BLKÖ:Lazzarini, Gregor

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 261. (Quelle)
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Lazzarini, Gregor (Maler, geb. zu Venedig im Jahre 1655, gest. ebenda nach Einigen im Jahre 1740, nach Anderen im Jahre 1730, 1733 und 1735). Der Sohn eines Barbiers, der das Handwerk seines Vaters erlernte. Als der Genueser Maler Franz Rosa das Talent des Jünglings erkannte, vertauschte dieser die Barbierschüssel mit der Palette und wurde ein sehr fleißiger und geschickter Schüler. Bald ahmte er mit ungewöhnlicher Fertigkeit die verschiedenen Manieren der berühmtesten Maler nach. Als der Vater sah, daß sein Sohn mit der Palette mehr verdiente, als mit der Barbierschüssel, stand er nicht an, aus dessen Talent den größtmöglichsten Nutzen zu ziehen, und nun mußte der Arme malen, was es nur immer zu malen gab, um Geld für den Vater zu erwerben, [262] den es wenig kümmerte, ob sein Sohn sich fortbildete, oder sein Talent im leidigen Handwerk verwahrloste. Aber dieser ließ sein Talent selbst nicht verkümmern und bildete sich sorgfältig im Zeichnen, in der Perspective, Optik, kurz in allen mit der Malerkunst mehr oder minder verwandten Fächern, daß man ihn seiner Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit wegen den Raphael seiner Zeit nannte und als den correctesten Maler der venetianischen Schule bezeichnet. Die Aufträge zu Arbeiten nahmen mit seinem Rufe zu und es fehlte nicht an Einladungen aus der Fremde, denen er jedoch keine Folge leistete, da er sich nicht entschließen konnte, Venedig zu verlassen. Die Zahl seiner Arbeiten, von denen die bedeutendsten in Venedig noch vorhandenen weiter unten folgen, ist ungemein groß. Er lebte sehr eingezogen und ausschließlich seiner Kunst, die ihn so reichlich nährte, daß er, als er im hohen Alter starb, ein Vermögen von 80.000 Ducaten hinterließ. Von seinen Arbeiten sind anzuführen: in Venedig im Dogenpalast in der sogenannten Sala dello scrutinio auf dem der Eingangspforte gegenüberstehenden, dem Andenken des Dogen Morosini errichteten Triumphbogen sechs allegorische Gemälde: „Die Wehrkraft und Beständigkeit werden von der Göttin des Friedens gekrönt“; – „Die Religion reicht dem Dogen Degen und Hut“; – „Das Verdienst reicht ihm die Stäbe, welche die vier Ehrengrade andeuten, die zu verleihen die Republik dem Dogen eingeräumt hat“; – „Die Eroberung von Morea“ (die Insel als allegorische Figur, wird dem Dogen von Venedig vorgeführt, in der Ferne ist Candia sichtbar); – „Die Siegesgöttin zur See, auf dem Sporn der Galeere sitzend“, mit der Aufschrift: Victoria nocturna navalis; – „Die Siegesgöttin zu Land“, auf dem Schilde, den der Doge in der Hand hält, steht: Leucas und Nikopolis; – in der Kirche Maria Trost (gemeiniglich genannt: Chiesa della Fava) auf dem vierten Altare zur Linken: „Der gekreuzigte Christus“; – in der Kirche San Pietro di Castello in der größeren Capelle an der linken Wand: „Die Wohlthätigkeit des H. Lorenzo Giustiniani“, der sein Eigenthum unter die Armen und Kranken vertheilt, eines der gerühmtesten Gemälde dieses Künstlers; – in der Kirche der HH. Johannes und Paulus (gemeiniglich Zanipolo genannt) in der Taufcapelle hinter dem Taufbecken: „Die Taufe Christi“; – ebenda in der Kreuzcapelle: „Die Strafe mit den Schlangen“; – „Die Unruhestifter werden lebendig von der Erde verschlungen“, beides Stoffe aus der Bibel; – ebenda in der St. Magdalenencapelle: „Der Mannafall in der Wüste“; – ebenda in der größeren Capella Maggiore: „Die mystischen Nächte der H. Katharina“; – in der Kirche Mariä Barmherzigkeit (Maria della Misericordia) in der Capelle der H. Philomena: „Das Opfer Abraham’s“; – ebenda an der rechten Wand des Hochaltars: „Mariä Vorstellung im Tempel“, jedoch ist es nicht ganz bestimmt, daß dieses Bild von L. ist; – in der Barfüßerkirche (gemeiniglich genannt San Maria in Nazaret) im Chor: „Der todte Christus und die Marien“; – auf der Decke über der Orgel: „Die Visionen der H. Theresia“; – in der Kirche des H. Eustachius in der größeren Capelle; „Der H. Paulus wird in den Himmel entführt“; – in der St. Pantaleonskirche in der zweiten Capelle in der oberen Lünette: „Der H. Pantaleon macht die Kranken gesund“; – ebenda in der ersten Capelle links: „Die h. Dreifaltigkeit, der H. Johannes und noch ein anderer Heiliger“; – in der Kirche der HH. Gervasius und Protasius [263] in der Hauptcapelle: „Die beiden Heiligen in der Himmelsglorie“; – in der Kirche Maria della Salute in der zweiten Capelle: „Der H. Elias, getröstet von