Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Bianchini, Andreas
Band: 1 (1856), ab Seite: 381. (Quelle)
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Bianchini, Franz (Astronom und Alterthumsforscher, geb. zu Verona 13. Dec. 1662, gest. 2. März 1729). Entstammt einer altadeligen Familie zu Bergamo. Im Collegium der Jesuiten zu Bologna erzogen, studirte er die Theologie zu Padua, wo er die Doctorswürde erhielt. Daneben betrieb er mathematische Wissenschaften, insbesondere Astronomie, dann Archäologie, worin er es namentlich im Zeichnen antiker Gegenstände sehr weit brachte. Nun stiftete er in seiner Vaterstadt die Gesellschaft der Aletofili (der Wahrheitsfreunde), wovon er in seiner Schrift: „De emblemate, nomine atque instituto Aletophilorum dissertatio pubblice habita in eorundem Accademia“ (Verona 1687) handelt. Im J. 1684 kam er nach Rom, wo ihn Cardinal Ottoboni (seit 1689 Papst Alexander VIII.) zu seinem Bibliothekar ernannte. In dieser Stellung kam er mit bedeutenden Männern der Wissenschaft zusammen. Clemens XI., Innocenz XIII. und Benedict XIII. gaben ihm nach der Reihe Beweise der Huld und 1705 nahm ihn der Senat von Rom mit seiner Familie und seinen Nachkommen in’s Patriziat auf. Als Cardinal Norvis an die Spitze einer Commission zur Kalenderreform gestellt worden, war B. Secretär derselben. Er war es, der die Mittagslinie in der S. Maria de Angelis oder in den Thermis Diocletianis zog und eine zweite mehrere Jahre später zu Colomo auf Befehl des Herzogs von Parma. 1712 unternahm er eine Reise nach Lothringen, Holland, Flandern und England, die für ihn von großem Nutzen war. Cassini’s Beispiel, der die Mittagslinie durch ganz Frankreich gezogen, nachahmend, begann er an der Ausführung einer gleichen für ganz Italien zu arbeiten; seine zahlreichen andern Arbeiten hinderten ihn aber nach achtjährigen mühevollen Beobachtungen und Berechnungen das Werk zu beendigen. Clemens V. übertrug B. die Aufsicht über Roms Alterthümer, wodurch dieselben einen Schutz erhielten, der ihnen vorher, wo jeder Reisende ausgrub, abbrach und wegführte, was ihm gefiel, fehlte. Als Cardinal Barberini als Legat nach Spanien ging, wurde ihm Bianchini als Geschichtschreiber der Gesandtschaft mitgegeben; Innocenz XIII. ernannte ihn zu seinem Hausprälaten, Benedict XIII. verlieh ihm den ersten Rang unter den Geschichtschreibern des 1715 zu Rom gehaltenen Conciliums. Unter seinen astronomischen Beobachtungen sind die über die Flecken des Planeten Venus, welche B. zuerst entdeckte, bemerkenswerth. Für seine Beobachtungen erfand er eine eigene Maschine, womit er Gläser von sehr großem Brennpuncte (100 oder 200 Spannen) zu halten vermochte und die [382] sehr leicht fortzubringen oder zu bewegen waren. Als er starb, wurde ihm in der Cathedrale seiner Vaterstadt ein Marmordenkmal gesetzt, und sein Andenken von vielen Akademien seiner Heimat und des Auslandes ehrenvoll begangen. Seine Bücher- und antiquarischen Sammlungen vermachte er seiner Vaterstadt. Er war ein gründlicher Gelehrter, bescheiden trotz seines ungeheuren Wissens, human in seinem Benehmen und brachte, wie Fontenelle in seinem „Eloge“ sagt, „die Tage in alterthümlichen Gewölben, die Nächte auf dem Observatorium zu.