BLKÖ:Ochse, Paul Mathias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Obrocki, Johann
Band: 20 (1869), ab Seite: 473. (Quelle)
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Ochse, Paul Mathias (Maler, Zeichner, Litho- und Kalligraph, geb. zu Kapuvar im Oedenburger Comitate Ungarns im Jahre 1798). Sein Vater, von Geburt ein Schweizer, diente als Rentmeister zu Kapuvar. Der Sohn, erst vier Jahre alt, verlor ihn in Folge eines Sturzes vom Pferde, worauf O. mit der Mutter nach Oedenburg übersiedelte. Dort besuchte er die Schule und seine mit Röthel, Kohle u. dgl. m. an Wänden, auf Tischen ausgeführten Zeichnungen erregten bald allgemeine Aufmerksamkeit. Blumen, wie er sie im Garten fand, begann er zu malen, ohne Anleitung und Lehrer, nebstbei war er Musiker, Uhrmacher, Mechaniker und griff Alles mit einem Geschicke ohne Gleichen an. Nach beendeten Schulen trat er bei einer Districtsbuchhaltung in Dienste, konnte sich aber mit der mechanischen geistlosen Arbeit nicht befreunden. Er gab nun den Dienst auf und ging nach Wien, wo er die Akademie der bildenden Künste – und das war es, was er brauchte – besuchte. In der Schule der historischen Zeichnung, welche damals unter Hubert Maurer’s [Bd. XVII, S. 140] Leitung stand, fand er Aufnahme und an Maurer einen Lehrer, der alsbald sein Talent erkannte und würdigte, dann besuchte er die Gallerien Wiens, studirte an den Werken alter Meister und war bald, wenn nicht der beste, so doch einer der besten und vorzüglichsten Schüler. Aus jener Zeit stammt von seiner Hand eine Madonna in Lebensgröße nach Mengs, welche später als Altarbild in die Schottenkirche kam. Nun verlegte er sich auf die Lithographie, welche eben damals erfunden worden. Er vollendete eine Madonna nach Andrea del Sarto und hatte über ein halbes Jahr an die Zeichnung auf dem Steine gewendet, aber der Abdruck brachte ein so mißlungenes Ergebniß zu Tage, daß alle seine Erwartungen getäuscht wurden. Er ließ sich aber nicht entmuthigen, sondern ging an neue Arbeit, welche seine Mühe vollends belohnte. Er lithographirte nämlich Carlo Dolce’s berühmtes Gemälde Gesu all’ orto auf einem nahezu fußhohen und acht Zoll breiten Blatte, und das Werk war tadellos ausgefallen. Das nächste Werk, das nun O. vollendete, war eine Madonna nach Raphael; die Arbeit war so vortrefflich ausgefallen, daß sie von [474] Kennern im ersten Augenblicke für einen Kupferstich gehalten wurde; der damalige Curator der Wiener Kunstakademie – Fürst Metternich – in Sorge, daß durch den Druck die feinen Nuancen des Blattes zerstört werden könnten, sandte den Stein an den damals so berühmten Lithographen Delpech nach Paris, wo das Werk auch in tadelloser Weise unter der Presse hervorging. So weit reichen die Nachrichten über diesen Künstler, von dessen weiteren Schicksalen, nämlich über das Jahr 1837 hinaus – ich nichts mehr erfahren konnte.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. X, S. 300. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abthlg. Bd. I, S. 110.