BLKÖ:Conneau, Heinrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Configliacchi, Peter
Band: 2 (1857), ab Seite: 440. (Quelle)
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Conneau, Heinrich (Leibarzt des Kaisers der Franzosen Napoleon III., geb. in Mailand 1803). Seine Mutter ist eine Lombardin. Sein Vater bekleidete, als Italien unter franz. Herrschaft sich befand, daselbst einen höheren Verwaltungsposten. C. studirte Medicin, kam nach Florenz und wurde Privatsecretär des Königs Ludwig Buonoparte. Alsdann begab er sich nach Rom, wo er die ärztliche Praxis ausübte. Im J. 1831 war in Rom die aufständische Bewegung ausgebrochen. Ein Freund von C. hatte daran sich betheiligt, wurde verwundet und fand bei ihm ein Asyl, ungeachtet ein päpstlicher Befehl den Aerzten strenge untersagte, den Aufrührern Hilfe zu leisten auf die Gefahr hin, dadurch selbst zum Mitschuldigen zu werden. C., nachdem er seinen Freund in Sicherheit gebracht, verließ, da er für seine Person Unannehmlichkeiten besorgte, Rom, und flüchtete sich nach Marseille. Nun trat er als Leibarzt in die Dienste der Königin Hortense. Auch empfahl diese geistreiche Fürstin, als sie C.’s Hingebung für ihre Familie kennen gelernt, den Arzt ihrem Sohne und nahm C. das Versprechen ab, daß er ihren Sohn nie verlassen wolle. C. hielt Wort. Nach dem Staatsstreich von Boulogne ließ er sich lieber verurtheilen, als daß er den Prinzen verlassen hätte. Er folgte ihm nach Ham, theilte und milderte seine 6jährige Haft. Endlich dessen Flucht unterstützend, wußte er durch seine Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart den Gouverneur, der den Prinzen bewachte, so lange zu täuschen, bis der Prinz glücklich über die Grenze gekommen war. Er selbst erlitt dafür eine neue Strafe. Als er frei geworden, begab er sich nach England zu dem Prinzen. Um aber nicht den Haushalt desselben zu vermehren, ergriff er von Neuem die ärztliche Praxis. Die Ereignisse des J. 1848 führten C. nach Frankreich und brachten ihn in’s Gefolge des Prinzen, dem er so erhebende Beweise von Anhänglichkeit gegeben. Als Napoleon Kaiser geworden, ernannte er Conneau zu seinem ersten Leibarzt, zum Chefarzt des kais. Hauses, zum Chef des Bureau der Geschenke und Unterstützungen des Kaisers und der Kaiserin. C., wissenschaftlich gebildet, besitzt einen seltenen Scharfsinn und Forschergeist, den er bei manchen neuen von ihm zuerst beobachteten Erscheinungen der Elektricität und der Meteorologie beurkundet hat. Er hat mehrere interessante Versuche gemacht, und neue Instrumente in Anwendung gebracht, welche er in seltener Bescheidenheit Männern der Wissenschaft, wenn sie sich darum interessiren, vorzuweisen nicht an steht.

Procès du docteur Conneau après l’evasion de Louis Napoléon Bonaparte (Paris 1847, 12°.). – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoffer (Paris 1853) XI. Bd. Sp. 492.