BLKÖ:Kolowrat-Liebsteinsky, Vincenz Maria Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Komáromy, Franz
Band: 12 (1864), ab Seite: 396. (Quelle)
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Kolowrat-Liebsteinsky, Vincenz Maria Graf (Feldzeugmeister, Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Czernikowitz im Königgrätzer Kreise Böhmens 11. Mai 1750, gest. zu Wien 7. December 1824). Sohn des Grafen Franz Joseph aus dessen Ehe mit Maria Karolina Gräfin Waldstein. Der Graf wurde, erst fünf Jahre alt, am 25. April 1754 in den Malteser-Orden aufgenommen und zwei Jahre später, am 6. Jänner, als wirklicher Ritter aufgeschworen. Später betrat er die militärische Laufbahn und trat am 6. Februar 1768 als Lieutenant in das Infanterie-Regiment Leopold Graf Palffy Nr. 19, und wurde am 27. März 1769 Hauptmann bei Gyulay-Infanterie Nr. 7. Im März 1776 legte er das vorgeschriebene Gelübde als Malteser-Ritter ab. Nach dem bayerischen Erbfolgekriege wurde er am 2. Juni 1782 zum Major, am 1. April 1788 zum Oberstlieutenant, am 6. Juni 1789 zum Oberst im Infanterie-Regimente Langlois Nr. 59 befördert. Im December 1793 wurde er General-Major, am 28. Februar 1797 [397] Feldmarschall-Lieutenant, am 8. Mai 1801 Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 11. Anfänglich ad latus des Commandirenden in Niederösterreich, nahm er einige Zeit an der inneren Verwaltung des Staates Antheil, kam 1805 als Commandirender nach Siebenbürgen und wurde am 16. September 1808 Feldzeugmeister. Im Jahre 1809 betrieb er mit aller Energie die Herbeischaffung von Streitkräften, kam 1810 als Commandirender nach Ungarn, wo er in den Jahren 1813 und 1815 auch große Thätigkeit entfaltete, und 1816 in gleicher Eigenschaft nach Prag, von dort aber im Jahre 1823 als Capitän der Trabanten-Leibgarde nach Wien, wo er jedoch schon im folgenden Jahre, im Alter von 75 Jahren, starb. Der Graf hat während einer 56jährigen Dienstzeit die Feldzüge seiner Zeit mitgemacht und ebenso glänzende Beweise seines Heldenmuthes wie seines Feldherrntalentes gegeben. Er machte den Türkenkrieg mit und bei dem Sturme auf Novi (am 3. October 1788), damals Oberstlieutenant, begeisterte er die Truppen, die er führte, so sehr, daß sie Wunder der Tapferkeit verrichteten. Der Graf selbst erhielt bei dieser Gelegenheit eine schwere Contusion am linken Arme. In den letzten Tagen des Juni 1790 rückte ein Corps des Feldzeugmeisters Grafen Clerfayt gegen Kalafat vor, wo der Feind in einem verschanzten Lager Stand hielt. Es galt, ihn über die Donau zurückzuwerfen und das linke Ufer der Donau von ihm zu befreien. Obwohl eine heftige Kanonade gegen ihn eröffnet wurde, machte er doch noch immer keine Miene das Feld zu raumen. Es sollte also zum Sturme geschritten werden. Das erste Bataillon des Regiments, welches Graf K. befehligte, wurde sofort zum Sturm beordert. Der Graf stieg nun vom Pferde und stellte sich, mit dem Säbel in der Faust, selbst an die Spitze seiner Leute, die, ihn immer vor sich, mit gefälltem Bajonnete in die feindlichen Schanzen drangen und dadurch wesentlich zum Erfolge des Tages beitrugen. Der Graf wurde für seine Waffenthat in der 23. Promotion (vom 19. December 1790) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordensbelohnt. Später kam er mit dem Regimente zu dem in den Niederlanden aufgestellten Armeecorps. Im Gefechte bei Cysoing (am 22. October 1793), in welchem er den rechten Flügel der Infanterie führte, that er sich wieder in ausgezeichneter Weise hervor. Als im September 1796 Erzherzog Karl bis an die Lahn vordrang, stand die feindliche Armee auf dem rechten Ufer und hielt auf dem diesseitigen Ufer Limburg mit bedeutenden Streitkräften besetzt. Limburg mußte dem Feinde entrissen werden. Es wurde zu diesem Zwecke das Grenadier-Bataillon Ghedenegg zum Sturme beordert. Nun stellte sich Graf K. freiwillig an die Spitze dieses Bataillons, und in der That gelang es ihm, mit dem durch seinen Heldenmuth begeisterten Bataillon nach heftigem Widerstande den Feind aus dem wichtigsten Puncte zu vertreiben. Nun erhielt er eine Verstärkung von zwei Grenadier-Bataillons und mit diesen zusammen leistete er einem weit überlegenen Feinde den ganzen Tag über Widerstand, wodurch der Erzherzog in die Lage gesetzt wurde, den Feind am jenseitigen Ufer anzugreifen, zu schlagen und zu verfolgen. K. wurde in Folge dieser Waffenthat zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und, als nach dem am 9. Februar 1801 zu Lüneville abgeschlossenen Frieden das Capitel am 18. August g. J. zusammentrat, in [398] der 66. Promotion zum Commandeur des Maria Theresien-Ordensernannt. Im Jahre 1818 war es ihm vergönnt sein 50jähriges Dienstjubiläum zu feiern. Der Graf ist unvermält geblieben. In seinem Neffen, dem Staats- und Conferenzminister Franz Anton [s. d. S. 392], ist der Mannsstamm seiner Linie erloschen.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XV. Jahrg. (1824), S. 349. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 330, 576, 1735 u. 1742. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 583.