Auf dem englischen Transportschiff

Textdaten
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Autor: Capitain v. Tr.
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Titel: Auf dem englischen Transportschiff
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 460-462
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Auf dem englischen Transportschiff.
Skizzirt von Capitain v. Tr.

In einer Zeit, wo abermals ein großer Theil der englischen Armee schwimmt, um auf einem überseeischen Kriegsschauplatze seine Thätigkeit zu entfalten, dürfte es nicht uninteressant sein, einen Blick auf das Leben am Bord eines Transportdampfers zu werfen, das wir aus eigner Anschauung kennen und zu skizziren versuchen wollen.

Es gilt immer als ein sicheres Zeichen, daß ein Regiment für den überseeischen Dienst bestimmt ist, wenn der Generaladjutant Ihrer Majestät, Generallieutenant Witherall, in der Garnison eines solchen anlangt und für den anderen Morgen eine Specialrevue anordnet, um sich von dem Zustande desselben auf das Genaueste zu überzeugen. Nicht nur, daß Unterofficiere und Soldaten äußerlich von ihm besichtigt werden, nein, auch jeder Tornister wird vor seinen Augen ausgepackt und Nichts entgeht seinem scharfen Blicke. Jeden Mann befragt er, ob er alle seine Gebührnisse richtig empfangen, ob er eine Bitte oder Beschwerde anzubringen habe, die sofort von einem ihm folgenden Adjutanten aufgezeichnet wird, um ihre Erledigung so rasch als mögllch zu finden. Ist diese Revue beendet, so visitirt er alle Vorräthe des Regiments und sieht die Bücher desselben durch. Dann erstattet er seinen Rapport an die Königin und die Horseguards (Kriegsministerium) und das Regiment kann sich versichert halten, daß wenige Tage darauf der Befehl kommt, sich als „für den auswärtigen Dienst commandirt“ (on abroad) zu betrachten. Nun entfaltet sich im Lager oder in der Caserne, wo es steht, eine Thätigkeit, eine Rührigkeit, nicht unähnlich der eines gestörten Ameisenhaufens, – Alles rennt durcheinander, um sich so gut als möglich zur bevorstehenden Reise auszurüsten, das Exerciren hört ganz auf, die Feldwebel schreiben sich fast die Finger krumm, denn ein Befehl jagt den anderen, die Kammerunterofficiere verpacken die Vorräthe, die ihnen anvertraut sind, die Capitains müssen ihren Namen drei Mal so oft unterzeichnen, als gewöhnlich. Da müssen Requisitionen angefertigt werden, über Tabak, den die Compagnie für die Reise fassen will, wie viel Marineseife sie bedarf, wie viel weißen Thee und Glanzwichse, wie viel Nähzeuge, Essgeschirre, Leinwandkittel etc. etc. Der Zahlmeister des Regimentes rechnet mit den Capitains ab und zahlt ihnen einen der Größe der Relse verhältnißmäßigen Vorschuß aus, [461] – nach Indien einen dreimonatlichen Gehalt –; von ihm werden die sogenannten sea necessaries bestritten und an den Quartiermeister bezahlt, der sie zu liefern hat; der Ueberschuß wird dem Zahlmeister gegen Quittung zurückgegeben, wenn der Capitain nicht ausnahmsweise verheirathete Soldaten vollständig auszahlt, damit diese für ihre Familien etwas sorgen könenn, natürlich auf sein Risico, denn stirbt der Mann vor Ablauf jener drei Monate, so muß ersterer das zu viel ausgezahlte Geld dem Staate ersetzen. Unter allen möglichen Vorwänden suchen die Soldaten einen Vorschuß an Geld vom Capitain zu erlangen, Geld, das gewiß nur zum Ankaufe von Gin und Rum verwendet wird.

