BLKÖ:Belgiojoso Fürstin Trivulzio

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Belgrado, Jacob
Band: 1 (1856), ab Seite: 237. (Quelle)
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Belgiojoso Fürstin Trivulzio[BN 1] (Zeitgenossin). Machte sich in der italienischen Revolution als Trägerin diplomatischer Missionen der Revolutionäre bemerkbar; ein höheres Interesse erweckte sie aber durch eine Reihe aus der Verbannung geschriebener Briefe, worin neben nicht zu ernstlich gemeinten radicalen Ausbrüchen scharfsinnige Charakteristiken und kleine Züge aus dem Leben bedeutender Personen vorkommen. Ihre diplomatischen Versuche im Lager Carlo Alberto’s endeten mit dem Falle Piemonts; ihre politische Wirksamkeit vertauschte sie in der römischen Republik mit der lohnenderen einer Pflegerin der Verwundeten. Zur Zeit, als ihre Briefe die Runde durch die europäischen Blätter machten, bemerkte man treffend über die Fürstin: „Man dürfe die Ausbrüche des Radikalismus, denen man in ihren Briefen begegnet, wohl auf Rechnung ihrer Lage als einer Verbannten setzen. Im [238] Grunde der Seele scheint die Fürstin dem gemeinen Treiben der Gasse abhold, und sie hat gewiß mit größerer Wärme hinter dem Könige von Sardinien, als hinter dem Haupte der Römischen Republik gestanden. Ihr war es angenehmer, zwischen Königen als zwischen Revolutionären zu unterhandeln.“ – Ihre ersten Briefe schrieb sie am Bord des englischen Schiffs „Mentor,“ mit dem sie aus Rom nach Civita Vecchia und dann nach Malta geflohen. Sie enthalten die Geschichte ihrer Flucht, Erinnerungen aus der und Bemerkungen über die letzte Revolution. Ihre späteren Briefe sind aus Athen und vom Borde des französischen Dampfers „Telemach“ gerichtet, und enthalten pikante geistreiche Mittheilungen über die Gräfin Guiccioli, Heine und Bellini, den Sänger Mario, den Lord Hardwick, die Gemalin des General Lüders, über Madame Recamier, Herrn Lafayette u. A. neben scharfsinnigen Beobachtungen über das höhere gesellschaftliche Leben.

Magazin für die Literatur des Auslandes (Berlin 1851, Fol.) Nr. 33–50, 101–110.

Berichtigungen und Nachträge

  1. 12. Christina Trivulzio-Belgiojoso. Ueber diese Dame haben wir schon im ersten Bande dieses Werkes S. 237 berichtet. Wir können hier nur das daselbst Angeführte ergänzen durch Angabe ihres Geburts- und Sterbedatums. Sie wurde zu Mailand am 28. Mai 1808 geboren und starb ebenda im Juli 1871 im Alter von 63 Jahren. 1860 war sie nach einem ziemlich bewegten, den Interessen ihres Vaterlandes gewidmeten Leben in ihre Heimat zurückgekehrt, wo sie gebrochenen Leibes, aber hellen Geistes endete. Auf dem Grabe eines ihrer glorreichen Ahnen liest man die Inschrift: „Qui nunquam quievit, hic quiescit“. Diese Inschrift paßt auch auf ihr Grab. Ihr unschönes Porträt brachte seinerzeit die Leipziger „Illustrirte Zeitung“, im XI. Bande, S. 148. – [Bd. 47, S. 217.]