Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Bezerédj, Stephan
Nächster>>>
Biaggi, Leopold
Band: 1 (1856), ab Seite: 368. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Bezetzny in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Bezetzny, Franz|1|368|}}

Bezetzny, Franz (Mechaniker, geb. zu Noschowitz bei Friedek in Schlesien in den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts, gest. (?). Da keine Schule dort, wo er mit seinen Eltern lebte, sich befand, so erhielt er nur den nothdürftigsten Unterricht. Zu gleicher Zeit schnitzte er allerlei kleines Hausgeräth, das durch seine Zierlichkeit allgemein so sehr gefiel und gesucht wurde, daß die Friedeker Tischlerzunft Beschwerde führte, doch auch erklärte, sie wolle ihm freie Ausübung ihres Gewerbes gestatten, wenn er die Zunftgebühren entrichte. Statt aber Tischler zu werden, wurde B. Student; begab sich auf das Gymnasium zu Rauden in pr. Schlesien, von wo er 1801, als das Gymnasium daselbst aufgehoben wurde, in seine Heimat zurückkehrte. Nun besuchte er das Gymnasium zu Teschen, beschäftigte sich aber nebenbei mit mechanischen Arbeiten. Noch hatte er keine Kenntniß der Musik. Nun nahm er Unterricht auf dem Fortepiano, eigentlich in der Absicht, um dergleichen Instrumente selbst verfertigen zu können. Thatsächlich führte er den Gedanken aus und schon [369] das erste Instrument gelang ihm so vortrefflich, daß er 60 fl. dafür erhielt. Da sich um diese Zeit auch ein anderer kunstbeflissener Knabe Bozik (s. d.) auf dem Gymnasium in Teschen befand, so entstand ein förmlicher Wetteifer Beider, sich wechselseitig zu übertreffen. Besetzny brachte nun manche Stücke zu Stande, welche allgemeine Aufmerksamkeit erregten, u. z. ein automatisches Spielwerk, welches sieben Stücke spielte und so eingerichtet war, daß die Töne entweder durch Pfeifen, oder durch Drahtsaiten, oder durch beide zugleich hervorgebracht wurden. Dabei stand ein hölzerner Automat, welcher die Maschine durch eine Kurbel in Bewegung zu setzen schien. Ein zweiter Automat stellte ein am Tische sitzendes, auf einem Hackbrete spielendes Männchen aus Metall vor, welches das Spiel mit verschiedenen Kopf- und Leibesbewegungen begleitete. Die Töne wurden durch Glöckchen erzeugt. Seine bedeutendste Arbeit war aber eine Abweifmaschine, die er im J. 1805 verfertigte, und der damals in Skotschau befindlichen Erzherzogin Ludovika verehrte. Die Prinzessin, über diese Arbeit erstaunt, gab ihm nicht nur ein ansehnliches Geldgeschenk, sondern nahm ihn nach Wien, stellte ihn dem Kaiser Franz vor, der ihm nunmehr ein jährliches Stipendium von 300 fl. anweisen ließ. Auch der kunstsinnige Herzog Albert von Teschen gab ihm eine monatliche Zulage von 20 fl. Durch diese Unterstützung wurde er in den Stand gesetzt, seine mechanischen Studien fortzusetzen, in denen er solche Fortschritte machte, daß er bei Anlegung mancher Kunstwerke zu Rathe gezogen wurde. Im Teschner Stadtmuseum werden außer den oben beschriebenen Musik-Automaten noch von ihm aufbewahrt: Eine Gypsquetschmaschine; eine Dreschmaschine mit beweglicher Tenne; eine Wasserschöpfmaschine von sehr einfacher und sinniger Construction; und eine Katapulte von solcher Triebkraft, daß sie die in einer sechs Schuh langen Entfernung abgeschossenen Pfeile 3/4 Zoll tief in’s Bret treibt.

Scherschnik (Leopold Johann), Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern aus dem Teschner Fürstenthume (Teschen 1810) S. 52.