Portsmouth, als Kriegshafen ersten Ranges, ist in der Regel der Ort, von wo aus die Einschiffung nach dem Mittelmeere oder Indien erfolgt. Kommt das Regiment in den Dockyards an, so marschirt es in Colonne mit Compagniefront auf und zwar dicht an der Schiffsbrücke, denn da liegt das Schiff, das es aufnehmen, in seinen Räumen bergen und nach fremden Ländern bringen soll, wie ein riesiger Koloß, noch durch eine transportable hölzerne Brücke mit dem Lande verbunden. – Auch das Schiff ward vorher vom Hafenadmiral auf das Genaueste revidirt, es ist vollständig verproviantiert, lebende, fette Hammel, für den Officiertisch bestimmt, stehen in einem Stalle am Vordertheil, eben so eine Kuh, um täglich frische Milch zu haben, während eine Menge Hühner, Enten und Gänse in einem niedrigen Stalle am Quarterdeck jedenfalls ihre letzte Reise machen werden. Ein Adjutant des Admirals geht in Begleitung sämmtlicher Hauptleute auf das Schiff und weist jedem den Raum für seine Compagnie an. Wohl schüttelt Mancher, der noch nicht zur See war, das Haupt, wohl hält er den Raum für viel zu klein, eng und finster, er macht den Adjutanten darauf aufmerksam und erhält höchstens ein it is ordered, Sir (es ist befohlen) zur Antwort. Sind alle Räume angewiesen, so kehren die Officiere an das Land zurück und die Compagnie, welche in den untersten Raum zu liegen kommt, marschirt zuerst ab, und die andern folgen, so daß in längstens einer halben Stunde das ganze Regiment an Bord ist. – Die Gewehre werden an den Wänden in Reihen so festgestellt, daß sie selbst bei rauhem Wetter nicht umfallen, dann wird die Compagnie in so viele Cameradschaften getheilt, als sie Tische erhält, jeder solchen Cameradschaft ihr Platz angewiesen, ihr Eß- und Trinkgeschirr übergeben, die Tornister unter den Tisch gelegt, Czacko’s an die Bajonnets gehängt und jeder Mann bekommt seine Hängematte. In einer Stunde kann dies Alles geschehnsein, doch gehört diese gewiß nicht zu den angenehmsten im Leben, namentlich wenn, wie es uns im Jahre 1855 geschah, der Raum für die Compagnie unter dem Wasserspiegel liegt, Luft nur durch die Treppenluke, Licht nur von zwei düster brennenden Laternen erhält, wenn derselbe, ohnedies eng und klein, durch die aufgeschlungenen Hängematten so niedrig ist, daß man den Czako abnehmen muß, wenn man endlich in ihm sich hundert Soldaten denkt, die ihre Waffen, ihr Gepäck ablegen und unwillkürlich einer dem anderen im Wege stehen. Da noch zu befehlen, das ist nicht leicht, und wir waren froh, als wir auf das Deck gehen konnten, um frische Luft zu schöpfen.

Mittlerweile ist das Gepäck des Regimentes angekommen und auf das Deck geschafft worden, um, mit Ausnahme der Officiersequipagen, in den Raum verstaut zu werden. Die Pferde der berittenen Officiere werden den Matrosen übergeben, welche sie in Kästen führen, deren vordere Seite mit der daran befindlichen Krippe nur bis zur Höhe der Brust reicht. Die Kästen sind so lang, daß die Pferde in ihnen stehen, doch so schmal, daß sie sich nicht legen können, und um sie vor dem Niederfallen zu bewahren, werden ihnen zwei Gurte unter dem Bauche durchgezogen und an den Wänden des Standes befestigt, so daß sie in diesen ruhen können. Dann wird der Kasten mit dem Pferde mittelst eines an der großen Raa befestigten Krahnes an Bord gehißt und am vorderen Ende des Gangweges niedergestellt und festgebunden. – Sind alle Pferde, ist alles Gepäck an Bord, so hißt der Capitain den sogenannten blue Peter, blauen Peter, eine blaue Flagge mit weißem Quadrat in der Mitte, an dem Hauptmaste auf, dadurch meldend, daß er zum Auslaufen bereit sei, – der Lootse kommt an Bord und nimmt seinen Platz auf dem Stege nahe am Hauptmaste ein, der von einem Räderkasten zum andern führt, um von da aus seine Befehle zu ertheilen. Die Ordre, „die Anker zu lichten und auszulaufen“, überbringt ein Adjutant des Hafen-Admirals; dies geschieht, und langsam und vorsichtig unter den Befehlen des Piloten dampft das Schiff den schwierigen Hafen hinaus, um auf der Rhede von Spithead abermals die Anker fallen zu lassen, und dann hier bis den folgenden Morgen liegen zu bleiben.

