Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 87. (Quelle)
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Haushofer, Max (Maler und Professor der Landschaftsmalers an der Kunstakademie zu Prag, geb. zu München 1811).[BN 1] Der Sohn eines Schullehrers, der überdieß ein geschickter Zeichner war, welches Talent auch auf den Sohn übergegangen ist. Dieser, dem Willen des Vaters sich fügend, hatte die wissenschaftliche Laufbahn betreten und sollte das Studium der Rechte vollenden, um dann in öffentliche Dienste zu treten. Als aber König Ludwig die schönste Periode des wiedererwachenden Kunstlebens in München hervorgerufen und H. mit mehreren Künstlern näher bekannt geworden war, gab er das Rechtsstudium auf und widmete sich der Kunst, zu welcher ihn auch der Drang nach persönlicher Freiheit und eine nicht zu bemeisternde Reiselust trieb. Hinaus zog er in die Alpen, die er bereits nach allen Richtungen kannte; für ihn gab es nichts Schöneres als am Saume eines Waldes zu liegen und unverweilt den Blick nach einer Kette der Alpen zu richten, und kein trostreicheres Bewußtsein, als die Hoffnung, sich alljährlich einige Monate an die einsamen Gestade der Alpenseen, in die Schatten der Wälder und auf die Bergeshöhen zurückziehen zu können. Dem Drange aller Deutschen folgend, ging H. früh nach Italien. So lieb ihm aber auch Rom geworden, er sah in der ewigen Stadt nur die arme Mutter eines todten Reiches; seine Mutter war allein die Alpenwelt, und der deutsche, der rauschende Wald. Diese Natur ging ihm über Alles, und so hat er niemals den Ehrgeiz verspürt, zu den stilisirenden Landschaftern gezählt zu werden, aber auch gewissenhaft sich verwahrt, in das Gegentheil zu verfallen. Seit dem Jahre 1846 wirkt H. in Oesterreich, wohin er einem Rufe als Professor der Landschaftsmalerei an der Akademie der Künste zu Prag gefolgt war und daselbst mit um so entschiedenerem Erfolge, weil er seinen Schülern ebenso viel Liebe für die Natur, als für die Kunstdarstellungen einzuflößen versteht. Von Haushofer’s Bildern sind bekannt: „Sonntagsmorgen am Chiemsee“ (1838); – „Blick über den Chiemsee“ (1839); – „Kloster Baumbach“ (1840); – „Mittagstille. Fischer auf dem Chiemsee“ (1842);– „Rheinlandschaft“ (1843); – „Herbstabend. Kloster Frauen-Chiemsee“ (1845); – „Obersee“ (1845); – „Gosausee“ (1847); – in den Ausstellungen des (neuen) österreichischen Kunstvereines: „Partie am Chiemsee“ (1851, 500 fl.); – „Partie am wilden Kaiser in Tirol“ (Mai 1853, 600 fl.); – „Der Eibsee im bayerischen Hochlande“ (August 1853, 450 fl.); – „Der Obersee bei Berchtesgaden“ (Nov. 1853, 700 fl.); – „Aufsteigendes Gewitter am Chiemsee“ (Juli 1855, 400 fl.); – in den Ausstellungen der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu Prag: „Waldlandschaft“ (Ausstellung 1855, 80 fl.); – „Ansicht von Prag“ (ebd., 360 fl.); – „Kloster Frauen-Chiemsee“ (ebd., 80 fl.); – „Partie am Inn. Abendlandschaft“ (ebd., 600 fl.); – „Klostergarten. Abendlandschaft“ (Ausstllg. 1857, 380 fl.); – „Partie beim Brunnen am Vierwaldstädtersee“ (ebd. 1858, 400 fl.); – „Partie am Klönthalersee (Canton Glarus)“ (ebd., 400 fl.); – in den Ausstellungen bei St. Anna in Wien: „Partie am Traun in Oberösterreich“ (Ausstllg. 1858, 900 fl.); – in der allgemeinen historischen Ausstellung in München: „Partie am Kochelsee“ (1858); – „Partie am Chiemsee“ (Eigth. d. Gräfin Nostiz in Prag); – im Belvedere befindet sich: „Der Vierwaldstättersee [88] mit dem Uri-Rothstock. Mittag“ (angek. um 700 fl.); – in der Gemäldegallerie der Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu Prag: „Ideale Landschaft“ mit Alpenfeuer und einem See, im Mittelgrunde ein Schloß, links ein Buchenwald. H. zählt zu den beliebtesten Landschaftern der Gegenwart; er ist der ausschließliche Maler des Chiemsee’s, dessen Reize er immer wieder in neuer Form auf die Leinwand zu zaubern versteht.