BLKÖ:Handel, Paul Anton Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 294. (Quelle)
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Handel, Paul Anton Freiherr (k. k. Hofrath und Minister-Resident zu Frankfurt, geb. zu Mergentheim 23. Juli 1776, gest. zu Hagenau 12. Mai 1847). Entstammt einer oberfränkischen, im Städtchen Weißmain seßhaften und früher begüterten Familie, von welcher die Brüder Paul Anton, Heinrich und Joseph, die ersten den deutsch-erbländischen Adel erhalten haben. Paul Anton studirte in Erlangen, wurde 1797 Legationssecretär, 1799 Legationsrath, diente seit 1800 als Hof- und Regierungsrath bei der obersten und politisch-administrativen und Justizstelle des Hoch- und Deutschmeisterthumes zu Mergemtheim, [295] machte sich in den Jahren 1799–1809 in verschiedenen Diensten, theils als Landescommissär in den französischen Hauptquartieren, theils bei der Reichsdeputation in Nürnberg, bei den Unterhandlungen in München (1808 und 1809) u. dgl. m. verdient und wurde, nachdem er 1808 die ihm bayerischer Seits angebotene Anstellung ausgeschlagen, im Jahre 1810 k. k. Regierungsrath, wobei ihm die im hoch- und deutschmeisterischen Dienste verwendeten Dienstjahre bei der Aufnahme in den österreichischen Staatsdienst angerechnet wurden. In den Jahren 1812 und 1813 vertrat er bei dem Mergentheimer Congresse als Bevollmächtigter die österreichischen Interessen; war im November 1813 k. k. Militär-Intendant im Großherzogthume Würzburg, wo er sich das silberne Civil-Ehrenkreuz, eine eigens für Verdienste in den denkwürdigen Jahren 1813 und 1814 gestiftete Auszeichnung, deren Träger jetzt (1861) auf 18 herabgeschmolzen sind, erwarb. Handel besorgte die Uebergabe Aschaffenburgs und des Großherzogthumes Würzburg an die Krone Bayerns; während des Wiener Congresses, dem zweiten k. k. Bevollmächtigten, Freiherrn von Wessenberg und der Haus-, Hof- und Staatskanzlei zugetheilt, vertrat er die österreichische Stimme bei dem Congreß-Comité statistique. Nach beendetem Congresse wurde er vorerst mit der Besitzergreifung mehrerer Sr. Majestät dem Kaiser zugetheilten Länder- und Gebietsantheile am Rhein, Main und an der Fulda beauftragt; dann dem Erzherzoge Karl in politischen Geschäften zugetheilt, und nach dessen Abgang zum Generalcommissär und Landeschef des Verwaltungsbezirkes von Mainz, des Fürstenthumes Isenburg und der Fuldaer österreichischen Aemter, der Grafschaft Hohengeroldseck u. dgl. m. ernannt. Am 2. October 1815 zum wirklichen Hofrathe befördert, nahm er in Frankfurt an den Territorial-Verhandlungen Theil und bewirkte die feierliche Uebergabe der obgenannten Länder und Gebietsantheile an Bayern, Baden, Hessen-Darmstadt, Churhessen u. dgl. m.; führte von 1816–1828 bei der für das Großherzogthum Frankfurt aufgestellten Ausgleichungscommission bis zum Abschlusse des Hauptstaatsvertrages als österreichischer Bevollmächtigter den Vorsitz; fungirte von 1816–1834 als Bundes-Kanzleidirector; versah die Stelle eines Minister-Residenten für Hessen, Nassau und die freie Stadt Hamburg und war bevollmächtigter Commissär in Angelegenheiten der hoch- und deutschmeisterischen Commende Frankfurt. Im Jahre 1829 belohnte Kaiser Franz den verdienstvollen Staatsmann durch das Commandeurkreuz seines Leopold-Ordens. Im Jahre 1839 von einer theilweisen Lähmung getroffen, trat er 1840 in den Ruhestand, den er auf seinem Gute Hagenau am Inn noch sieben Jahre genoß, bis er auf demselben im Alter von 71 Jahren starb.

