Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 107. (Quelle)
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Navratil, Joseph (Maler, geb. zu Schlan in Böhmen im Jahre 1797, gest. zu Prag 22. April 1865). Sein Vater, selbst Maler, doch ohne höhere Bedeutung, übersiedelte, als der Sohn Joseph drei Jahre alt war, nach Prag, [108] dort erlernte er bei seinem Vater zuerst die Zimmermalerei, besuchte aber zu gleicher Zeit die Malerakademie, an welcher Director Bergler [Bd. I, S. 309] manches junge vielversprechende Talent heranbildete. Lange Zeit blieb N., der fleißig arbeitete und nach Edlerem strebte, ganz unbeachtet, bis die im Schlosse Liboch für den bekannten Kunstmäcen Anton Veit von Navratil ausgeführten Fresken die Aufmerksamkeit auf den talentvollen Künstler richteten, der sich nun allmälig aus dem Dunkel, in dem er bis dahin steckte, emporarbeitete und manche beachtenswerthe Arbeit lieferte. Navratil blieb ununterbrochen in Prag ansässig und bis einige Jahre vor seinem im Alter von 68 Jahren erfolgten Tode künstlerisch thätig. Er war immer und zuweilen sehr stark mit Ausführung der ihm übertragenen Arbeiten beschäftigt, unter denen besonders anzuführen sind: die Malereien in den Schlössern Sr. Majestät des Kaisers Ferdinand I. zu Reichstadt und Ploskowitz; im Wagner’schen Schlosse zu Jirna; in der Wohnung des Müllers Michalowicz zu Prag; die Fresken im neuen Capitelsaale des Kreuzherrnordens zu Prag. Aber auch Staffeleibilder malte der Künstler und werden insbesondere seine Gouache-Landschaften gerühmt. Von seinen Oelbildern sind nur wenige bekannt, unter anderen eines, das er im Jahre 1851 im österreichischen Kunstvereine ausgestellt, es war die „Ansicht einer Sägemühle bei Hohenfurth an der böhmischen Grenze“, die um den Preis von 510 fl. angeboten war. Die vier letzten Lebensjahre brachte der Künstler auf dem Krankenlager zu. Der „Svetozor“ stoßt, indem er über Navratil etliche Zeilen schreibt, den Schmerzenslaut aus: „Navratil war leider nicht genug bekannt. Ja, wenn er ein Deutscher gewesen wäre, da würde man schon Lärmens mit ihm gemacht haben, aber so war er nur ein Sohn armer čechischer Eltern?“ Warum haben aber die Čechen, die so viel Mittel für demonstrative Volksfeste vergeuden, nichts für den leidenden Künstler gethan? Warum brachte der „Svetozor“ nur wenige inhaltlose Zeilen über diesen čechischen Künstler, und zwar acht Monate später, nachdem die deutschen Journale Alles, was der „Svetozor“ aus ihnen übersetzt, acht Monate früher gebracht haben?

Wiener Zeitung 1865, Nr. 95, S. 313. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 115. – Neue freie Presse (Wiener polit. Journal) 1865, Nr. 235. – Tagespost (Gratzer politisches Blatt) 1865, Nr. 97. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, schm. 4°.) 1865, Nr. 136. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 668. – Svetozor (Prager illustrirtes Blatt) 1868, Nr. 4.