BLKÖ:Huyn, das Grafengeschlecht

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 455. (Quelle)
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Huyn, das Grafengeschlecht. Eine alte Adelsfamilie, welche aus Lothringen stammt und im 17. Jahrhunderte nach Oesterreich gekommen ist, wo sie noch gegenwärtig blüht. Zwei Söhne des Claude de Huyn, Johann und Franz, stifteten zwei Linien zu Anfang des 17. Jahrhunderts, von denen die Johann’s bald erloschen ist, jene von Franz aber noch zur Zeit besteht. Franz war mit Franzisca de Pillard vermält, aus dieser Ehe entstammt Nicolaus de Huyn, Herr von Velledur-Madon, und aus dessen Ehe mit Franzisca de Maconit Johann Joseph de Huyn, der erste Graf dieses Geschlechtes in Oesterreich. Der Grafenstand wurde schon dem Gottfried Huyn Freiherrn zu Geleen und Wachtenduur in Anerkennung der von demselben im 30jährigen Kriege geleisteten Dienste von Kaiser Ferdinand verliehen. Gottfried war eine ritterliche Soldatennatur, welche den Uebergriffen der Mannschaft, so gut er konnte, steuerte. Unter Johann Jacob Grafen von Anhalt diente Gottfried als Hauptmann, focht dann unter Pappenheim in Westphalen und stürmte 1634 die Stadt Jörter. Im Jahre 1636 war er bereits Feldmarschall des bayrisch-ligistischen Heeres, welches im folgenden [456] Jahre in der Nähe von Meiningen von den Schweden versprengt wurde. In den späteren Kämpfen war H. nahe daran, bei Proßnitz, einem Gebirgspasse im Württembergischen, den schwedischen General Banner zum Gefangenen zu machen. Daß Mißlingen dieser Absicht schrieb H. der verzögerten Hilfe des Zuzuges von Ottavio Piccolomini zu, worüber H. so erbittert war, daß er Piccolomini auf Tod und Leben forderte, und nur das Dazwischentreten des Kaisers, der davon Kunde erhalten hatte, verhindert den Zweikampf. Ein im Jahre 1641 von H. geforderter Abschied wurde ihm nicht ertheilt. Nach dem Zustandekommen des Ulmervertrages im Jahre 1647, nach welchem Maximilian l., Churfürst von Bayern, sich vom Kaiser und seiner Sache lossagte, trat H. auf’s Tiefste verletzt aus den churfürstlichen Diensten und kehrte in seine Heimat nach den Niederlanden zurück, wo er zu Mastricht 1657 starb. Der Kaiser hatte ihm für seine Diensttreue und Anhänglichkeit den Grafenstand verliehen. Eine neuerliche Verleihung der Grafenwürde fand bei Johann Joseph im Jahre 1697 Statt, in Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienste bei Vertheidigung Ungarns gegen die Türken. Graf Johann Joseph war mit Katharina Eleonora de la Haye vermält, aus welcher Ehe Graf Leopold Joseph entstammt. Dieses Letzteren Sohn aus seiner Ehe mit Maria Felicitas Gräfin von Auersperg war Graf Heinrich, der mit Karolina von Alpmanshosen vermält war und den Grafen Joseph August zum Sohne hatte. Graf Joseph August’s (gest. 1837) Gemalin war Henriette Gräfin Lazansky, aus welcher Ehe das jetzige Haupt der Familie, Graf Johann Karl[WS 1] (geb. 10. Februar 1812) stammt. Graf Johann Karl, k. k. Kämmerer, Indigena des Königreichs Ungarn, ist zur Zeit General-Major und Director des General-Quartiermeister-Stabes in Wien. Im unglücklichen Feldzuge des Jahres 1859 befehligte der Graf eine Brigade und zeichnete sich namentlich bei der Leitung des Gefechtes am 8. Juli d. J. so sehr aus, daß dieser Moment von Sigmund J. Allemand jun. malerisch gefesselt und in das von der Staatsdruckerei herausgegebene Werk: „Heldenzüge aus dem Jahre 1859“ [vergl. darüber in den Quellen zur Biographie Hundt zu Alt Grottkau, S. 431, das von Oberlieutenant Otto Hund Gesagte, wo er das Blatt Nr. 34 bildet, aufgenommen wurde. Der Graf ist Ritter der Kriegsdecoration des österreichischen Leopold- und Commandeur der Kriegsdecoration des eisernen Kronen-Ordens, überdieß haben ihn auch Rußland, Bayern, Toscana und Se. Heiligkeit der Papst mit ihren Orden ausgezeichnet.

Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen[WS 2] Häuser (von Herm. Saltmann) (Gotha 1855, J. Perthes, 32°.) S. 368. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha. 32°.) Jahrg. 1857, S. 358; Jahrg. 1862, S. 389; Jahrg. 1863, S. 392 u. 1061. – Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Deutsche Grafen-Häuser der Gegenwart (Leipzig 1854, T. O. Weigel. 8°.) Bd. III, S. 174. – Faust, Polygraphisch-illustrirte Zeitschrift (Wien, M. Auer, gr. 4°.) Jahrg. 1855, Nr. 4, S. 19: „Gallerie biographischer Skizzen aus dem 30jährigen Kriege“. Von Ludwig Bechstein. – Wappen. Quadrirter Schild. 1 und 4: in Roth ein silbernes Ankerkreuz, dessen Spitzen die Form von Schlangenköpfen zeigen; 2 und 3: in Silber drei (2 und 1) rothe Kugeln. Den Schild deckt die Grafenkrone. – Heutiger Stand des Grafengeschlechtes von Huyn. Graf Joseph August (gest. 1837), k. k. Oberbaudirector im Küstenlande, war mit Henriette Gräfin Lazanzky (geb. 3. März 1786) vermält, aus welcher Ehe zwei Söhne und Eine Tochter entstammen. Erstere sind Graf Johann Karl [457] und Graf Hugo Leopold Joseph; Letztere Gräfin Henriette (geb. 23. August 1819). Graf Johann Karl, das gegenwärtige Haupt der Familie, ist seit 28. Jänner 1850 mit Natalia Gräfin von Sarntheim (geb. 6. Februar 1826), Sternkreuz-Ordensdame, vermält, und entstammen aus dieser Ehe folgende Sproßen: Graf Ludwig Joseph[WS 3] (geb. 2. Jänner 1852), Gräfin Natalie (geb. 16. Juli 1853), Graf Rudolph Karl (geb. 28. Juli 1855), Graf Karl Georg[WS 4] (geb. 18. November 1857) und Graf Otto Alois[WS 5] (geb. 4. September 1859). Des Grafen Johann Karl Bruder, Graf Hugo Leopold Joseph (geb. 16. September 1814), k. k. Kämmerer, gleichfalls Indigena des Königreiche Ungarn und Dienstkämmerer bei Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand, ist seit 9. Jänner 1854 mit Therese Luise Marie geb. Gräfin Kurtzrock-Wellingsbüttel (geb. 8. Jänner 1832), Sternkreuz-Ordensdame, vermält, und stammen aus dieser Ehe Graf Ferdinand Maria (geb. 3. September 1855), Graf Clemens Heinrich (geb. 24. Jänner 1857, gest. 19. November 1861) und Gräfin Maria Henriette (geb. 9. September 1860).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Carl Huyn (Wikipedia).
  2. Vorlage: gräfllichen
  3. Ludwig Graf Huyn (Wikipedia).
  4. Karl Georg Huyn (Wikipedia).
  5. Otto Aloys Graf Huyn (Wikipedia).