BLKÖ:Jadot Baron de Ville-Issey, Johann Niklas von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 32. (Quelle)
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Jadot Baron de Ville-Issey, Johann Niklas von (Architekt, lebte im achtzehnten Jahrhunderte). Diesen Künstler und Erbauer des 1857 in den Besitz der kais. Akademie der Wissenschaften übergegangenen Wiener Universitätsgebäudes in der Bäckerstraße, dessen weder die Schriften über die Universität, noch die Werke der Baukunst und die Künstler-Lexiken gedenken, führt uns Herr von Karajan, Vizepräsident der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, in der in den Quellen bezeichneten Festrede zum ersten Male vor. Schon als Erbauer dieses schönen Gebäudes verdient er der Vergessenheit entrissen zu werden. Jadot hatte sich früh am Hofe des Herzogs von Lothringen, nachmaligen Großherzogs von Toscana und deutschen Kaisers Franz I. Stephan durch verschiedene Arbeiten bekannt gemacht und erscheint bereits im Jahre 1739 als großherzoglicher Baumeister. Als in diesem Jahre Franz und Maria Theresia ihren Einzug in Florenz hielten, ward ihm der Bau des prachtvollen, aus Stein aufzuführenden Triumphbogens übertragen, den die Stadt zur Feier der Ankunft des geliebten Herrscherpaares mit sehr bedeutenden Kosten vor dem Thore San Gallo errichten ließ. Zwei Abbildungen dieses Kunstwerkes erschienen im Kupferstiche, die eine 1743 zu London, ausgeführt von Marcus Tuscher; die andere zu Florenz von Bernardo Sgrilli-Sansone. Im Jahre 1750 ernannte ihn die Kaiserin zu ihrem Hofbauinspector mit dem Gehalte jährlicher 4000 fl., und gestattete am 12. September 1753 auf sein Ansuchen, da er der in Oesterreich landesüblichen Sprachen nicht kundig und dadurch in seinem nützlichen Wirken doch gehemmt sei, dessen Uebersetzung in gleicher Eigenschaft nach Brüssel. Thatsächlich verließ auch Jadot Ende October 1753, also 3 Monate nach Beginn des Baues der Universität, die Stadt Wien. Was den Bau selbst betrifft, so hatte, nachdem die Kaiserin Maria Theresia den Bau einer Hochschule „mit zierlichen Facaden von allen vier Seiten“ beschlossen und angeordnet hatte, daß Jadot hiezu die nöthigen Risse verfertigen solle, die große Monarchin die ganze Angelegenheit in die Hände des gelehrten Erzbischofs Johann Joseph Fürsten von Trautson, eines Mannes von geläutertem Geschmack, niedergelegt, der sich unter den vielen ihm vorgelegten Bauentwürfen für jenen von Jadot entschied und daran festhielt, obgleich er in Styl und Auffassung von jenem der anderen Staatsgebäude Wiens sich wesentlich unterschied, und obgleich, wie oben erwähnt, Jadot seinen Aufenthalt in Wien mit Brüssel vertauscht hatte und also die Ausführung seiner Pläne fremden, und wie es sich später herausstellte, nicht eben den besten Händen anheimgestellt worden war. Wie übrigens Zunftneid und Unwissenheit Jadot’s Werk zu verkleinern, dessen Ansehen in den Augen der Kaiserin zu schmälern und überhaupt die Unzukömmlichkeiten, die sich nach Jadot’s Entfernung im Baue ob Unkenntniß seiner späteren Leiter eingeschlichen hatten, auf ihn, als den Urheber der Pläne zu schieben versuchten, darüber gibt die unten erwähnte Festrede interessante quellenmäßige Aufschlüsse. Ueber Jadot’s fernere Schicksale ist nichts bekannt. Die Familie scheint verarmt zu sein und ein Verwandter Jadot’s lebt in kleinen, ja untergeordneten [33] Verhältnissen noch zur Zeit in Wien.

Karajan (Theodor Georg Dr. von), Festrede bei der feierlichen Uebernahme des ehemaligen Universitätsgebäudes durch die kaiserliche Akademie der Wissenschaften, gehalten am 29. October 1857 (Wien, Staatsdruckerei, 4°.) S. 12–15 und Anmerkungen S. 26, 28–40.