BLKÖ:Kraus, Johann (II.)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Krauß, Johann (I.)
Band: 13 (1865), ab Seite: 158. (Quelle)
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6. Johann (II.) Kraus (geb. zu Eiche in Böhmen 22. Mai 1649, gest. zu Gitschin 18. März 1732). Trat im Jahre 1668 in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er mehrere Jahre das Lehramt versah. Als er zu Prag über den Aristoteles las, veranlaßten seine Vorträge Spaltungen auf der Universität und K. mußte sogar die Hochschule verlassen. Er übte nun das Predigtamt zu Glatz und Sagan aus. Er starb im hohen Alter von 83 Jahren. Im Jesuiten-Collegium zu Gitschin befindet sich sein Bildniß, unter welchem die folgende Inschrift im Lapidarstyle einen Begriff seiner Wirksamkeit gibt; sie lautet: „Pater Joannes Kraus Societatis Jesu Professus, Professorumque in hac Provincia Decanus. Vir ut pietate doctrinaque eximius, ita calamo aeque ac lingua haereseos insectator acerrimus, de cujus multifaria eruditione in acatholicos praecipue typo vulgatis opusculis per varias Europae regiones sparsa sunt ad octoginta millia exemplaria semper cum fructui, per octodecim continuos annos incola fuit hujus domus et cubilis in quo et diem suum obiit 18. Martii 1732 aetatis suae 83“. Ueber 70 steigt die Zahl seiner, theils deutschen, theils lateinischen Schriften. Sie sind meist homiletischen und polemischen Inhalts. In welcher Art er gegen das Lutherthum polemisirt, beweisen die Titel seiner Schriften, auf deren vollständiges Verzeichniß bei Pelzel gewiesen, hier aber nur eine kleine Musterkarte der Titel hervorgehoben wird: „Des sogenannten hochverdienten lutherischen Theologi Irrgeister“; – „Lutherischer Scrupulant“; – „Lutherische Mucken der Sage halber“; – „Luthrischer Korax mit einem Korb voll Lügen ...“, u. s. w. Unter seinen Schriften sind anzuführen: „Flores gratiarum et virtutum ex actis B. Angelae de Fulginio“ (Prag 1718, 12°.); – „Flores gratiarum ex revelationibus S. Brigittae“ (ebd. 1719, 12°.); – „Quaestiones curiosae Eruditorum ad moralem doctrinam spectantes“ (Graecii 1740); – „Compendium Antonii Sarasa de arte gaudendi“ (Prag, 12°.). Uebrigens bieten seine polemischen, jetzt freilich kaum mehr aufzutreibenden Schriften eine wahre Fundgrube zur Cultur- und Religionsgeschichte seiner Zeit in Böhmen und in Deutschland. [Pelzel (Franz Martin), Böhmische, mährische und schlesische Gelehrte und Schriftsteller aus dem Orden der Jesuiten (Prag 1786, 8°.) S. 108–114.] –