Es geschieht dies, um Alles in Ordnung zu bringen, den Officieren werden ihre Cabinen angewiesen. die Mannschaft wird in drei Wachen getheilt, die alle vier Stunden wechseln und deren mindestens immer eine auf Deck sein muß, der Dienst wird commandirt und der Capitain und drei Subalternofficiere wechseln mit demselben alle vierundzwanzig Stunden, sie haben die Ausführung gegebener Befehle zu überwachen, so wie das Kochen und Verteilen der Rationen an die Compagnieen zu beaufsichtigen. Die nöthigen Schildwachen werden ausgestellt, kurz der Dienst so vorbereitet, wie er auf See dann ausgeführt werden muß.

Eine Hauptschwierigkeit liegt in der Verpflegung der Mannschafen, da die Küchen sehr beschränkt sind. – gegen einen Abzug von täglich 6 Pence (5 Neugroschen) empfängt der Soldat früh 1 tin pot – ungefähr eine halbe Kanne haltend – Thee mit braunem Zucker, Mittags 1 Pfund gepökeltes Schweine- oder Rindfleisch mit einer halben Kanne Erbsen oder Reis, um 6 Uhr abermals eine halbe Kanne Thee und um 7 Uhr ¼ Kanne Grog, d. h. Rum mit zwei Theilen kalten Wassers vermischt. Zwieback wird in Ueberfluß geliefert, mit Trinkwasser muß dagegen sparsam umgegangen werden.

Ganz anders und beinahe luxuriös ist die Verquartierung und Verpflegung der Officiere. Gewöhnlich bewohnen drei bis vier derselben eine Cabine zur Seite des Salons; die Betten sind schmal, aber sehr rein und gut, freilich zwei Reihen übereinander. – Der Salon ist ihnen ausschließlich zur Benutzung übergeben, eben so das Quarterdeck. Der Salon selbst ist höchst elegant möblirt, Polstermöbel von Magagoni mit rothem Damast überzogen, große Spiegel in Goldrahmen, elegante Teppiche auf dem Fußboden, Alles ist schön und comfortabel.

Früh 6 Uhr bringt der Steward jedem Officier eine Tasse schwarzen Kaffee an das Bett, gegen 7 Uhr stehen sie auf, machen Morgentoilette und gehen in den Salon oder auf das Verdeck bis 9 Uhr, wo die Glocke zum ersten Male Frühstück ruft. Dies ist echt englisch, es besteht aus Kaffee, Thee, Milch, Toast, frischem Weißbrod, Butter, Fischen, Eiern, gekochtem Schinken, Kartoffeln, Reis und kaltem Braten. Dann beginnt der Dienst, bis gegen 12 Uhr dauernd, die Leute müssen ihre Hängematten rollen und in die Sinkmatten legen, alle Räume werden inspicirt, kein Fleckchen auf Tisch oder Diele darf zu sehen sein, Alles muß gescheuert sein, eine Maßregel, die nicht wenig zur Erhaltung der Gesundheit der Mannschaften beiträgt.

Um 12 Uhr haben die Mannschaften ihr Mittagessen, die Officiere ihr zweites Frühstück, luncheon, dessen Hauptbestandtheite Butter, Weißbrod, Zwieback, Käse, Anchovis oder Sardinen bilden; Porter, Ale, Sherry Rum, Whisky und Brandy stehen auf der Tafel und Jeder kann davon nach Belieben zulangen.

