Aus Friedrich Hebbel’s Tagebüchern

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Titel: Aus Friedrich Hebbel’s Tagebüchern
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 216
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[216] Aus Friedrich Hebbel’s Tagebüchern. Einer unserer geistreichsten Dichter, der aber nie volksthümlich geworden, obschon seine Dramen „Judith“ und „Maria Magdalena“ über sehr viele Bühnen gegangen sind, Friedrich Hebbel, hat Tagebücher hinterlassen, welche neuerdings einer seiner Freunde, Felix Bamberg, herausgegeben; sie werfen manches neue Licht auf den Gang seines Lebens und Strebens, auf seine geistige Entwickelung; vor allem aber enthalten sie einen reichen Schatz von Gedanken, Sentenzen, geflügelten Worten, worunter manches Absonderliche von jener eigenartigen, oft befremdlich kühnen Bildlichkeit ist, in welche der Dichter seine Gedanken einzukleiden pflegte. Manches ist überhaupt auf die Spitze gestellt, anderes dagegen ist sinnvoll und von großer geistiger Tragweite. Wir wollen unsern Lesern einige Kleinodien aus diesem Reliquienschrein eines hochbegabten Dichters nicht vorenthalten:

Das Unglück macht den längsten Weg mit einem Schritt.

Lorbeerkronen entführt der Zephyr; Dornenkronen sitzen selbst im Sturme fest.

Die Geliebte küssen, wenn sie gezürnt, und noch halb lacht, halb weint, heißt Kirschen pflücken, wenn es geregnet hat.

Der Mensch kann nachsichtiger gegen Andere, als gegen sich selbst sein; denn gegen Jene hat er die Pflicht der Billigkeit zu üben, nicht aber gegen sich.

Klage nicht zu sehr über einen kleinen Schmerz; das Schicksal könnte ihn durch einen größeren heilen.

Man kann einen Stein wohl in die Luft werfen, aber er bekommt darum keine Flügel.

Würdige Keinen des Hasses, den du nicht auch der Liebe würdigen könntest.

Daß der Mensch, der die Wahrheit so flieht, den Spiegel erfunden hat, ist die größte historische Merkwürdigkeit.

Der Jüngling fordert vom Tag, daß er etwas bringt; der Mann ist zufrieden, wenn er nur nichts nimmt.

Auf dem Tisch Klavier spielen und in der Gesellschaft Geist entwickeln sollen, ist das Nämliche.

Das Stammbuch der Feinde trägt der Student im Gesicht.