BLKÖ:Losárdi, Susanna

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Lory, Michael
Band: 16 (1867), ab Seite: 55. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Susanna Losárdi in Wikidata
GND-Eintrag: 122312715X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Losárdi, Susanna|16|55|}}

Losárdi, Susanna (ungarische Dichterin, geb. zu Satoralja-Ujheli im Zempliner Comitate Ungarns im Jahre 1681, gest. um 1740). Die erste dem Namen nach bekannte ungarische Dichterin. Ihr Bruder war Fahnenträger Franz Rákóczy’s II. Zwanzig Jahre alt, verließ sie das Elternhaus und folgte ihrem Bruder, die Kuruczen mit ihren Liedern begeisternd und die verwundeten Krieger pflegend. Als Rákóczy zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt wurde, dichtete sie eine Ode an die Stände Siebenbürgens. die der Fürst in Karlsburg drucken und in mehreren Tausend Exemplaren vertheilen ließ. Als Herbeville im Jahre 1705 die Kuruczen bei Zsibó schlug, gerieth auch Susanna in Gefangenschaft und wurde zu Maros Vásárhely in Haft gehalten. In den Sagen des Volkes lebt heut noch Susanna, die Zsibóer zeigen noch immer auf dem Rákóczyberge einen von der Natur geformten steinernen Tisch, an welchem Rákóczy mit Susanna an dem Tage der verhängnißvollen Schlacht das Mahl eingenommen; überhaupt erscheint Susanna in den Ueberlieferungen des Volkes immer an Rákóczys Seite. Auch im Kerker dichtete sie und beklagte in ihren Liedern das „sinkende Vaterland“. Ihre Gedichte gingen im Lande von Munde zu Munde und erregten durch ihren Inhalt Aufregung. In Folge dessen verfiel sie einer „Fiscal-Action“ und wurde als Majestätsverbrecherin verurtheilt. Es gelang ihr, sich durch Flucht aus dem Gefängnisse [56] zu befreien; am 29. Mai 1706 flüchtete sie nach der Türkei, nachdem sie am 12. d. M. an ihren Bekannten und Beschützer Buday einen Brief in Angelegenheiten ihrer Befreiung geschrieben, welcher Brief das einzige bisher von ihr bekannt gewordene Schriftstück ist. Ihre Gedichte sind mit ihrem Processe nach Wien geschickt worden und nicht wieder zum Vorschein gekommen. Die Chroniken jener Zeit berichten noch, daß, als Joseph Rákóczy sich von der Walachei aus Siebenbürgen näherte, seine Schaaren, von einer, als Mann verkleideten Ungarin geführt wurden und diese wäre die damals 57jährige Susanna Losárdi gewesen.

Wiener Chronik. Sonntags-Abendblatt der Constitutionellen österreich. Zeitung (Wien, 4°.) 1865, Nr. 17; „Susanna Losárdi, Dichterin und Kriegerin“. Von A. Dux.