Das Diner findet um 4 Uhr statt; zu dieser Stunde wird verlangt, daß jeder Officier in dem Anzuge ist, wie ihn das Reglement für die Messe (den gemeinschaftlichen Mittagstisch der Officiere) vorschreibt. Das Diner beginnt mit einer Suppe, die, in der Regel sehr stark gepfeffert, Appetit erregen soll. Sind die Teller gewechselt, so erscheinen sämmtliche Stewards, jeder eine mit einem plattierten metallenen Deckel bedeckte Schüssel tragend, und setzen diese nach Anordnung des Oberstewards auf den Tisch; sobald er nun den Deckel von der ersten Schüssel erhebt, thun sie dies gleichzeitig mit allen anderen, riesige Rinderbraten, Hammelkeulen, Gänse, Enten, Hühner und Pökelfleisch reizen den Gaumen. Jeder Officier, vor dem ein solcher Braten steht, ist verflichtet, zu tranchieren und vorzulegen, ein nicht immer leichtes Geschäft, – jeder der Gesellschaft schickt seinen Teller durch den Aufwärter dahin, von wo er etwas zu haben wünscht, und jeder hat vollständig Zeit, von allen Gerichten zu essen, wenn es sein Magen sonst erlaubt. Reis, Rüben und Kartoffeln sind die Gemüse, Salat haben wir nie gehabt, – der Wein und Sherry steht in geschliffenen Flaschen auf der Tafel, Bier wird nur auf Verlangen gläserweise verabreicht. Will ein Officier die Gesundheit des andern trinken, so schickt er, nachdem er sich sein Glas vollgeschenkt, den Aufwärter zu dem Betreffenden mit der Bitte, ihm die Ehre zu erweisen, ein Glas Wein mit ihm zu trinken, nun schenkt sich dieser auch ein, beide nehmen die Gläser in die Hand, verneigen sich gegenseitig und leeren sie dann.

Wenn Niemand mehr Braten ißt, räumen die Kellner Schüsseln, [462] Teller, Messer und Gabeln ab, legen frische auf, und erscheinen abermals in Procession, genau die oben beschriebene Ceremonie wiederholend. Diesmal sind es Mehlspeisen, Puddings, Confituren aller Art, welche sie bringen. Ist diesen gehörig zugesprochen worden, so räumen sie wieder ab, und bringen das Dessert, aus Käsen und Früchten, Mandeln, Nüssen etc. bestehend. Alsdann erhebt sich der Capitain des Schiffes, der obenan sitzt, nimmt sein Glas und bringt die Gesundheit der Königin aus. — „Gentlemen, the queen!“ ruft er, „the queen!“ antworten die Officiere im Chor, erheben sich und leeren ihre Gläser auf das Wohl Ihrer Majestät.

Nunmehr wird Alles, selbst das Tischtuch, entfernt, neue Gläser aufgesetzt, und die Flasche geht nach altbritischer Sitte Reihe um; in der Regel ist es Portwein oder Claret, der nun getrunken wird. — Jetzt kann Jeder nach Gefallen die Tafel verlassen, um auf das Deck zu gehen und zu rauchen, oder der Regimentsmusik zuzuhören, welche dort bis sechs Uhr spielen muß. Da sitzen die Officiere auf dem Bollwerk oder am Steuer, Andere wandeln auf und ab, noch Andere blicken nach fernen Schiffen, und theilen sich ihre Vermuthungen über dieselben mit, kurz, unterhalten sich, so gut sie können. Um sechs Uhr ruft die Glocke zum Thee oder Kaffee, der mit Zwieback und Weißbrod nebst Zucker, Milch und Butter im Salon aufgetragen wird, und um neun Uhr endlich das letzte Mal zum „Grog“, diesem beliebten Seemannsgetränk. In Krystallflaschen stehen Rum, Arac, Whisky, Genever und Brandy nebst heißem Wasser und Zucker auf der Tafel, jeder der Herren mischt sich seinen Grog selbst, und trinkt so viel er mag, bis zehn Uhr — da wird der Tisch abgeräumt, die Lichter werden ausgelöscht, und wer nicht im Dienste ist, sucht sein Lager. Für diese gewiß splendide Verpflegung zahlt der Officier täglich 3 Shilling 6 Pence, ungefähr 1 Thlr. 5 Sgr., die Königin legt 11 Shillinge (3 Thlr. 20 Sgr.) für Jeden zu; für beinahe 5 Thlr. täglich kann man selbst auf See etwas Vergnügliches verlangen.

