BLKÖ:Michalewicz, Nikolaus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 212. (Quelle)
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Michalewicz, Nikolaus (polnischer Schriftsteller, geb. in Galizien im letzten Jahrzehnde des 18. Jahrhunderts, gest. zu Lemberg im Jahre 1846). Nachdem er die Studien in Lemberg beendet, widmete er sich ausschließlich dem Studium der Sprach- und Literaturgeschichte seines Vaterlandes, und als im Jahre 1826 an der Lemberger Hochschule eine eigene Lehrkanzel für die polnische Sprache und Literatur errichtet worden, wurde ihm dieselbe verliehen, und er versah sie durch zwanzig Jahre bis an seinen Tod. Während der Jahre 1827–1834 war M. Redacteur der [213] polnischen in Galizien erscheinenden Landeszeitung „Gazeta łwowska“ und des literarisch-belletristischen Beiblattes „Rozmaitości“, das als einziges Culturdenkmal in jenen Tagen der Censur für die Landesgeschichte nach allen ihren Richtungen eine wichtige, leider jetzt schon ungemein selten gewordene Quelle ist. Vor Michalewicz war der berühmte Johann Nepomuk Kamiński [Bd. X, S. 417] von den Jahren 1827–1834 Redacteur beider Blätter. In dem Rozmaitości vornehmlich hat M. mehrere seiner literarischen Arbeiten, darunter auch Uebersetzungen aus deutschen Classikern, veröffentlicht. Unter seinen Mittheilungen sind noch zu erwähnen: „Rudolf hrabia Habsburg, cesarz niemiecki. Obraz historyczny“, d. i. [BLKÖ:Habsburg, Rudolph I.|Rudolph]] Graf von Habsburg, deutscher Kaiser. Historisches Gemälde; – „Anna Musen“; – „O słowiańskich tłómaczeniach Biblii“, d. i. Von den slavischen Uebersetzungen der Bibel, diese letztere Abhandlung steht in dem Journal Lwowianin, im Jahre 1847, abgedruckt. M. war als Linguist, d. i. als Kenner seiner Muttersprache und ihrer Literatur, eine anerkannte Autorität. Noch im Jahre 1858 erließ seine Witwe einen öffentlichen Aufruf: das eigenhändige Manuscript seiner Sprachlehre, das er an seine Schüler auszuleihen pflegte und dessen Herausgabe durch den Druck sie beabsichtigte, ihr zurückzustellen. Die Redaction, welche diesen Aufruf veröffentlichte, setzte hinzu, „daß diese Grammatik nach dem Urtheile von Gelehrten die beste von allen bisher erschienenen sei“ (która zdanien uczonych mężów jest najlepszą ze wszystkich dotąd wydanych). Ob dieser Aufruf einen Erfolg gehabt, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt. Die polnische Encyklopädie berichtet auch, daß er eine polnische Literaturgeschichte in Handschrift zurückgelassen habe. Michalewicz, den Herausgeber dieses Lexikons, der sein Schüler war, persönlich kannte, war ein stiller – wie es schien, etwas kränklicher – Mann, aber sein Fach betrieb er mit Ernst und einer seltenen Gründlichkeit; an der Bildung seines Idioms und Erhaltung der Reinheit desselben durch tüchtige Schüler, die er sich aufzog, in jenen, alles nationale Leben nivellirenden, wenig erfreulichen Tagen, hatte er wesentlichen Antheil. Milde in seinem Wesen, ein Freund seiner Zuhörer, denen er gern seine eigenen Hefte zum Abschreiben auslieh, legte er auf literarische Production minder Werth, wohl aber streute er den Samen zu einer später aufschießenden Saat durch einen tüchtigen, den Geist des Gegenstandes eindringenden Vortrag. Er starb, allgemein betrauert, im vollen Mannesalter.

Przyjaciel domowy, d. i. Der Hausfreund (Lemberger Unterhaltungsblatt, 4°.) 1858, Nr. 6, S. 48. – Encyklopedija powszechna, d. i. Allgemeine Encyklopädie (Warschau 1864, S. Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XVIII, S. 46.