“ – Seine selbständigen Schriften sind: „Storia universale provata con monumenti e figurata con simboli degli Antichi“ (Rom 1697, 1747, 4°.) , reicht bis zur Zerstörung Assyriens und versinnlicht Geschichte und Zeitrechnung durch Bilder und Figuren, welche B. selbst gezeichnet und gestochen; – „De calendario et cyclo Caesaris; de cyclo paschali S. Hippolyti episcopi et martyris. Adjecta est epistola de nummo et gnomone Clementino“ (Rom 1703, 1704, Fol.), gegen Scaliger, enthält auch manche schätzbare Entdeckungen; – „Solutio problematis paschalis“ (ibid. 1703, Fol.); – „Camera ed inscrizioni de’ liberti, servi et ufficiali della casa di Augusto scoperta nella via Appia“ (ibid. 1727, Fol., mit 7 K.) [Ebert 2096]; – „Circi maximi et antiqui imp. Rom. palatii iconographia“ (ibid. 1728, Fol.) [Ebert 2095]; – „Del palazzo de’ Cesari, opera postuma in lingua italiana e latina“ (Verona 1738, Fol., mit 27 K.) [Ebert 2094], dieses Werk gab sein Neffe Giuseppe (s. d. zweitfolg.) heraus; – „Hesperi et Phosphori nova phaenomena sive observationes circa planetam Veneris“ (Rom 1728, Fol.); – „Astronomicae et geographicae observationes selectae ex ejus autographis excerptae una cum meridiani romani tabula, cura et studio Eust. Manfredi“ (Verona 1737, Fol.); – „Dissertatio postuma de tribus generibus instrumentorum musicae veterum organicae“ (Rom 1742, 4°.); – „Opuscula varia nunc primum in lucem edita“ (ib. 1754, 2 Bde., 4°.) [Ebert 2097]; von dieser auf mehrere Bde. angelegten Sammlung sind nur diese zwei erschienen. Ferner gab B. heraus die ersten 2 Bde. von „Anastasii Bibliotecarii de vitis roman. pontif. a Petro Apostolo ad Nicol. I. adjectis vitis Hadriani II. ed Stephani VI. auctore Guglielmo Bibl cum variis lectionibus“ (Romae 1718–1728); Bd. 3 und 4 (ebenda 1735) edirte sein Neffe. Dieses Werk sollte eine zuverlässige Geschichte der römischen Bischöfe begründen, ist prächtig gedruckt, aber durch viele Fehler verunstaltet. Muratori nahm diese Lebensbeschreibungen der Päpste in seine „Scriptores rer. italic.“ Bd. III auf. B.’s Poesien erschienen in dem Sammelwerke: „Academici concordi di Ravenna“ (Bologna 1687, 12°.). Außerdem befinden sich viele Biographien, Abhandlungen, Reden und Denkschriften in den „Actis eruditorum“, in den „Mémoires de l’academie des sciences de Paris“, deren Mitglied er war und in andern italienischen Zeitschriften und Sammelwerken.

Mazzoleni (A.), Vita. die F. Bianchini (Verona, 1735, 4°.). – Hist. de l’Académie des sciences (1729) S. 140: „Eloge par Fontenelle.“ – Mémoires de Trevoux (1730) S. 1269: „Eloge histor.“ – Fabroni, Vitae Italorum. Tom. VI. S. 284. – Federici, Elogj d’illustro. eccles. veron. Tom. III. – Baldini (G. Franc.), Arcadi illustri (Roma 1751) Tomo IV. – Gamba (Barthol.), Galleria dei Letterati ed Artisti Illustri delle Provincie Veneziane nel secolo decimo ottavo (Venezia 1824, 8°.) Daselbst sein Porträt im Umrisse: P. Notari dis., Comirato pinx.]. – Maffei, Verona, illustrata S. 254. – Chaufepié, Dictionn. unter dem Artikel: Blanchini. – Saxii Onomasticon Vol. V. S. 314. – Biographie universelle (Artikel von Guinguené). – Leipziger Zeitungen von gelehrten Sachen 1731, S. 145–158. – Nuovissimo Dizionario degli uomini illustri [383] d’ogni età ec. (Milano 1854, Pozzoli, 16°.),[wo irrig Venedig als B.’s Geburtsort angegeben ist].