BLKÖ:Meisel, Wolf Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Meisl, Karl
Band: 17 (1867), ab Seite: 283. (Quelle)
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Meisel, Wolf Alois (Oberrabbiner in Pesth und Schriftsteller, geb. zu Janowitz bei Czaslau in Böhmen im Jahre 1815). Lag in seiner Heimat bis in sein fünfzehntes Jahr hebräischen und talmudischen Studien ob, worauf er sich nach Hamburg begab, dort das Gymnasium besuchte, zugleich aber im Beth-Hamidrasch (d. i. Klause) und später in Berlin bei dem Rabbinatsverweser Oettinger die talmudischen Studien fortsetzte. In Breslau besuchte er durch vier Jahre die Universität, benützte aber zugleich die dortigen Talmudschulen zur Ausbildung für das Rabbinat, dem er sich zu widmen entschlossen war. Zu Kiel, im Jahre 1841, erlangte er die Doctorwürde, folgte im nächsten Jahre einem Rufe als Prediger und Rabbiner nach Stettin, welche Stelle er durch siebzehn Jahre, 1842–1859, bekleidete, bis ihn im Jahre 1859 die erste und größte Gemeinde Ungarns, jene der Pesther Israeliten als Oberrabbiner berief, in welcher Eigenschaft er zur Stunde noch thätig ist. M., ein tüchtiger Talmudist, ist nach verschiedenen Richtungen literarisch thätig, und die von ihm bisher im Drucke erschienenen Schriften sind: „Leben und Wirken Naphtali Hartwig Wessely’s. Eine biographische Darstellung“ (Breslau 1841, Friedländer, gr. 16°.); – „Das Judenthum für seine Bekenner an die Bekenner der Tochterreligion. Ein freimüthiges Wort an die Feinde der Emancipation“ (Stettin 1847, gr. 8°.); – „Die jüdische Synagoge und die freie christliche Gemeinde. Eine Beleuchtung ihres Verhältnisses zu einander. Nebst gutachtlichen Briefen von Frankel in Dresden und von M. Sachs in Berlin“ (zweite Aufl., Nordhausen 1850, Büchting, gr. 8°.); – „זכות אבות‎, Homilien über die Sprüche der Väter (נפרקי אבות‎) zur erbauenden Belehrung über Beruf und Pflicht der Israeliten“(Stettin 1855, Nagel, 8°.); – „Die Bedingungen des Bundes. Antrittsrede“ (Pesth 1859, Lampel, 8°.); – „Die Himmelstochter und ihre Freier. Rede“ (ebd. 1859, 8°.); – „Prinz und Derwisch oder die Makamen Ibn Chisdais“ (Pesth 1860, zweite Auflage 1861, H. Geibel, 8°.). Dieses letztere, ein didactisch-poetisches Werk, etwa in der Art wie Abu Seid’s „Makamen des Hariri“ von Rückert, voll Sinnigkeit und Gedankentiefe, ist von Meisel gut verdeutscht; – „Wörterbuch zu den 5 Büchern Mascheh“ (Pesth 1860, 8°.). Auch soll im Jahre 1842 in Stettin eine Sammlung seiner Predigten erschienen sein. Meisel, in seiner Stellung in Ofen, als dem Fortschritte huldigender Rabbiner, gegenüber der numerisch starken Zahl jener jüdischen Zeloten, welche, um ihr unlauteres Gebaren gegen Christ und Christenthum ungestört fortüben zu können, gegen jede Erlösung ihrer Glaubensgenossen aus der bürgerlichen Unfreiheit, entschieden und hartnäckig eifern, ist nichts weniger als auf Rosen gebettet.

Allgemeine illustrirte Judenzeitung (Pesth. kl. Fol) II. Jahrg. (1861), Nr. 13. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 357. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 47. – Porträt. Lithographie mit Facsimile des Namenszuges: Dr. Meisel, Oberrabbiner. In Nr. 13 des II. Jahrganges (1861) der „Allgem. illustr. Judenzeitung“.