BLKÖ:Milikowski, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Milikowski, Thomas
Band: 18 (1868), ab Seite: 314. (Quelle)
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Milikowski, Johann (Buchhändler, geb. zu Oldrzychowitz in Oesterreichisch-Schlesien im Jahre 1781, gest. zu Lemberg 16. August 1866). Sohn unbemittelter Eltern, besuchte er die Dorfschule seines Geburtsortes, die jedoch bald seinen Talenten wenig Nahrung bot. Nachdem er die Hindernisse, zu einem besseren Schulunterrichte zu gelangen, glücklich überwunden, kam er nach Pudlein in der Zips und nach Preßburg, wo er das Gymnasium besuchte. Im Jahre 1803, damals 21 Jahre alt, trat er in die Buchhandlung des K. Gottl. Pfaff in Lemberg, und betrieb dieses Geschäft, zu dessen tüchtigsten und geachtetsten Vertretern er sich in einem der Literatur und höheren geistigen Cultur wenig holden Lande emporschwang, bis wenige Jahre vor seinem Tode. Im Jahre 1815 begab sich M. zur weiteren Ausbildung in seinem Berufe nach Berlin, wo er in der Buchhandlung des Dr. August Kuhn eintrat und zwei Jahre daselbst verblieb. Nun kehrte er nach Lemberg zurück, wohin ihn sein früherer Principal berief, um in seiner Buchhandlung die Geschäftsführer-Stelle zu übernehmen. Auf diesem Posten war M. bis gegen Ende 1822 thätig, und nun begründete er mit Ignaz Kuhn in Gemeinschaft eine eigene Buchhandlung unter der Firma Kuhn und Milikowski. Nach 13jährigem Bestande löste sich diese Gesellschaft auf, und indem M. die beiden zu Stanislawow und Tarnow bestehenden Filialen seines Gesellschafters käuflich an sich gebracht, führte er nun das Hauptgeschäft in Lemberg und die beiden genannten Filialen unter seiner Firma allein fort. M. hat sich um den Buchhandel in Galizien nicht geringe Verdienste erworben; er eröffnete dem deutschen und französischen Buchhandel nicht nur im Lande selbst neue Absatzquellen, sondern versorgte auch das Nachbarland, und zwar die beiden russischen Universitäten Kiew und Charkow durch eine lange Reihe von Jahren mit Werken beider Literaturen. Dabei aber wendete er nicht minder dem polnischen Buchhandel seine Aufmerksamkeit zu, und führte nicht nur ein reiches Lager der besten polnischen Werke, welche [315] zu jener Zeit in Posen und im sogenannten Königreiche (Warschau) erschienen, sondern verlegte selbst manches gute polnische Werk, für dessen Absatz bei den damaligen literarischen Verhältnissen in Oesterreich überhaupt und also auch in Galizien wenig Aussichten sich darboten, daher der Verleger bei dergleichen Unternehmen mehr oder minder pecuniäre Opfer brachte. Um den österreichischen Buchhandel insbesondere machte sich M. dadurch verdient, daß er es war, der die erste Versammlung österreichischer Buchhändler im Jahre 1846 anregte, wobei die Interessen des österreichischen Buchhandels zunächst gemeinsam berathen und mehrere sonst sehr nützliche Einrichtungen, darunter z. B. die innerösterreichische Abrechnung, zu Stande kamen. Auch hat M., selbst einer der trefflichsten Repräsentanten seines Geschäftes, einen tüchtigen Nachwuchs für dasselbe herangebildet, wobei sein Fleiß und seine anerkannte Ehrenhaftigkeit nicht minder mitwirkten, wie seine seltene Geschäftspraxis und vielseitige Bildung. Ungeachtet dieses Geschäft seine Thätigkeit in nicht geringem Maße in Anspruch nahm, fand M. noch immer Zeit, auch der Gemeinde und ihren Interessen zu dienen, und so wirkte er bei den wichtigsten Instituten, so z. B. als Gemeinde-Vertreter und Sparcasse-Director u. s. w., bis an seinen Tod, der ihn im Alter von 85 Jahren heimgesucht, mit. Seine beiden Söhne Edmund und Johann, denen er bereits im J. 1849 die drei Buchhandlungen in selbstständige Leitung übergeben hatte, führen dieselbe zur Stunde im Geiste ihres ausgezeichneten Vaters noch fort.

Wiener Zeitung 1866, Nr. 285, S. 548. –