Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Chiminello, Vincenz
Band: 2 (1857), ab Seite: 343. (Quelle)
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Chiodo, Jacopo (Archivar und Rechtsgelehrter, geb. zu Venedig 11. Nov. 1759, gest. 12. Jänner 1842). Entstammt einer venetianischen Adelsfamilie. Besuchte die öffentlichen, damals noch von der Gesellschaft Jesu geleiteten Schulen. Frühzeitig wendete er sein Studium den alten venetianischen Gesetzen zu und schon mit 20 Jahren bekleidete er die Stelle eines Coadjutore all’ Ufficio dei Compilatori delle Leggi. Das Statuto veneto Civile e Criminale, ein Werk in verschiedenen Zeiten entstanden und immer den Stempel derselben an sich tragend, entbehrte bei aller seiner Trefflichkeit jener Einheit und logischen Verbindung, die einem Staatsgesetze nicht fehlen sollen. Als C. im J. 1795 Präsident der obbenannten Stelle geworden, trug er auf eine Umarbeitung des Statutes [344] beim Senate an, welche dieser auch genehmigte. Er begann diese Arbeit, welche aber von den democrat. Umtrieben und Revolutionsbewegungen des J. 1797 unterbrochen ward. C. zog sich zurück und trat erst wieder hervor, als im Jänner 1798 die Oesterreicher Venedig besetzten. Nun wurde er zum Coordinatore degli atti Veneti Legislativi ernannt, setzte die vordem begonnene Arbeit aber mit dem Hinblick auf die neuen Verhältnisse fort, und vollendete mit unbesiegbarer Ausdauer das Riesenwerk, welches im politischen General-Archiv zu Venedig aufbewahrt und daselbst unter dem Titel: „Archivio della Compilazione delle leggi“ bekannt ist. Als im J. 1806 Venedig mit dem Königreich Italien vereinigt ward, wurde C. zum Coadjutore al Veneto Archivio ernannt, welchem damals als Leiter der berühmte Marin, der Verfasser der Storia del Commercio dei Veneziani vorstand. Als Marin im J. 1815 starb, folgte ihm C. in seiner Stelle. Unter der französischen Regierung geschah wenig für das Archiv. Die Kriegsjahre waren dem Gedeihen dieser Anstalt nicht günstig. Erst als im J. 1817 die Segnungen des Friedens begannen, gelang es, die Venetianer Archive in einem Gebäude, im ehemaligen Kloster zu S. Maria Gloriosa ai Frari zu concentriren. Ein Machtspruch des Kaisers Franz besiegte die behördlichen Hindernisse, welche sich dem Ansinnen C.’s, der diese Vereinigung zuerst in Antrag gebracht, entgegengestellt, da man die großen Kosten, welche mit der Organisirung der Archive verbunden waren, scheute. C. wurde vom Archivar zum Director ernannt, seine Bezüge erhöht, ihm die große goldene Civilverdienstmedaille, und der kais. Rathstitel als Anerkennungen seiner mit riesigem Fleiße und organisatorischem Genius ausgeführten Aufstellung der weltberühmten ungeheuren Venetianer Archive in den Räumen des einstigen Klosters ai Frari verliehen. Am 18. Aug. 1840 ist C. mit a. h. Entschließung auf das ehrenvollste seines Amtes ob seines hohen Alters – er zählte 81 Jahre – enthoben worden. Als er starb, hinterließ er umfassende Memoiren und einen starken Briefwechsel mit Schriftstellern und andern hochgestellten Personen, die sich an ihn um Aufschlüsse über die Geschichte Venedigs oder bei andern Anlässen, worüber er zunächst Mittheilungen geben konnte, gewendet hatten. Unwissenheit und Krämergeist haben diesen werthvollen Nachlaß um wenige Lire verschleudert. Aber das Archivio generale politico, als dessen Begründer C. anzusehen ist, bewahrt von ihm wichtige Schriften über verschiedene Gegenstände, namentlich durch die Hofstellen verlangte Beantwortungen geschichtlicher Fragen; besonders anzuführen ist aber der im Auftrage Sr. kaiserl. Hoheit des Hrn. Erzherzogs Rainer verfaßte „Piano di sistemazione, coordinazione e collocazione di tutti gli Archivj Veneti“, welchem eine bündige „Descrizione delle attribuzioni di ogni antica veneta magistratura ed altre importanti notizie“ beigegeben ist.

Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1856, Naratovich, 8°.) Appendice: S. 363.