BLKÖ:Guarana, Jacob
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 6 (1860), ab Seite: 6. (Quelle) | |||
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Varana, Jacob (Maler, geb. zu Verona 28. October 1727, gest. ebenda 18. April 1808). Obgleich in Verona geboren, nannte er sich doch selbst einen Venetianer und wurde von Zanetti, Longhi und Moschini als solcher angesehen. Früh zeigte er Anlagen zur Kunst, ging in die Schule des Sebastian Ricci und wurde später Zögling des Giamb. Tiepolo. Zugleich studirte er fleißig die großen venetianischen Meister und die der andern italienischen Schulen, unter denen ihm vor Allem Carlo Cignani zusagte. Er malte ebensowohl Fresken als Oelbilder, welche allgemeine Anerkennung fanden. Eine Einladung als Professor an der Kunst-Akademie zu Kopenhagen schlug er aus; einem Rufe nach Warschau zu folgen, wo er die Fresken in einer der dortigen Kirchen malen sollte, hinderte ihn der eben ausgebrochene Krieg, und einen zweiten an den kaiserlichen Hof von St. Petersburg vereitelte der eben erfolgte Tod des Czar Peter. So geschah es denn, daß er Venedig nie verließ, ausgenommen einmal, als er den Auftrag ausführte, die große Kuppel der St. Vitaliskirche in Ravenna mit seinen Fresken zu schmücken, was ihm vortrefflich gelang. Von seinen in Venedig ausgeführten Fresken und Oelgemälden sind zu nennen: Die im Bankettsaale des Patriarchen-Palastes; sie stellen die Tugenden und andere symbolische[WS 1] Figuren vor; – im Dogen-Palaste in der sogenannten Chiesetta, d. i. der Capelle, in welcher der Doge mit seinem Rathe täglich der Messe beiwohnte, die ein eigens dazu bestimmter Dogen-Caplan las, die Decke; sie stellt vor den h. Marcus in Wolken nebst vielen anderen Figuren; – die Decken im großen und kleinen Redoutensaale, in jenem den Triumph des Bachus, in diesem die Göttinnen des Glückes und Unglückes; – in der St. Martinskirche die Decke mit der Apotheose des h. Martin; – in der St. Paulskirche das Oelgemälde auf dem dritten linken Seitenaltar: „Das Herz Jesu, angebetet von dem h. Ludwig Gonzaga und Franz von Sales“ (im J. 1802); – in der St. Thomaskirche die Fresken im Mittelschiffe: Das Märtyrerthum des h. Thomas; – andere Werke seines Pinsels enthalten die Kirchen S. Pantaleon, Jacob dall’Orio, St. Matthäus, der Palast Rezzonico u. dgl. m. Für den Hof von St. Petersburg vollendete er das „Opfer Iphygeniens“. Guarana arbeitete auch mehrere Blätter mit der Radirnadel nach eigener Erfindung, u. z.: „Der barmherzige Samariter“ (H. 11 Z. 71/2 L.; Br. 14 Z.); „Jupiter und Io“; – „Bachus und Ariadne“; – „Das Urtheil des Paris“; – „Zephyr und Flora“; – „Alpheus and Arethusa“; – „Herkules und Dejanira“. Die genannten Blätter sämmtlich in gr. Folio. Auch gab er ein größeres Kupferwerk heraus unter dem Titel: „Oracoli, Auguri, [7] Aruspici, Sibille, Indovini della Religione pagana, tratti da antichissimi monumenti o sulle traccie della storia delineati da Jac. Guarana“ (Venedig 1792, gr. Folio, 42 Kupfertafeln und 42 Blätter gest. Text) [Ebert, Bibl. Lex. Nr. 9011]. Dasselbe fand aber eine wenig günstige-Aufnahme, da der von Andern ausgeführte Stich seiner Zeichnungen nicht gelungen, der Text des Werkes aber von zahlreichen Fehlern entstellt[WS 2] ist. Nach seinen Werken haben Bartolozzi, F. Berrardi u. A. gestochen; auf dem von Bartolozzi gestochenen Plafondstücke: Diana mit andern Gottheiten, heißt er Varana. G. war Mitglied der Akademien von Venedig, Florenz und Bologna. G. starb im hohen Alter von 82 Jahren, indem er bis in die letzten Jahre thätig war und noch mit 74 Jahren Altarbilder ausführte. – Vincenz (Maler, geb. in Venedig um 1750, gest. ebenda 1815), sein Sohn und Schüler, malte gleich dem Vater Fresken und in Oel. Auch seine Arbeiten befinden sich zum größten Theile in den Palästen und Kirchen Venedigs; in letzteren u. z. in der Kirche des St. Christoph und Michael in der linksstehenden Capelle die Wandfreske: eine Scene aus dem Leben des h. Romuald; – in der St. Thomaskirche am ersten Altar rechts: die HH. Hieronymus Emiliani, Cajetan und Ludwig Gonzaga. Obwohl seine Arbeiten tadellos sind, so erreichte er doch nicht den Ruf und die Bedeutung seines Vaters.
Guarana auch- Ueber Jacob: Dandolo (Girolamo), La Caduta della Repubblica di Venezia (Venedig 1855, Naratovich.) S. 438 [nach diesem geb. zu Verona 28. Ort. 1727, gest. 18. April 1808]. – Zanotto (Francesco), Nuovissima guida di Venezia e delle Isole della Laguna (Venedig 1856, Brizeghel 16°.) S. 101, 158, 165, 236, 485, 488, 490. – Nouvelle Biographie générale ... par Hoefer (Paris, Didot, gr. 8°.) Bd. XXII [daselbst wird dieser Künstler auf Sp. 313 als Guarana und wieder auf Sp. 328 als Guarnana aufgeführt; als Guarana ist er in Venedig 1716, als Guarnana zu Verona 1720 geboren und 1807 gestorben. Die übrigen Mittheilungen sind im Ganzen identisch]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues Allgemeines Künstler-Lexikon (München 1837, Fleischmann, 8°.) Bd. V, S. 411 [nach diesem geb. 1716, gest. 1770). – Ueber Vincenz: Dandolo (Girolamo). Am angez. Orte. S. 439. – Zanotto (Francesco). Am angez. Orte, S. 488, 671.