BLKÖ:Joannovics, Peter

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Joanovics
Band: 10 (1863), ab Seite: 221. (Quelle)
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Joannovics, Peter (früher Erzbischof von Belgrad und Metropolit des Fürstenthums Serbien, jetzt Bischof von Karlstadt, geb. zu Illok, einer kleinen, in österreichisch Serbien gelegenen Stadt, am 18. Februar 1800 a. St.). In der Taufe erhielt er den Namen Paul, vertauschte aber denselben mit Peter beim Empfange der heiligen Weihe. Nachdem er die Volksschule seines Geburtsortes besucht, ging er nach Essegg und Karlowicz, wo er die Gymnasialstudien, dann nach Szegedin, wo er die Philosophie und Theologie mit ausgezeichnetem Erfolge beendete. Er erhielt nun eine Professorstelle am Karlowiczer Gymnasium und wirkte an demselben zehn Jahre. Als die Wirren im Fürstenthume Serbien ausbrachen, und nachdem das Fürstenthum seine Unabhängigkeit erlangt hatte, begaben sich im Jahre 1830 mehrere intelligente Kräfte und darunter auch J. nach Belgrad; letzterer suchte eine Professur an dem dort neu zu errichtenden Gymnasium. Indeß fügte es sich anders; J. wurde von dem Fürsten Milosch zum Secretär bei der damaligen höchsten Stelle, dem Nationalgerichtshofe zu Kragujevacz, ernannt und kam zwei Jahre später in gleicher Eigenschaft in die Privatkanzlei des Fürsten. Bald erwarb sich J. so sehr dessen Wohlwollen, daß er ihn nach Ableben des Metropoliten Melentic für die höchste geistliche Würde des Fürstenthums bestimmte. Nachdem auf des Fürsten Anfrage der serbische Clerus, der Patriarch von Constantinopel und der Erzbischof von Karlowicz diese Wahl gebilligt, erhielt J. in der kurzen Zeit von fünfzehn Wochen nach der Reihe die Grade [222] eines Diakons, Presbyters, Archimandriten und wurde am 6. December 1833 von dem Patriarchen von Constantinopel zum Erzbischof von Belgrad und Metropoliten des Fürstenthums Serbien gesalbt. Auf diesem Posten wirkte er in ersprießlicher Weise; er gründete ein Consistorium und ein geistliches Seminar, ersteres zusammensetzend aus intelligenten Priestern, welche er aus österreichisch Serbien berief; letzteres stiftete er aber zur Hebung des Priesterstandes. Außerdem ließ er sich die anständige Versorgung seines Clerus, die Regulirung und Erhaltung der noch vorhandenen Klöster und die Hebung der Bildung des ihm anvertrauten Volkes insbesondere angelegen sein. Fern sich haltend von den Parteikämpfen, die dem Aufschwunge seines Landes so hinderlich sind, benützte er seine hohe Stelle zur Beruhigung der Gemüther, und sein eigenes ruhiges würdevolles Wesen, der Scharfblick, mit welchem er die Verhältnisse durchschaut, sowie sein Rechtsgefühl förderten ihn wesentlich in seinem Vermittleramte. Aber alle diese trefflichen Eigenschaften konnten ihn nicht gegen jene Veränderungen schützen, die mit dem Wechsel der Fürstengeschlechter, wie überall, so auch in Serbien im Gefolge zu sein pflegen, und wozu vor Allem ein vollkommener Personenwechsel in allen Regierungsstellen gehört, und wovon bei der eigenthümlich gearteten Stellung der Kirche in Serbien auch diese keine Ausnahme macht. So verließ auch nach der Entfernung des Fürsten Alexander I. im Jahre 1858 J. noch vor der Ankunft des Fürsten Milosch Belgrad und resignirte auf seine Würde. Unter Bezug einer Pension von Seite der fürstl. Regierung lebte er nun in Karlowicz, von wo ihm bald darauf die kaiserliche Ernennung zum Bischof von Karlstadt einen neuen Wirkungskreis eröffnete. Im Herbste 1861 besuchte er Belgrad, wurde dort von Fürst Michael und dem Volke gut empfangen; doch die Einsetzung in seine ehemalige hohe Stellung, von der zu jener Zeit vielfach die Rede war, unterblieb. Auch der mit dem Antritte seines Karlstädter Bisthums eingestellte Pensionsbezug wurde an die Bedingung geknüpft, daß J. den österreichischen Dienst verlasse. J. kehrte wieder in seine Eparchie nach Karlstadt zurück.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Jahrg. 1855, Nr. 607. [Daselbst heißt es: „Joannovics sei im Jahre 1809 geboren“: sonach hätte er schon mit 11 Jahren die Professur in Karlowicz bekleidet, wäre im Alter von 21 Jahren (1830) Secretär beim Nationalgerichtshofe zu Kragujevac und im Alter von 24 Jahren Metropolit von Serbien gewesen, was im hohen Grade unwahrscheinlich ist. Es ist das offenbar ein Druckfehler und statt 1809 ist 1800 zu setzen.) – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. II, Sp. 97 [auf Tafel 125 sein wohlgetroffenes Porträt]. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, Pospišil, 12°.) Bd. I, S. 893 [führt ihn als Jovanovics auf].