BLKÖ:Neumann, Johann Christian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 20 (1869), ab Seite: 266. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Christian Neumann in Wikidata
GND-Eintrag: 135990718, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Neumann, Johann Christian|20|266|}}

Neumann, Johann Christian (Botaniker, geb. zu Georgswalde im Jahre 1784, gest. zu Iglau 8. Mai 1855). Das Gymnasium beendete N. zu Pilsen, im Jahre 1802 bezog er die Prager Universität, um daselbst Medicin zu studiren, änderte aber bald seinen Plan, indem er sich ausschließlich dem Studium der Naturwissenschaften zuwendete, unter denen er mit besonderem Eifer die Botanik betrieb, für die er schon aus der Zeit, als er noch Gymnasiast war, große Vorliebe hegte. In Gemeinschaft mit anderen Botanikern unternahm er Ausflüge in Prags Umgebungen, auf denen er sich mit der Flora [267] derselben genau bekannt machte. Nach beendeten Studien erhielt er über Dr. Pohl’s Empfehlung die Stelle des Gartendirectors zu Hlubosch. Im Jahre 1819 übernahm N. die Leitung des Gartens zu Friedersdorf, damals im Besitze des Freiherrn von Leibnitz, und bereicherte denselben mit schönen und in Europa noch wenig gekannten, vornehmlich amerikanischen Sträuchern. Zugleich machte er oft botanische Ausflüge in die umliegenden Gegenden, deren Flora er auf das Sorgfältigste durchforschte und dabei manche für die botanische Wissenschaft nicht uninteressante Entdeckung machte. Bis zum Jahre 1840 blieb N. auf seinem Posten in Friedersdorf, nun übersiedelte er nach Kleinskal und von dort nach neunjährigem Aufenthalte, im Jahre 1849, nach Iglau, wo er lm Alter von 71 Jahren starb. N. hat sich mit der Durchforschung der Flora eines großen Theiles von Nordböhmen und der Umgebung von Iglau namhafte Verdienste um seine Lieblingswissenschaft erworben. Auch beschäftigte er sich mit den Kryptogamen und verdankt man zunächst ihm eine ziemlich genaue Kenntniß der Leber- und Laubmoose Böhmens. Auch für die Flora Sachsens, das er auf seinen botanischen Ausflügen besucht und dabei die Bekanntschaft des Botanikers Hofrath Reichenbach in Dresden gemacht, war N. thätig gewesen, wie Reichenbach’s „Flora Saxonica“ die Beweise dafür gibt. Die Ergebnisse seiner botanischen Excursionen nach seiner Uebersiedlung von Kleinskal nach Iglau hat N. in Alois Pokorny’s „Vegetationsverhältnissen Iglau’s“ mitgetheilt. Nach seinem Tode erhielt sein Biograph H. W. Reichardt das Herbar Neumann’s zur Revision und die Zusammenstellung der Ergebnisse seiner Forschungen in Nordböhmen. Hofrath Reichenbach benannte nach ihm in seiner „Flora Germaniae“ eine Potentilla Neumanniana, und unter den Kryptogamen führt eine aus der Familie der Amaryllideen den Namen Neumannia. Eine Bearbeitung der Rubus-Arten Nordböhmens, mit welcher er sich während seines Aufenthaltes in Kleinskal längere Zeit beschäftigte, ist unvollendet geblieben.

Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien (Wien, 8°.) Bd. V (1855), Sitzungsberichte S. 52: „Neumann’s Nekrolog“ von Reichardt.