den Engeln“; – „Der H. Elias, dem der Hirsch die Speise bringt“; – in der St. Clemenskirche in der Capelle des h. Sacraments: „Der Besuch der heil. drei Könige“; – in der Kirche der HH. Christoph und Michael im Vestibule über der Thüre des Chors: „Die h. Familie“; – zur Rechten des Kircheneingangs unter dem Chore: „Der H. Bonifatius vor dem Czar von Moskau“; – in der Hauptcapelle an der rechten Wand: „Die Anbetung des goldenen Kalbes“; – in der St. Peterskirche, auf der Insel Murano, an der Seitenwand des ersten Altars: „Der H. Augustin, der den Götzendienst austreibt“; – im Museo Correr sein „Eigenes Bildniss“, es wurde auch für das Frontispiz der Biographie Lazzarini’s von V. Canal gestochen; – „Die Bachantinen hauen mit Thyrsusstäben, Feldwerkzeugen auf den zur Erde geworfenen Orpheus, eine von ihnen ist im Begriff, ihn mit der Violine auf den Kopf zu schlagen“; – „Der Kampf der Centauren mit den Lapithen bei der Hochzeit des Pirithons, Theseus eilt bewaffnet herbei“; – „Omphale unter ihren Mägden, ihr gegenüber Herkules, dem eine Amorette die Spindel darreicht und ein Mädchen das Haupt mit Blumen bekränzt“. Noch viele Arbeiten L.’s befinden sich in den zahlreichen Privatgallerien Venedigs. Von den außerhalb Venedig vorkommenden Bildern L.’s sind besonders anzuführen, die im Sängerchore der heiligen Katharina zu Vicenza gemalten Scenen. Aber nicht bloß in diesen größeren Werken ist L. ausgezeichnet, auch in seinen kleineren Bildern werden seine Farbengebung, Erfindung, Gruppirung und Ausführung von Kennern gerühmt. Besonders hochgehalten werden seine Bachanalien, von denen ein schönes Stück im Museo Correr (das früher beschriebene) aufbewahrt wird. Sein Ruhm war über ganz Italien verbreitet und als zu Maratti in Rom eine Deputtion[WS 1] kam, um ihn nach Venedig einzuladen, wo er im Dogenpalaste in der Sala dello Scrutinio durch ein Gemälde das Siegesandenken Morosini’s verherrlichen sollte, wunderte sich Maratti, „daß man nach Rom komme, ihn aufzusuchen, da doch Venedig einen Lazzarini habe“. Und in der That rechtfertigte L. diese Ansicht, denn die oben angeführten, dem Andenken Morosini’s gewidmeten sechs Bilder zählen zu L.’s trefflichsten Arbeiten. Ueber Lazzarini’s Lebensalter herrschen stark abweichende Angaben. Nach Zanetti wäre L. im Jahre 1740 im Alter von 86 Jahren gestorben, also im Jahre 1654 geboren; nach Longhi starb er schon im Jahre 1735 und erst 78 Jahre alt, war also 1657 geboren; und in der „Descrizione delle pubbliche pitture della città di Venezia e isole circonvincine o sia Rinovazione delle Riche Miniere di Marco Boschini“ (Venezia 1733, 8°.), einem bereits sehr seltenen und durch seine gewissenhaften Angaben überaus geschätzten Wegweiser Venedigs, heißt es, L. sei schon im Jahre 1739 im Alter von 75 Jahren gestorben, wonach er also im Jahre 1655 geboren wäre. – Des Künstlers Schwester Elisabeth (geb. 1662) war gleichfalls Malerin und arbeitete so trefflich, daß nicht selten ihre Gemälde für jene ihres Bruders gehalten werden. Gamba berichtet, daß sie ihren Bruder überlebt habe. Tschischka in seinem „Kunst und Alterthum“, S. 372, gibt aber das Jahr 1729 als ihr Todesjahr an, demzufolge sie also, wenn selbst das früheste Jahr 1730 als Gregorio L.’s [264] Todesjahr angenommen wird, vor ihrem Bruder gestorben wäre.

Canal (Vicenzo da), Vita di G. Lazzarini, pubbl. da G. A. Moschini (Venezia 1809, 4°., mit Lazzarini’s Porträt nach dem von ihm selbst gemalten, im Museum Correr befindlichen Bildnisse, 4°.). – (Gamba, Bartolomeo) Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane nel secolo XVIII. – Lanzi (Luigi Abb.), Storia pittorica della Italia dal risorgimento delle belle arti fin presso al fine del XVIII secolo (Pisa 1816, Nic. Capurno, 12°.) p. 262. – Longhi (Alessandro), Compendio delle vite de’ pittori Veneziani, istorici più rinomati del presente secolo con suoi ritratti tirati dal naturale (Venezia 1762, Fol.). – Zanetti (Antonio Maria), Della Pittura Veneziana e delle opere pubbliche de’ Veneziani maestri (Venezia 1771, 8°.). – Zanotto (Francesco), Nuovissima guida di Venezia e delle isole della sua Laguna (Venezia 1866, Giov. Brizeghel, 12°.) p. 142, 206, 256, 285, 289, 290, 292, 317, 318, 353, 354, 388, 396, 399, 432, 438, 441, 442, 495, 554, 644, 670, 671, 680. – Porträte. Außer dem bereits angeführten, bei Canal’s Biographie des Künstlers befindlichen, ist noch ein Stich von MusitelliLazzarini’s Bildniß bloß im Umriß darstellend – vorhanden. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Depution.