache ausgeführt. O. war ein Künstler voll Geist und Humor, von scharfer Beobachtungsgabe, jedoch vorherrschend heiterer Anschauungsweise, seine Bilder aus dem Leben sind voll Laune, originell erfunden, frisch und keck ausgeführt, oft nur flüchtig behandelt, aber gut gezeichnet, geschickt gruppirt und voll Wahrheit. Den meisten Einfluß auf seine künstlerische Richtung mochte Casanova gehabt haben, bei dem er in jungen Jahren in Dresden einige Zeit gearbeitet hat.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 210. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1869, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 1073, Nr. 3.