BLKÖ:Kopecky, Matthäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kopetzky, Anton
Band: 12 (1864), ab Seite: 428. (Quelle)
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Kopecky, Matthäus (čechischer dramatischer Volksdichter, geb. zu Strazowic im Prachiner Kreise Böhmens 28. Mai 1762, gest. zu Kalatov im Budweiser Kreise im J. 1846). Nachdem [429] er in seinem Geburtsorte die Normalschulen besucht, kam er, 14 J. alt, zu einem Uhrmacher in die Lehre. Später wurde er zum Militär genommen und machte als Soldat die Feldzüge gegen Napoleon mit, in denen er zweimal verwundet wurde. Nach seiner Entlassung machte er sich in dem Städtchen Mirotice ansässig und begann einen kleinen Handel mit Kurzwaaren. Da brachte ihn eine Feuersbrunst um seine ganze Habe und, um sich zu helfen, begann er Vorstellungen mit einem Puppenspiele zu geben, zu dessen Herstellung ihm seine Geschicklichkeit, welche er sich während der Lehrjahre beim Uhrmacher angeeignet, gute Dienste leistete. Bald wurde Kopecky im ganzen Lande bekannt, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf zog er mit seinen Puppen, die Massen ergötzend und, wie sein Biograph berichtet, für Böhmen eine culturhistorische Bedeutung gewinnend. Er war, schreibt Waldau, nicht bloß Meister in seinem Fache, sondern ein Liebling des gemeinen Volkes und sein Ruf drang selbst in die höchsten Kreise der Gesellschaft. Fürst Metternich auf seinem Schlosse in Plaß ließ sich von ihm unterhalten; der alte Fürst Schwarzenberg ließ ihn während seiner Herbstjagden zu Krumau rufen, damit er den versammelten Cavalieren seine „Dramen“ zum Besten gebe; Fürst Windischgrätz fand an seinen Vorstellungen, die er einige Male besuchte, Gefallen; ja selbst gekrönte Häupter, wie der Kaiser von Rußland und der König von Preußen befanden sich unter seinem Publicum. Zur Krönung Ferdinand’s zum böhmischen König im Jahre 1836 wurde K. auf dessen Befehl in das Schloß auf den Hradschin beschieden, damit er mit seinem prächtig ausstaffirten Theater einige Vorstellungen gebe, für die er reich beschenkt wurde. So hatte K. durch etwa vier Decennien vor Tausenden und Tausenden an 18.000 Vorstellungen gegeben, welche große Zahl sich leicht erklärt, wenn man bedenkt, daß er an manchen Tagen deren mehrere gab. Für seine Marionettenbühne hatte er sich selbst ein ziemlich reiches Repertoire geschaffen, mehrere čechische Originalstücke, als „Die Räuber auf Maria Kulm“, „Olbrich und Božena“, „Prinz Amantus“ geschrieben und noch mehr fremde Stücke für die Zwecke seiner Bühne und für sein Publicum zugerichtet; so z. B. den „Faust“ nach Göthe’s Dichtung, welche Bearbeitung in ihrer Art ein Meisterstück. von ihm nicht weniger denn 2300 Mal gegeben wurde, den „Don Juan“ nach dem Libretto der Mozart’schen Oper, den „Freischütz“ nach Kind’s Dichtung zu Weber’s Tonwerk u. s. w. Auch an Räuber- und Ritterstücken hatte er keinen Mangel, und mehrere seiner in denselben und in seinen Lustspielen vorkommenden komischen Lieder sind in den Volksmund übergegangen, in welchem sie noch heute fortleben. Jemand bemerkt: Gesetzt, einer einzigen Vorstellung K.’s hatten durchschnittlich 20 Menschen beigewohnt – eine gewiß nieder gegriffene Zahl – so hatte er in seinen 18.000 Vorstellungen vor einem Publicum von 360.000 Menschen gespielt. In neuester Zeit veranstalteten E. Just, H. Přerhof und J. R. Vilímek nach den Aufzeichnungen von Kopecky’s Sohn Wenzel eine Ausgabe von seinen Marionettenspielen in zwei starken Bänden unter d. Tit.: „Komedie a hry Matěje Kopeckého (v Praze 1863, J. R. Vilímek, kl. 8°.); deren erster 33 und der zweite 28 solcher Marionettenspiele enthält.

Der Ausgabe seiner ausgewählten Komödien: „Komedie a hry Matěje Kopeckého [430] (Prag 1863), schickte E. Just eine Biographie Kopecky’s voraus. – Waldau (Alfred), Böhmische Naturdichter. Eine literarhistorische Studie (Prag 1860, Geržabek, kl. 8°.) S. 137 u. f. [nennt ihn Joseph]. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1860, Nr. 44: „Das Porträt eines berühmten Vergessenen“ [in dieser, dem „Tagesboten aus Böhmen“ nachgedruckten Mittheilung wird Kopecky irrig Kopcesky genannt; auch wird daselbst eines Porträtes gedacht, das den Marionettenspieler Kopecky den Sohn vorstellt und, obgleich von geringem künstlerischen Werthe, dennoch von Jemanden in Pilsen um 48 fl. österr. Währ. gekauft wurde]. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 807 [nach diesem wäre er schon im Jahre 1846 gestorben, während Waldau berichtet, er sei um 1854 gestorben].