BLKÖ:Haager, Sigmund II.

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Haager, Sigmund I.
Band: 6 (1860), ab Seite: 95. (Quelle)
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13. Sigmund (II.) (Oberst, geb. 15. Februar 1547, gest. 1610). Sohn Sebastians (s. d. oben) aus dessen zweiter Ehe mit Anna von Ennenkl. Seiner Wildheit wegen kam er zur Bändigung nach Böhmen zu einem Verwandten der Familie, zu dem Ritter Stibor Odravsky. Daselbst ward er erzogen, aber sein wilder Geist hielt ihn nicht lange; als Volontär kämpfte er in mehreren Fehden der Dynasten jener Zeit u. z. bei dem kühnen Prueschenk in Oesterreich, bei Wenzel von Schwamberg in Böhmen, bei Günther Grafen zu Schwarzburg in Sachsen. Später kämpfte er unter Alba gegen den Prinzen von Oranien und in den Feldzügen der Jahre 1578 und 1579 in den Niederlanden. Nachdem er aber dann in die Dienste des bedrängten Oranien getreten, ließ ihn König Philipp II. für vogelfrei erklären. Als Oranien durch Meuchelmord gefallen, ging Sigismund (II.) nach England, Schottland, Irland, diente zu Schiffe, und focht unter Hovard bei Cadix. Dann bereiste er Frankreich, Italien, die nordischen Länder und kehrte endlich nach Oesterreich zurück, wo er Frau und Kinder in Trauerkleidung fand, da sie ihn Alle für todt gehalten. Nun nahm er kaiserliche Dienste und focht gegen die Türken, 1590 und 1591 war er Commandant in Kaschau, 1594 kais. Feldhauptmann in Ungarisch-Altenburg (Ovár), wurde Oberst und zuletzt Oberfeldhauptmann in Ungarn. Endlich verließ er die kais. Dienste und zog sich auf die Herrschaft Altensteig, welche aus der Stadt, dem Schlosse und 16 Dörfern bestand, zurück, erwarb durch einen Vergleich nach Georg’s von H. Tode St. Veit bei Linz, unterzeichnete nebst seinem unglücklichen Sohne Sebastian Günther 1608 das Bündniß der protestantischen Stände zu Horn, und wurde 1609 Deputirter der Evangelischen im Lande ob der Enns. Sigismund starb im Alter von 63 Jahren. In drei Ehen (s. die Genealogie) erzeugte er 21 Kinder. Von diesem Sigmund (II.) stammt das bekannte Sprüchwort: Wo liegt der Hund begraben? Er hatte nämlich einen treuen Hund, der ihm auf einer seiner Fahrten in den Niederlanden das Leben gerettet hatte. Diesem ließ er aus Dankbarkeit an der Gartenmauer des Schloßbräuhauses zu St. Veit ein Denkmal setzen mit der Inschrift: Mein’ Herrn hab’ ich mit Treu gewacht, | Drumb ist mir dieser Stain gemacht; | Delfin ward ich von ihm benannt | Allhier lig ich verschart im Sant | Die Zeit so ich im Leben war | Seind gewesen 17 Jahr. | Dieser Grabstein stand noch 1821, in welchem Jahre nach einer Feuersbrunst die Mauer zusammenfiel und der Stein verschwand. Die Frage der Neugierde nach diesem Hundegrabe hat sich als Redensart im Volksmunde erhalten. Das abenteuerliche Leben dieses fahrenden Ritters Sigismund, welches er selbst ausführlich beschrieben hat, wurde von dem Verfasser der „Bernsteinhexe“, Pastor Meinhold, in einem Roman bearbeitet, in welchem er die Geschicke Sigismund’s und Sebastian’s (seines Vaters) zusammenverwebt und in einen Lebenslauf gedrängt hat. Vergl. die folg. Quellen. [Wißgrill (Fr. K.), Schauplatz des landsässigen niederösterr. Adels vom Herrn- und Ritterstande ... (Wien 1794, 4°.) Bd. IV. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien 1852 u. f.) Bd. III, S. 20. [96]Nouvelle Biographie générale etc. Am angez. Orte, Bd. XXIII, Sp. 3 (nach dieser gest. 1617]. – Meinhold (Wilhelm), Der getreue Ritter oder Sigismund Hager von und zu Altensteig und die Reformation ... (1852). Ein Seitenstück zu desselben Verfassers „Bernsteinhexe“, worin Meinhold Gelegenheit nimmt, in mehreren an die Gräfin Oldofredi-Haager gerichteten Briefen heftige Vorwürfe gegen Luther und die Reformation zu Papier zu bringen und zu zeigen, daß er es mit der Kirchengeschichte nicht immer genau nimmt. – Hormayr, Vaterländisches Taschenbuch für 1828, S. 19 u. f.] –