BLKÖ:Aucher, Johann Baptist

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Aucher, Pasqualis
Band: 14 (1865), ab Seite: 382. (Quelle)
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Aucher, Johann Baptist (gelehrter Armenier, geb. zu Ancyra (Anguri) in Kleinasien 24. November 1762, gest. zu Venedig 3. März 1854). Von armenischen Eltern; auf der Rückkehr von einer Pilgerfahrt nach Rom, die er mit seinem Vater gemacht, besuchte er im [383] Jahre 1774 Venedig, trat in das Mechitaristenkloster auf der dortigen Insel San Lazzaro, nahm das Ordenskleid, legte sechs Jahre später, 1780, die Ordensgelübde ab, und erhielt 1786 die priesterlichen Weihen. Von dieser Zeit bis zum Ende seines Lebens, das er auf die seltene Höhe von 92 Jahren brachte, war sein Wirken den mühevollen Pflichten seines Ordens und der emsigsten Pflege der Wissenschaften gewidmet. Als Professor, Erzieher, Pater spiritual, als Missionär in Constantinopel und zuletzt als Generalvicar vertrat er in den wichtigsten Angelegenheiten mit dem ganzen Aufgebot wissenschaftlicher Kenntnisse und eines durch Ruhe und Energie gestählten Charakters die Interessen seiner Congregation, zu deren einflußreichsten und von derselben, wie von Anderen geachtetesten Mitgliedern er zählte. Unter drei Päpsten, Pius VII., Leo XII. und Gregor XVI. ging er als Abgesandter seines Klosters an den römischen Hof und wirkte auf das erfolgreichste für seinen Orden. Obwohl in den höheren Jahren zweimal von Schlaganfällen getroffen, blieb er doch bis zum 84. Jahre in Thätigkeit, versah selbst dann noch die heiligen Pflichten seines Priesteramtes, bis er zwei Jahre vor seinem Tode, von Blindheit heimgesucht, auch der Ausübung derselben entsagen mußte. Als theologischer und sprachwissenschaftlicher Schriftsteller entwickelte A. eine große und in der Gelehrtenwelt ehrenvoll gewürdigte Thätigkeit. Seine durch den Druck veröffentlichten Werke, deren bibliographische Titel zu erlangen mir nicht möglich gewesen, sind: „Das Wörterbuch der armenischen Sprache“, 2 Bde. (Venedig 1836 und 1837, gr. Fol.); – „Die Werke der hh. Väter und Doctoren der lateinischen Kirche“, 12 Bde. (Venedig, 4°.), darunter die Werke des H. Bernhard, H. Ambrosius, H. Hieronymus, H. Gregor des Großen, des Lactantius, Tertullianus, Cyprian u. s. w.; – „Die lateinische Uebersetzung der Erläuterung der Briefe des H. Paulus von Ephraim Sirus“; – „Die lateinische Uebersetzung der Chronik des Eusebius, und der Gespräche Philo des Hebräers“ (Venedig 1818), über die Geschichte dieses Werkes, den an der Handschrift desselben von dem Armenier Zohrab verübten Diebstahl und die auf Grundlage der gestohlenen Handschrift von Zohrab und Angelo Mai – welcher letztere keine Kenntniß von Zohrab’s unsauberem Verfahren hatte – bewerkstelligte, 1818 in Mailand erschienene Ausgabe, vergleiche man die für Männer der Wissenschaft wichtige briefliche Mittheilung im Stuttgarter Morgenblatte des J. 1819, Nr. 201, S. 803; – „Die armenische Uebersetzung der Werke des Cicero und Seneca“ (Venedig 1846 und 1849); – „Die armenische Uebersetzung des Werkes: „La difesa della religione cristiana“ von Tassoni“ (Venedig 1844); außerdem mehrere dogmatische, ascetische und andere theologische Schriften, welche zu verschiedenen Zeiten erschienen sind. In Handschrift hinterließ er aber: „Die chronologische Geschichte des ersten halben Jahrhunderts der armenischen Congregation (1749–1803)“ in 2 Bänden; – eine „Wissenschaftliche Darstellung der dogmatischen Theologie“ in 4 starken Quartbänden; – eine „Bibliotheca Patrum Armeniorum“ in 4 Foliobänden; – ein „Compendium der Moraltheologie“; – viele dogmatische, ascetische und andere theologische Schriften; – über sechzig geistliche Reden und einen im Ateneo veneto gehaltenen Vortrag: [384] „Sulla primazia della lingua armena“. A. war correspondirendes Mitglied des Ateneo veneto, der archäologischen Akademie zu Rom und mehrerer anderer gelehrten Gesellschaften und gehört zu den Koryphäen der neueren armenischen Literatur.

Gazzetta uffiziale di Venezia, in einer der Märznummern des Jahres 1854 im Feuilleton. – L’ Amico cattolico, Serie II, Tomo 12, p. 254. – Annali delle scienze religiose, Anno 1854. – Enciclopedia italiana (Venezia, Tasso, gr. 8°.) Fascicolo 276, p. 1007. – Morgen-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1819, Nr. 201, S. 803: „Correspondenz aus Venedig, Juni 1819“.