BLKÖ:Eisenschmidt, Leonhard

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Eisel, Mathias
Band: 4 (1858), ab Seite: 16. (Quelle)
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Eisenschmidt, Leonhard (Abenteurer, geb. zu Gurk in Kärnten 1771, gest. zu Unter-Drauburg in Steiermark im Frühling 1824). Sein Vater Nikolaus Eisenschmidt stand bei der Herrschaft Domstift Gurk in Diensten. Leonhard verlor als Säugling den Vater. Seine Mutter besorgte nun seine und seiner Brüder Erziehung. Leonhard betrat in Laibach die kaufmännische Laufbahn. Der Handelsherr, bei welchem er in Diensten stand, behandelte den Jüngling sehr hart; nach drei Jahren faßte er den Entschluß, in die weite Welt zu gehen und führte ihn aus. Im Juli des J. 1787 verließ er das Haus seines Dienstherrn und schlug den Weg nach Triest ein. Dort wurde er, als er keine andere Unterkunft fand, Schiffsjunge. Das Schiff, welches Eisen und Stahl geladen hatte, lichtete am 3. Aug. 1787 die Anker. Im mittelländischen Meere ergriff das Schiff ein furchtbarer Sturm, der drei Tage anhielt, das Schiff scheiterte endlich an dem Felsenufer einer unbewohnten Insel. Die ganze Equipage, Leonhard ausgenommen, fand ihr Grab in den Fluthen. Leonhard trieb auf einem Fasse durch die Brandung und erreichte das Land. Auf dieser Insel blieb er nun 21 Monate und führte das Leben Robinsons. Endlich im Juni 1789 entdeckte er ein vorübersegelndes Schiff, welches seine Signale bemerkte und ihn aufnahm. Das Schiff war ein Seeräuber und wurde von einem venetianischen Kriegsschiffe angegriffen. Es entstand ein Gefecht, welches mit der Niederlage des Korsaren endigte. Die Ueberlebenden wurden in Ketten gelegt. Zum Glücke verstand der Schiffspater etwas deutsch. Ihm warf sich Leonhard zu Füßen und erzählte seine traurigen Schicksale und Leonhard wurde freigelassen. Dieses geschah in Korfu. E. wurde nun venetianischer Matrose. Seine Lage war trostlos und keine Hoffnung auf Verbesserung seines Looses. Endlich beschloß er zu desertiren und führte in Malta sein Vorhaben aus, wo er Dienste bei einem maltesischen Caper nahm. Bei einem Gefechte mit einem tunesischen Korsaren verunglückte das Schiff. Was nicht mit dem Säbel in der Faust fiel, ward in die Sclaverei geschleppt. Leonhard, für den sich auf dem Sclavenmarkt kein Käufer fand, blieb dem Dey und ward nun in ein garstiges Gefängniß gebracht. Dort erfuhr er unmenschliche Behandlung. Einst als er eine Last Steine nicht schnell genug aufhob, schlug sein Aufseher so furchtbar auf ihn [17] los, daß E. in der Verzweiflung seine Lage vergaß, einen Stein aufhob, und ihn seinem Peiniger mit solcher Gewalt an die Stirne schleuderte, daß er auf der Stelle todt blieb. Nun stürzten sogleich die andern Türken und Aufseher auf E. los, rissen ihn zu Boden und mißhandelten ihn. Dann brachte man einen Pfahl herbei und traf alle Anstalten, ihn zu spießen, als der engl. Consul vorüberging und diese Schreckensscene erblickte. Durch diesen entging E. dem furchtbaren Tode. E. erhielt Befehl, nach seinem Gefängniß zurückzukehren. Mühsam schleppte er sich die Straße hinab. Der Abend dämmerte schon. Die Straßen wurden menschenleer. Er sah sich allein und unbemerkt, und als er an dem Kapuziner-Kloster vorüber schlich und die Kirchthüre offen sah, wankte er hinein, und fand in einem alten Mönche seinen zweiten Retter, der erst die Wunden des Armen wusch und ihm nach einigen Tagen, in einer Kutte verkleidet, Mittel zur Flucht gab. Auf einem Kahne erreichte E. ein französisches Kauffahrteischiff, das eben im Begriffe stand, die Anker zu lichten. Nach mannigfachen Schicksalen u. Fahrten wurde er von Venetianern erkannt, als Deserteur zurückverlangt und ausgeliefert. Zu 18monatlicher Arbeit in Eisen verurtheilt, wurde er zu 2monatlicher begnadigt. Nichtsdestoweniger faßte E. neuerdings den Vorsatz zu desertiren. Mit 5 anderen Cameraden führte er den Plan aus u. erreichte nach vielen Gefahren Morea. Dort trennte er sich von seinen Cameraden, schlug den Landweg ein und fiel in Hände von Räubern, die ihn im nächsten türkischen Dorfe um 150 Piaster an einen Türken als Sclaven verkauften. Bei seinem neuen Herrn erfuhr E. milde Behandlung und endlich die Freiheit. Auf seiner Reise nach der Heimat wurde die Caravane, der er sich angeschlossen, von Räubern überfallen. E. flüchtete sich und kam nach Durazzo, wo er in seiner großen Noth sich den Venetianern selbst als Deserteur stellte und in Folge dessen eine mildere Strafe erhielt. Von Zante aus erhielt E. Gelegenheit, Briefe in seine Heimat zu senden; unglücklicher Weise gingen aber die Antwort und das mitgeschickte Geld verloren. Als Venedig 1797 von den Franzosen besetzt wurde, entwischte E. zum drittenmale aus Corfu, wo er sich eben befand. Im Febr. 1798 kam er nach Venedig, erhielt dort einen Paß, mit dem er sich nach Triest begab und von da am 23. März 1798 nach 11jährigen Leiden und Fahrten seine Heimat erreichte. Seine ferneren Schicksale sind ohne Interesse. Er vermälte sich und sein Sohn trat in den geistlichen Stand. Er selbst erhielt einen kleinen Dienst bei Unter-Drauburg. Seine Reisen und Abenteuer gab er – schlecht erzählt – im Drucke heraus. Es ist das in den Quellen angegebene Werk, dessen Auszug die obige Skizze ist.

Merkwürdige Land- und Seereisen durch Europa, Afrika und Asien. Eine wahre Geschichte aus den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts von Leonh. Eisenschmidt. 2 Thle. (Graz 1807, mit K. K., 8°.).