Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Cologna, Abraham de
Band: 2 (1857), ab Seite: 433. (Quelle)
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Colombo, Michael (Philolog, geb. zu Campo di Piera, einem Dorfe in der Nähe von Treviso, 5. April 1747, gest. zu Parma 17. Juni 1838). Trat mit 17 Jahren in den geistl. Stand und in’s Seminar von Ceneda. Später übernahm er am letzteren Orte die Erziehung der Söhne von Falco Lioni. Bald aber gab er diese Stelle auf, widmete sich anfänglich mathematischen Studien, später wieder pädagogischen Beschäftigungen und leitete bis zum J. 1796 abwechselnd die Erziehung junger Leute aus guten Häusern; im genannten Jahre übernahm er auf Empfehlung des Erzbischofs von Genna, Cardinal Tadini, die Erziehung des jungen Joh. Bonav. Porta von Parma, mit welchem er alsdann Reisen in Mittelitalien, Frankreich, Spanien u. England unternahm. Zuletzt ließ er sich bleibend in Parma nieder und verließ es nicht bis an sein Lebensende. Seine vorherrschende Beschäftigung mit der Erziehung junger Leute wendete ihn insbesondere sprachlichen und literarischen Studien zu. Von seinen mannigfaltigen im Druck erschienenen Schriften sind anzuführen: „Lezioni sopra le doti di una colta favella“, welche Schrift von der Accademia della Crusca im J. 1817 mit dem Preise gekrönt wurde; – „Trattato sul giuoco degli Scacchi“; – „La Repubblica dei Cadmiti“, eine beißende Satire auf die Carricaturen in der Literatur. Auch sind seine Studien über den Decameron des Boccaccio bemerkenswerth. Unter dem Pseudonym Agnolo Piccioni ließ er obiges Werk „La Repubblica“ und andere heitere Novellen erscheinen und lieferte außerdem nicht unbedeutende kritische Arbeiten zur italienischen Literatur und Bibliographie; darunter ist besonders werthvoll sein „Catalogo di alcune opere attenenti alle scienze, alle arti ed altri bisogni dell’ uomo, le quali quantunque non citate nel vocabolario della Crusca meritano per conto della lingua qualche considerazione“. C. trat zu einer Zeit als Schriftsteller auf, in welcher zwei feindliche Parteien in der italienischen Literatur sich gegenüber standen. Die unbedingten Verehrer des Alten und die ebenso entschiedenen Anhänger des Neuen waren bis auf die weiteste Entfernung auseinander gekommen. Da war es Michael Colombo, der beiden Parteien zeigte, wie vernünftige Verehrung und Nachahmung des Alten mit warmem Festhalten an der Muttersprache und Anerkennung neuer Bestrebungen sich vereinigen lasse. Dies ist der Hauptcharakterzug seiner Schriften, welche gesammelt in 5 Bänden (Padua 1832) erschienen sind. Sein Zögling Johann Bonav. Porta ließ ihm ein Denkmal in der Kirche S. Andrea setzen und seine zahlreichen Freunde ehrten das Andenken an ihn, indem sie auf ihn eine Medaille prägen ließen.

Maffei (Gius.), Storia della Letteratura italiana (Mailand 1824, Società typogr. de classica italiani) IV. Bd. S. 144. – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1856) Giunte e correzioni ai cenni biografici, S. 46. – Enciclopedia italiana (Venedig 1850 u. f., Tasso, gr. 4°.) Appendice fasc. 267, S. 436.