Aus der Fremdenlegion (Die Gartenlaube 1856)

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Aus der Fremdenlegion
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 140
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Bericht von der deutsch-britischen Fremdenlegion
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[140] Aus der Fremdenlegion. Man schreibt uns aus Shorncliffe vom 28. Februar: Vorige Woche gab’s hier viel Scandal. Zunächst hatten die Policemänner am Freitag vor acht Tagen gegen Abend einen Jäger der 10. Compagnie, der in die eine halbe Stunde entfernte Stadt Folkestone ein paar Schuhe im Auftrag seines Sergeanten in der Hand trug um sie zu verkaufen, arretirt. Da der Mann offenbar unschuldig war und die beregten Effekten Andern nicht entwendet hatte, so rotteten sich mehrere Jäger, - namentlich von der 9. Compagnie, wovon gerade viele in der Stadt zum Besuch waren, zusammen, und verlangten dringend dessen Freilassung. Da dieselbe nicht gutwillig erfolgte, so wurde sie schließlich erzwungen, wobei es Hiebe setzte. Am andern Tage früh wurde ein Sergeant der 9. Compagnie, G–l., der mit beim Scandal betheiligt gewesen sein sollte, und der bei seinen Leuten sehr beliebt war, arretirt und an’s Civilgericht nach Folkestone abgegeben. Deshalb hauptsächlich erneuerte sich der Auflauf am andern Tage und zwar in der Art, daß der erwähnte Sergeant nicht nur aus dem Gefängnisse befreit, sondern daß auch das Pflaster aufgerissen, Mehreres demolirt und die Fenster, namentlich am Civilgerichtshaus sämmtlich gänzlich zerschmettert wurden. Andern Tages wurde der Sergeant wieder arretirt und auf die Lagerwache abgeführt, entkam aber, auf die Retirade gehend, glücklich von da. Heute nun ist der Posten, der ihn dahin begleitet und ihn hat entspringen lassen, zu einem Jahre einsamen Gefängnisses mit schwerer Arbeit verurtheilt worden.

Gleich nach dem Crawall in Folkestone revoltirte die 1. Compagnie des 2. Jägercorps (das 1. steht mit dem 1. Infanterie-Regiment in Kertsch, das 2. Inf.-Regim. in Sinope, das 3. Inf.-Regim. in Gallipoli, das 4. und 6. Inf.-Regim. wird hier, das 5. in Helgoland gebildet und sollen die Rüstungen einstweilen immer vorwärts gehen; so kamen gestern von Frankreich herüber 17 Mann von einem Werber geführt, für 6 Regimenter bestimmt, von denen, zugleich mit Einigen, die als untüchtig zurückgewiesen, nicht ein Einziger geschworen, da sie nach vorher bei Legionären eingezogener Erkundigung das Eingehen in die englischen Bedingungen nicht annehmbar und genehm fanden). Dabei kam es so weit, daß selbst der Kapitain der Compagnie, Kropff, der in Schleswig-Holstein und Brasilien gedient, thatsächlich insultirt wurde. Auch dem Feldwebel vergalt man seine seitherige mütterliche Pflege mit Inbrunst. In Folge dessen wurden 18 Mann der betheiligt Gewesenen bis gestern in Arrest gehalten, mehrmals während dem verhört, später aber gänzlich freigegeben, ohne weitere Strafe. Sie sollen mehrfach gegründete Beschwerden vorgebracht haben. Der Compagniechef hat hierauf seine Entlassung eingereicht.

Die Auffälligkeiten der Leute kommen namentlich mit daher, weil sie mit der Gage nach ihrer Meinung gründlich getäuscht sind. Statt den versprochenen Schilling täglichen Solds (12 Pence, soviel wie 13 Schilling hamburger Courant) bekommen sie öfters nur 4, 3, 2, ja selbst nur 1 Pence. Da wird für empfangene Monturstücken abgezogen, für Reinigung der Bettwäsche, für Barackenschaden, für Menage etc. etc., so daß die Leute zuletzt sich aus sich selbst heraus bezahlt machen müssen. Doch ich gedenke ja Ihnen Ausführlicheres hierüber später mitzutheilen.