BLKÖ:Müller, Joseph (Arzt)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 385. (Quelle)
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43. Müller, Joseph (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Reichenau im Königgrätzer Kreise Böhmens im Jahre 1811, gest. zu Prag 23. März 1845). Er hatte die wissenschaftliche Laufbahn am Gymnasium seiner Vaterstadt begonnen und hierauf auf den Universitäten zu Wien, Prag und Padua fortgesetzt, an welchen letzteren er im Jahre 1834 zum Doctor der Medicin promovirt wurde. Nachdem er bald darauf zu Zara in den k. k. Medicinaldienst [386] getreten war, in Zengg als Armenarzt gewirkt hatte, während der orientalischen Pest in den Jahren 1837 und 1838 als k. k. Sanitätscommissär nach Rumelien und Albanien abgesandt und endlich zum k. k. Districtsphysiker zu Budua in Dalmatien ernannt worden war, wurde ihm im J. 1838 durch die Protection des k. k. Staatsministers Grafen Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky das k. k. Kreisphysicat im Saatzer Kreise zu Theil, welches er im Jahre 1839 mit dem des Kauřimer Kreises zu Prag vertauschte, Nebst seinem verdienstvollen ämtlichen Wirken widmete er sich zu Prag an der Seite und mit Unterstützung der medicinischen Professoren und seines Freundes, des damaligen k. k. Regimentsarztes im 1. Artillerie-Regimente Dr. Fr. Jos. v. Mezler [Bd. XVIII, S. 197], dessen große Bibliothek eifrigst benutzend, erfolgreich medicinal-polizeilichen schriftstellerischen Arbeiten. In rascher Aufeinanderfolge, günstig von der Kritik und dem kaufenden ärztlichen Publicum aufgenommen, sind folgende selbstständige Werke erschienen: „Skizzirte Darstellung des Wirkungskreises der Privatärzte und Wundärzte nach den österreichischen Medicinal-Gesetzen“ (Prag 1840, 8°.); – „Darstellung des öffentlichen Medicinaldienstes“ (ebd. 1841, 8°.); – „Norme austriache attorno i publici impiegati di sanità“ (Prag 1843); – „Systematische Darstellung des Medicinalwesens in den deutsch-illyrischen, böhmisch-galizischen und italienischen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates“, 2 Bände (Wien 1844, Braumüller u. Seidel); in den vier Abtheilungen dieses Werkes behandelt M. den öffentlichen Medicinaldienst, die öffentliche Hygiene, die öffentliche Krankenpflege und die Medicinalstatistik. Außer der ihm durch das k. k. Oberstkämmereramt bekannt gegebenen Allerh. Anerkennung seines wissenschaftlichen Strebens bei Gelegenheit der Aufnahme dieses Werkes in die Privatbibliothek Sr. Majestät des Kaisers, wurde ihm auch noch auf Befehl des Sultans Abdul Medjid mit Zuschrift der kais. türkischen Kranken- und Studiendirection zu Galata Serai vom 21. November 1843 bekannt gegeben, „daß, da dieses Werk die gereiften Maximen eines befreundeten Nachbarstaates enthält, dasselbe zur Benützung bei der bevorstehenden Organisation des Sanitätswesens zu dienen habe“; – „Das Apothekerwesen in den österreichischen, preussischen, bayerischen, württembergischen, sächsischen, hannoverischen, hessischen, badischen und mecklenburgischen, nassau-braunschweigischen, hohenzollern’schen u. s. w. Staaten, mit besonderer Rücksicht auf die Bildung, das Pflichtverhältniss und die Erwerbsrechte des pharmaceutischen Personals, die deutschen Landes-Pharmakopäen und die landesüblichen Arzneitaxen“ (Wien 1844, Braumüller, gr. 8°.); zweite Auflage vermehrt mit einer Zusammenstellung der bis zu dem Jahre 1858 für das Kaiserthum Oesterreich publicirten Gesetze von Mathias Macher (ebd. 1858, gr. 8°.); – „Handbuch der Medicinal-Gesetze von 1740 bis 1818 in chronologischer Ordnung“, 1.–4. Band (1748–1800) (Linz und Prag …., Credner, gr. 8°.); – „Albanien, Rumelien, und die österreichisch-montenegrinische Grenze, oder statistisch-topographische Darstellung der Paschaliks Skutari, Priserend, Ipek, Toli, Monastir, Jakova, Tirona, Rovaja, Elbassan und Ohrida u. s. w. Mit einer Vorrede von Paul Jos. Safařik“ (Prag 1844, Calve, mit einer Karte). Ob sein an die k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien abgesendetes Manuscript: „Geschichtliche Skizze der orientalischen Pest in Rumelien und Albanien während der Jahre 1837 und 1838“ gedruckt worden, ist dem Herausgeber [387] dieses Lexikons nicht bekannt, Ueberdieß enthalten die v. Raimann und v. Rosa herausgegebenen „Medicinischen Jahrbücher des österreichischen Kaiserstaates“ einige medicinisch-statistische Aufsätze und Recensionen von Müller’s Hand über erschienene Werke. In Anerkennung seines verdienstlichen, theils ärztlichen, theils literarischen Wirkens wurde M. Ehrenbürger der Stadt Budua und erhielt die Diplome eines Mitgliedes des Vereins großherzogl. baden’scher Medicinalbeamten zur Beförderung der Staatsarzneikunde, der oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz, der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden, der Gesellschaft des National-Museums in Böhmen, der medicinisch-chirurgischen Gesellschaft in Bologna und der medicinisch-physikalischen Societäten zu Florenz und Erlangen. Leider entriß ihn ein früher Tod – er zählte, als er starb, erst 34 Jahre – der Wissenschaft, dem Staate und seiner Familie.

Vierteljahrschrift für praktische Heilkunde, herausgegeben von der medicinischen Societät in Prag (Prag, gr. 8°.) II. Jahrg. (1845), 3. Bd. S. 176. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) XXIII. Jahrgang (1845), I. Theil. S. 226, Nr. 60. – Wiener Zeitung 1845, Nr. 92.