BLKÖ:Lichtenthal, Peter

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 86. (Quelle)
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Lichtenthal, Peter (Arzt und Polyhistor, geb. zu Preßburg 10. Mai 1780, Todesjahr unbekannt). In seiner Vaterstadt beendete er die lateinischen Schulen, erlernte die modernen Sprachen, Violin- und Clavierspiel und den Generalbaß. Im Jahre 1799 begab er sich nach Wien, wo er die medicinischen Studien begann und nach deren Beendigung, am 6. August 1808, die Doctorwürde erlangte. Nun wurde er praktischer Arzt und leistete in der Typhus-Epidemie 1809/10 in Wien ärztliche Dienste in den französischen Spitälern daselbst. Der Todesfall mehrerer seiner Collegen hatte ihn geistig und das anhaltende Studium durch mehrere Jahre körperlich so herabgestimmt, daß er aus Gesundheitsrücksichten Erholung unter einem anderen Klima suchen mußte und sich auf Professor Hildenbrand’s [Bd. IX, S. 14] Rath nach Italien begab. Dort fand er auch seine Genesung. Eine im Herbste 1812 zu wissenschaftlichen Zwecken unternommene Reise durch das übrige Italien fesselte ihn nur inniger an dieses herrliche Land, und nun schlug er in Mailand seine bleibende Wohnstätte auf. L. hat eine große literarische Fruchtbarkeit und dabei eine erstaunliche Vielseitigkeit entwickelt. Seine Schriften sind in chronologischer Folge: „Harmonik für Damen, oder kurze Anweisung, die Regeln des Generalbasses auf eine leichtfassliche Weise zu erlernen“ (Wien 1806[WS 1], Fol.); – „Orpheik, oder Anweisung, die Regeln der Composition auf eine leichte und fassliche Art zu erlernen“ (ebd. 1807, Fol.); – „Der musikalische Arzt, oder Abhandlung von dem Einflusse der [87] Musik auf den Körper und von ihrer Anwendung in gewissen Krankheiten“ (ebd. 1807), davon erschien 1811 in Mailand eine italienische Uebersetzung unter dem Titel: „Dell’ influenza della musica etc.“; – „Ideen zu einer Diätetik für die Bewohner Wiens“ (Wien 1810); – „Kurzgefasste praktische englische Sprachlehre“ (ebd. 1812); – „Cenni biografici intorno al maestro Mozart (Mailand 1814); – „Grammatica pratica della lingua tedesca“ (ebd. 1816); – „Dizionario e Bibliografia della Musica“, 4 tomi (Mailand 1826), ein ausgezeichnetes, von Kennern hochgeschätztes Werk, für dessen Besitzer und Benützer hier noch auf die ausführliche, manche Lücke ergänzende, manchen Irrthum berichtigende Anzeige in der „Leipziger musikalischen Zeitung“, Bd. XXXIII, S. 445–450, 468–472 und 527–529 aufmerksam gemacht wird; – „Manuale di Geografia fisica“ (ebd. 1829); – „Manuale bibliografico del viaggiatore in Italia, concernente Località, Storia, Arti, Scienze, Antiquaria et Commercio“ (ebd. 1830, 2. Aufl. 1834); – „Manuale d’Astronomia“ (ebd. 1831); – „Estetica ossia dottrina del Bello e delle Arti“ (ebd. 1831); – „Ragguaglio storico-terapeutico del Colera Morbus sino alla metà d’Ottobre 1831, secondo fonti autentici ed atti governali“ (ebd. 1831); – „Istruzione sulla Colera pei non medici ecc.“ (ebd. 1831); – „Nuovo e sicuro metodo di guarire la Sifilide“ (ebd. 1854); – „Capelli considerate sotto var jaspetti, e mezzi per conservarli“ (ebd. 1835); – „Idrologia medica ossia l’acqua commune e l’acqua minerale“ (ebd. 1838); – „Mozart e le sue creazioni“ (ebd. 1842), eine Gelegenheitsschrift zur Einweihung des Mozart-Denkmals in Salzburg; – „Compendio storico sul salasso“ (ebd. 1847). Neben dieser literarischen Thätigkeit entfaltete L. auch einige Wirksamkeit als Componist. Noch als er zu Wien war, schrieb er mehrere Terzetten für Pianoforte, Violine und Violoncell (oder Viola), Quartetten für Pianoforte, Violine, Violoncell und Viola und mehrere Variationen für das Pianoforte. Noch fleißiger aber war er in Mailand, wo er mehrere Ballete, wie z. B.: „Il conte d’Essex“ (1818);– „Cimene e Alessandro“ (1820) arrangirte und im Scalatheater zur Aufführung brachte; außerdem noch mehrere andere Ballete, zwei große Messen, eine Vesper und ein Miserere, mehrere Symphonien, zwölf Ouverturen für das ganze Orchester, Märsche, Sonaten und viele andere Compositionen für das Piano, wovon jedoch nur der kleinste Theil gedruckt ist, schrieb. Die Zeit seines Todes ist unbekannt. Die „Nouvelle Biographie générale“ meldet in dem 1860 erschienenen 30. Bande, daß er vor einigen Jahren gestorben sei. Im Jahre 1847 lebte er noch, denn am 10. August genannten Jahres las er noch in der Accademia fisico medica statistica di Milano eine Abhandlung. L., der als Büchercensor in Mailand lebte, war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften.

Jüdischer Plutarch oder biographisches Lexikon der markantesten Männer und Frauen jüdischer Abkunft ... mit besonderer Rücksicht auf das österreichische Kaiserthum (Wien 1848, Ulr. Klopf sen., 8°.) II. Alphabet, S. 159. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 232. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 758. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., [88] Firm. Didot, 8°.) Tome XXXI, p. 150. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Anton Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. III, S. 519. – Biographie des hommes vivants (Paris 1818, L. G. Michaud, 8°.) Tome IV, p. 235. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 541. – Seconda continuazione della Serie cronologica delle rappresentazioni drammatico-pantomimiche poste sulle scene dei principali teatri di Milano. Dal giorno 26 Dicembre 1819 al giorno 20 detto 1820 (Milano 1821, Silvestri, kl. 8°.) p. 151.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1860.