Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 402. (Quelle)
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Coen, Joseph (Arzt, geb. im Venetianischen 1812, gest. zu Venedig 18. Mai 1856). Studirte die Chirurgie, und nachdem er das Magisterium erhalten hatte, widmete er sich der Praxis, u. bald mit gutem Erfolge. Als Rima Director des Spitals in Venedig war, wurde C. sein Assistent, und that sich in dieser Stelle durch seine Geschicklichkeit bald hervor. Später kam er als erster Chirurg in ein Militärspital, wo er genug Gelegenheit hatte, sich in seiner Kunst auszubilden. Nun erwarb er sich die medicinische Doctorswürde und that sich, als die Cholera wüthete, durch seinen rastlosen Eifer hervor. Neben seiner Praxis trieb er unablässig wissenschaftliche Studien, und erwarb sich durch Verpflanzung der bedeutendsten Fachwerke der englischen, insbesondere der französischen Literatur in die italienische, nicht geringe Verdienste um die Wissenschaft. Die classischen chirurgischen Werke von A. Cooper, Dupuytren, Baudeloque, Sanson, Larrey, Velpeau, Devergie, Fabre u. A., hatte C. übersetzt und mit Anmerkungen u. Zusätzen versehen, durch den Druck veröffentlicht. Mit dem von Reichenbach als Panacee in chirurgischen Krankheiten angewendeten Creosot machte C. als Spitalsarzt zahlreiche Versuche, und erprobte die Heilkraft dieses Mittels, worüber er auch eine Abhandlung drucken ließ. An den Leichnamen vieler Weiber beobachtete er die verschiedenen Arten von Verletzungen, welche der Uterus erleidet, und gab darüber eine interessante umfassende Darstellung; deßgleichen veröffentlichte er aus seiner eigenen Praxis viele Krankengeschichten; trug im „Ateneo veneto“ seine „Fasti della Medicina italiana“ und ebenda auch die denkwürdige Abhandlung vor, worin er die drei größten Chirurgen unserer Zeit mit einander vergleicht, nemlich Scarpa, Cooper u. Dupuytren, und dem Landsmanne die Palme reicht. Diese und zahlreiche andere Artikel aus der praktischen Chirurgie, Operationslehre, Geschichte der Medicin sind in der von Falconetti herausgegebenen „Enciclopedia“ (Venedig, Tasso) abgedruckt. Analog den chirurgisch-encyklopädischen Werken von Louis in Frankreich und Cooper in England, begann C. 1841 die großartige: „Enciclopedia chirurgica“ (Venedig, gr. 8°.), woran sich bald die ersten Chirurgen Italiens, ein Bellini in Florenz, Ziliotto u. A. betheiligten. Diese Verdienste um Förderung seiner Wissenschaft erwarben ihm mannigfache Auszeichnungen, und viele wissenschaftliche Vereine der Halbinsel sandten ihm ihre Diplome zu. C. zählte zu der kleinen Zahl von Aerzten, welche sich aus heiligem Eifer für die Wissenschaft, nicht von schnödem Interesse geleitet, sondern aus Humanität und Wissensdrang ihrer dornenvollen Mission [403] unterziehen, und dieselbe zum Segen der leidenden Menschheit muthgestählt erfüllen. Im besten Mannesalter erlag er einem langen und schweren Leiden, welches er mit philosophischer Ruhe ertrug.

Gazzetta uffiziale di Venezia 1856, Nr. 127: „Cenni biografici del Dr. Gius. Coen“ von D. M. Asson.