BLKÖ:Jósika, Julie Baronin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Josias, Prinz
Band: 10 (1863), ab Seite: 270. (Quelle)
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Jósika, Julie Baronin (Schriftstellerin, geb. zu Pesth 1815). Eine Tochter des Karl Freiherrn von Podmanitzky und Gemalin des Nikolaus Freiherrn von Jósika [siehe den Folg.]. Julien’s Vater Karl entstammt einem altadeligen Geschlechte Ungarns, den Podmanin, welches schon unter Mathias Corvinus reich und mächtig war, später aber theils in den Kriegen, theils durch eigene Schuld, da es oft in Fehde gegen seinen König gestanden, verarmte. Die Podmanin nannten sich in der Folge Podmanitzky; mehrere derselben bekleideten höhere Würden in der Kirche und im Heere. Freiherr Karl von Podmanitzky trat in den Staatsdienst und zwar bei der ungarischen Hofkammer ein. Julien’s Mutter Elise ist eine geborne von Nostitz und Jänckendorf und eine Tochter des ehemaligen sächsischen Ministers, dessen Name im Dresdener Dichterkreise als Arthur vom Nordstern[WS 1] sich erhalten hat. Julie hatte eine strenge aber ausgezeichnete Erziehung erhalten. Im Jahre 1838, 23 Jahre alt, machte sie die Bekanntschaft des Baron Nikolaus Jósika, der in einer unglücklichen Ehe lebte, die später aufgelöst wurde. Julie wurde nun die Gattin Jósika’s, der in seiner Selbstbiographie in Bezug auf sie sagt: „Von dieser Zeit berechne ich mein Leben. Was sie mir ist, will ich nicht niederschreiben: Gott hat mich mit beiden Händen gesegnet“. Julie theilte alle Freuden und mit dem Muthe der Entsagung, dessen nur ein liebendes Weib fähig ist, alle Leiden und Drangsale ihres Gatten. Die letzteren und insbesondere ihre Flucht aus Ungarn im Jahre 1849 beschreibt in sehr anschaulicher Weise Ida von Düringsfeld in der in den Quellen bezeichneten Zeitschrift „Victoria“. Da die Güter ihres in contumaciam zum Tode verurtheilten Gemals confiscirt wurden, lebten sie in Brüssel, wohin sie sich geflüchtet, anfänglich in sehr beschränkten Verhältnissen. Die Schriftstellerin half im Anbeginn aus, Julie übersetzte einen größeren Roman ihres Gatten in’s Deutsche, schrieb Artikel für Zeitschriften, kleinere Novellen, einen größeren Original-Roman; schickte an ein beliebtes ungarisches Modenblatt wöchentliche Modeberichte; von der Beliebtheit eines kostbaren Putzartikels, der Brüsseler Spitzen, angezogen, legte sie einen kleinen, bald einträglichen Spitzenhandel an und endlich wendete sich die launische Glücksgöttin Beiden so freundlich lächelnd zu, daß sie, wie die neuesten Berichte lauten, in Brüssel sich ein eigenes Haus gebaut, in welchem sie ihr literarisches Leben mit Comfort und Eleganz zu führen im Stande sind. Julie hat folgende selbstständige Schriften herausgegeben: „Közlések a külföldröl“, d. i. Mittheilungen aus der Fremde (Reisebilder). 2 Bde. (Pesth 1854, Heckenast, mit colorirten Bildern, 8°.), eine Jugendschrift, von der Kritik, nach Amalie Bezerédi’s beliebtem „Florikönyve“, d. i. Buch der Flora, als die erste bedeutendere Jugendschrift in ungarischer Sprache bezeichnet; – „Eva. [271] Regény“, d. i. Eva. Roman. 2 Bde. (Pesth 1860, Heckenast, 8°.); und „Családelet“, d. i. Familienleben (Pesth 1862); und bald nach ihrer Niederlassung in Brüssel gab sie die deutsche Uebersetzung des fünfbändigen Romans ihres Gatten: „Stephan Jósika“ (Leipzig 1851) heraus. Ida von Düringsfeld entwirft ein in der That sehr ansprechendes Bild von dieser edlen Frau. In dem sie ihre Skizze mit der Bemerkung eröffnet, daß wenn Mistres Freire Owen die Baronin Julie Jósika gekannt hätte, sie ihr in ihrem Werke: „The heroines of domestic life“ gewiß einen Platz zwischen Lady Rachel Russel und Emilie von Lavalette eingeräumt haben würde, schließt sie dieselbe mit einer Stelle aus Nikolaus Jósika’s Selbstbiographie, worin er von seiner Frau schreibt: „Eine seltene Festigkeit und Consequenz sind in dem Charakter dieser Frau gepaart mit einem bei ihren Bekannten sprichwörtlich gewordenen praktischen Sinne. Ihre stets heitere Laune, Einfachheit und Gemüthstiefe machen, daß man sich keine Frau denken kann, mit der sich leichter und angenehmer leben ließe. Alles gelingt ihr was sie beginnt, weil sie festen Willen und unerschütterliche Ausdauer hat“.

Victoria. Illustrirte Muster- und Modezeitung (Berlin, kl. Fol.) I. Jahrgang (1862), Nr. 3, S. 44: „Julie Jósika“, von Ida von Düringsfeld [daselbst auch ihr in Holzschnitt ausgeführtes Porträt]. – Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G Steinhauser, kl. 8°.) S. 179 u. 216.

Anmerkungen (Wikisource)