BLKÖ:Ferlendis, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 187. (Quelle)
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Ferlendis, Joseph (Virtuos auf der Hoboe, geb. zu Bergamo 1755, gest.?). Sein Vater war zu Bergamo Professor des Violin- und Violoncellospiels. Von früher Kindheit zeigte Joseph großes Talent für Musik und namentlich im Spiel der Hoboe. Nachdem er sich ausgebildet, folgte er einem Rufe als erster Hoboist an der damals berühmten erzbischöflichen Hofcapelle in Salzburg. Nach zweijährigem Aufenthalt daselbst ging F. nach Venedig, 1793 nach England u. z. mit dem berühmten Contrebassisten Dragonetti (s. d. III. Bd. S. 376), war aber 1800 wieder im Orchester des Triester Theaters und unternahm dann mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen Kunstreisen. F. hat mehrere Duette, Terzette, Quartette und Concerte componirt, welche den Beifall der Kenner gefunden haben; auch ist er der Erfinder eines Blasinstrumentes, welches unter dem Namen des englischen Hornes im Concerte sich als sehr wirksam beurkundet hat und das er übrigens selbst meisterhaft spielte. F.’s Gemalin, des römischen Architekten Barberi Tochter, betrat als Sängerin zuerst in Lissabon die Bühne und feierte große Triumphe, namentlich mit Crescentini (der sie auch unterrichtete) in der Oper „Pygmalion“; 1803 sang sie in Madrid, 1804 in Mailand, wo sie in der Oper „Il Bettolino“ Furore machte; 1805 in Paris auf dem Theater der Kaiserin, wo sie namentlich in Fioravanti’s „Capricciosa pentita“ sehr gefiel. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor, welche [188] sich auch der Kunst des Vaters gewidmet u. z. – Angelo (Virtuose, geb. zu Brescia 1781), der mehrere Jahre in Deutschland sich mit Erfolg hören ließ; im J. 1817 befand er sich in Rußland – und Alexander (Virtuose, geb. zu Venedig 1783), genoß den Unterricht seines Vaters und trat 1802 in Lissabon, später in Madrid vor dem König und der Königin mit Beifall auf; 1805 ging er nach Paris, wo er sehr besuchte Concerte gab.

Biographie des hommes vivants (Paris 1816, Michaud, 8°.) III. Bd. S. 72. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues histor.-biogr. Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, Kühnel, gr. 8°.) II. Bd. Sp. 106 [mit sehr dürftigen und ungenauen Mittheilungen].