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) 1856, Nr. 660, S. 143 [mit Porträt und Copie seines Gemäldes: Fischer auf dem Chiemsee, im Holzschnitt]. – Die Künstler aller Zeiten und Völker, begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1857 u. f., Ebner und Seubert, Lex. 8°.) Bd. II, S. 348 [nach diesem Werke geboren zu Nymphenburg]. – Deutsches Kunstblatt 1855, Nr. 28. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Original-Zeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Sp. 31, Tafel XXXIX. – Söltl[WS 1] (Dr.), Die bildende Kunst in München. – Ausstellungs-Kataloge des (neuen) österreichischen Kunst-Vereins: 1853, Mai 9, August 11, October 89, November 3; 1855, Juli 31. – Cataloge der Prager Ausstellungen 1855 u. f.; – der allgemeinen deutschen (histor.) Ausstellung in München im Jahre 1858 u. m. A. – Ein Kritiker schreibt über Haushofer’s Bilder: „Man erkennt an ihnen seine große Liebe für die Alpennatur, sein völliges Vertrautsein mit derselben und zugleich bewundert man sein feines Gefühl für schöne Formen, für Stimmung und schöne Farbenwirkung, durch welche er sofort anzuziehen, aber auch dauernd zu fesseln versteht. Der Chiemsee mit seinen malerischen Ufern, seine reizenden Inseln mit der Fernsicht auf die wunderbar schöne Alpenkette, sind heute noch für ihn die Anziehungspuncte, wohin er alljährlich zurückkehrt, um sich auf der Insel Frauen-Chiemsee neu zu erquicken und neu zu begeistern. Wer je in der Natur sich so ganz der Wärme des Anblicks einer schönen Alpenkette hingegeben, der weiß, daß man von solch einer Fernsicht immer mehr, ja so hingerissen wird, daß Vorgrund und Mittelgrund für den Beschauer kaum noch existiren. Dies nun aber auf einem Bilde ähnlich wahr, bei aller Unterordnung des Vor- und Mittelgrundes diese dennoch in allen Abstufungen der Form und Farbe im richtigen Verhältniß wieder zu geben, das ist eine der allerschwierigsten Aufgaben für den Landschafter, und in der glücklichsten Lösung derselben bewährt sich vorzüglich Haushofer’s Kunstmeisterschaft. Es ist seine Lebensaufgabe, die hohe dichterische Sprache der Natur zu studiren, aber er versichert, er habe sie niemals in Alexandrinern sprechen hören, während sie doch für jedes Bild eine andere Form des Rhythmus habe. Mit der Hand auf dem Herzen versichert Haushofer, daß ihm niemals ein schäkernder Satir über den Weg gelaufen, ja, daß er niemals einem verlaufenen göttlichen Flötisten begegnet sei, wenn er den Wald und das Gebirge durchzog. Dagegen hat er oft gehört, wenn das Wild durch das Dickicht gebrochen, wie den Ruf des Waldvogels und den Flügelschlag der wilden Tauben. Das aber läßt sich nicht malen. Darum will er aber auch nichts zu thun haben mit den mythologischen Wesen und mit den schönsten Göttern des pelasgischen Alterthums, und nur der nordischen Mythe, der germanischen Sage das Recht einräumen: unsern Wald, unsere Gebirge zu staffiren. An diese möge man denken, wenn über goldenen Saatfeldern dunkle Wolkenmassen aufsteigen und fernes Brausen das Herannahen des Sturmes verkündigen. Hierin liegt denn auch die vollständige Charakteristik von Haushofer’s Gemälden.“

Berichtigungen und Nachträge

  1. Haushofer, Max [Bd. VIII, S. 87] (geb. zu München 12. September 1811, gest. ebenda 24. Februar 1866).
    Rechenschafts-Bericht des Verwaltungs-Ausschusses des Kunstvereins in München für das Jahr 1866 (München 1867, Franz, 4°.). – Ergänzungsblätter (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) II. Band (1866), S. 218. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1866, S. 280. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 238. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1867, Beilage zwischen Nr. 1–5. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber), Nr. 1046, 18. Juli 1863 [über H.’s Gemälde „Roggentrud“]. [Band 28, S. 347]

Anmerkungen (Wikisource)