Bergmann (Joseph), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien 1844–1857, Tendler u. Co., 4°.) Bd. II, S. 491–496, und Tafel XXV, Nr. 129. – Medaille. Der Bundescassier Horrack, der k. k. Legationssecretär Lemonnier, der nunmehrige Ministerialrath Franz Freiherr von Menßhengen und Heinrich von Handel, Paul Anton’s Bruder, haben die 25jährige Dienstjubelfeier Paul Anton’s durch eine Medaille verherrlicht, welche Karl Becker geprägt hat. Die Hauptseite stellt innerhalb eines Kreises den behelmten Kopf der Pallas vor. Um denselben in zwei Zeilen folgende Umschrift: Dem Freiherrn von Handel, k. k. O.(esterreichischen) Hofrath & Minister Res:(identen) &c. | Zu seiner 25jährigen Dienst Jubel Feyer den 25. November 1822. Unter dem Kopfe der Pallas [296] die Buchstaben C(arl) B(ecker). Die Reversseite: Um das spitz zulaufende Wappenschild – auf goldenem Grunde ein schwarzer Ochsenkopf und darüber die Freiherrnkrone – die Umschrift: Devotest gewidmet von[1] v.(on) Horrack. v.(on) Lemonnier. B.(aron) Menshengen & H.(einrich) v.(on) Handel. – Wappen. Die heraldische Beschreibung des oben bei der Medaille erwähnten Wappens siehe in dem Werke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung (Leipzig 1855, O. Weigel). Bd. I, S. 184. – Der Reichsadel der Handel datirt vom 16. October 1579; ungeachtet ihrer Verarmung gaben sie den Adel nicht auf; am 3. Juni 1808 erhielt Paul Anton (der Obige) mit seinen beiden Brüdern Heinrich und Joseph, ersterer taxfrei den österreichischen Adel, und wird im Diplome ausdrücklich erwähnt, „daß Paul Anton durch eine erst neulich durch den Druck veröffentlichte gründliche Vertheidigung der dem kais. österreichischen Erzhause und dem Hoch- und Deutschmeisterthume aus dem XII. Artikel des Preßburger Friedens zustehenden Gerechtsame die allerhöchste besondere Zufriedenheit sich erworben habe“. Am 20. Mai 1819 erhielt Paul Anton den Freiherrnstand und wurde nach dem Ankaufe der Herrschaften und Güter Hagenau am Inn, Hub, Stern, Grünau und Hörnig im Innviertel am 14. April 1828 in das Herrenstands-Consortium des Landes ob der Enns aufgenommen. – Stand der Familie. Paul Anton Freiherr von Handel war dreimal vermält. In erster Ehe, A) seit 6. Jänner 1802, mit Julie Friederike Freiin von Preen (geb. 26. Der. 1782, gest. 8. Sept. 1806). Aus dieser Ehe stammen folgende Kinder: 1) Julius Anton (geb. 9. März 1803), Kreishauptmann zu Linz; vermält seit 8. August 1832 mit Anna Reichsgräfin von Armansperg (geb. 9. Juli 1808), leiblichen Schwester seiner Stiefmutter (seines Vaters dritter Frau). Kinder dieser Ehe sind: a) Anna (geb. 17. September 1834); b) Friedrich (geb. 16. März 1836), k. k. Oberlieutenant im 30. Jäger-Bataillone; c) Therese (geb. 13. Jänner 1843); – 2) Ludwig (geb. 26. Februar 1804), k. k. General-Major a. D., vermält seit 10. April 1836 mit Anna gebornen Freiin von Mazzetti di Roccanova (geb. 2. Jänner 1813, gest. 1846). Kinder dieser Ehe: a) Ernst (geb. 22. April 1837), Oberlieutenant im Infanterie-Regimente Graf Degenfeld-Schonburg Nr. 36; b) Wilhelm (geb. 23. August 1838), Fregatten-Fähnrich; c) Julie (geb. 15. Juni 1842) und d) Victor (geb. 1845); – 3) Heinrich (geb. 6. Jänner 1806), k. k. Feldmarschall-Lieutenant und zweiter Inhaber des Infanterie-Regiments Kronprinz Rudolph Nr. 19; vermält seit 26. December 1835 mit Karoline Freiin Mazzetti di Roccanova (geb. 7. August 1814), Schwester der Gemalin seines Bruders Ludwig. Kinder dieser Ehe: a) Gustav (geb. 19. December 1836), Oberlieutenant; b) Eduard (geb. 26, Jänner 1838), Hauptmann im Quartiermeisterstabe; c) Heinrich (geb. 30. Juni 1839), Oberlieutenant im Inf. Reg. Kronprinz Rudolph Nr. 19; d) Louise (geb. 4. Jänner 1845); e) Sigmund (geb. 11. Ort. 1847); f) Lucia (geb. 8. April 1850); g) Anton (geb. 14. Mai 1852) und h) Victoria (geb. 13. Sept. 1857). – In zweiter Ehe, B) seit 29. Jänner 1809, mit Philippine Gräfin Berchem (geb. 10. Mai 1790, gest. 18. Mai 1823). Aus dieser Ehe stammen: 4) Maximilian Joseph (geb. 6. Dec. 1809), k. k. außerordentl. Gesandter und bevollmächtigter Minister am kön. württembergischen Hofe zu Stuttgart; vermält seit 4. Februar 1856 mit Emma geb. Gräfin von Fries (geb. 8. Juni 1837). Kinder aus dieser Ehe: a) Maria Immaculata (geb. 15. Februar 1857); b) Flora (geb. 4. August 1858); – 5) Sigmund Eduard (geb. 25. März 1812), k. k. Statthalterei-Secretär; vermält seit 21. August 1855 mit Amalie geb. Gräfin Deroy (geb. 23. Februar 1836). Kinder dieser Ehe sind: a) Anton Philipp (geb. 24. Febr. 1857); d) Erasmus Sigmund Hugo (geb. 1. Juni 1860); – 6) Ludovica Johanna (geb. 24. Sept. 1816); – 7) Rudolph (geb. 1. August 1821), k. k. Ober-Landesgerichtsrath zu Oedenburg; vermält seit 25. Mai 1857 mit Clotilde geb. Gräfin von Berchem (geb. 19. Februar 1835). – In dritter Ehe, C) seit 26. Juli 1824, mit Theresia geb. Gräfin von Armansperg (geb. 10. August 1803). Aus dieser Ehe stammen: 8) Marie (geb. 28. Sept. 1827), vermält seit 20. Mai 1858 mit Rudolph Kink, k. k. Statthalterei-Rath in Triest; – 9) Elisabeth (geb. 9. Sept. 1834), vermält seit 4. Mai 1857 mit Felix Freiherr von Ow, kön. bayer. Landrichter zu Berchtesgaden; – 10) Franz (geb. 19. Sept. 1837), Oberlieutenant im Dragoner-Regimente Fürst Windisch-Grätz Nr. 2. [Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das [297] Jahr 1848, S. 154, welches die Beschreibung des Wappens und die geschichtliche Uebersicht – und auf das J. 1861, S. 276, welches den heutigen Stand der Familie Handel enthält.]

  1. Von steht über der Krone.