Etwas anders gestaltet sich die Sache bei schlechtem Wetter. Schon wenn man sich früh erhebt, muß man sich ängstlich festhalten, um nicht zu fallen; es ist ein beinahe schwieriges Manöver, sich in der engen Cabine anzukleiden, ohne sich braun und blau zu schlagen; man balancirt in den Salon, hält sich an die Stangen, welche zu dem Zwecke an den Wänden befestigt sind, und erklettert mühsam das Quarterdeck. Die Schildwachen an den Treppen halten sich mit einer Hand am Takelwerk fest, und vergessen es, die Ehrenerweisung zu machen, sie sehen blaß aus und müssen öfters abgelöst werden, denn auch sie erliegen jenem Ungeheuer, „Seekrankheit“ genannt. Kopfschmerzen und Schwindel erfassen uns, doch wir wollen uns dies nicht anmerken lasten, versuchen hin und her zu gehen, lehnen uns über das Bollwerk, und befinden uns unsäglich elend. Die Wellen schlagen donnernd gegen die Wände des Schiffes, ja über dieselben, das Schiff wankt und schwankt, sinkt und hebt sich, und das Alles müssen wir ertragen, wir, denen es wahrhaftig recht übel ist. Es schlägt neun Uhr, die Frühstücksglocke läutet, wir gehen vorsichtig hinab in den Salon, – über das blendend weiße Tischtuch liegen Rahmen von braunem Holze, die festgeschraubt das Herabfallen von Tellern, Tassen und Schüsseln wehren sollen. Viele Herren erscheinen gar nicht zum Frühstück, andere setzen sich hin um beim Anblick von fetten Speisen sofort den Tisch verlassen zu müssen, nur Wenige vermögen es, mit Appetit zu essen. Je länger, desto schlimmer wird es; überall nur bleiche Gesichter, man könnte das Schiff als Heimath des „Katzenjammers“ bezeichnen. Nur die Seegewohnten, die „Meerwölfe“, der Schiffscapitain, seine Officiere und Matrosen sind vom allgemeinen. Leiden nicht ergriffen, und blicken uns ironisch lächelnd an, uns, die wir doch alle Kräfte aufbieten, nicht krank zu erscheinen

Da ruft uns der Dienst hinab in die Räume der Compagnie. Die Hängematten sind noch nicht aufgerollt, der Boden, die Tische sind noch nicht gereinigt, und mancher Soldat bietet einen so erbärmlichen Anblick, daß dies die festesten Nerven erschüttert, – dieser Anblick, verbunden mit der schwülen, dunstigen Luft, welche wir athmen, überwindet uns – dazu die Hitze – – halb krank stiegen wir hinab, blaß und ganz krank kehren wir zurück, suchen unser Lager, schließen die Augen, und danken es dem Steward nicht eben mit freundlichen Worten, wenn er kommt, uns zu erinnern, daß es Tischzeit sei, oder zu fragen, ob wir etwas zu genießen wünschen. Wohl denen, deren Nerven dem Uebel zu widerstehen vermögen, aber auch sie leiden unter der allgemeinen Calamität, denn sie müssen den Dienst für ihre erkrankten Cameraden übernehmen. – Vorzüglich ist es die Bucht von Biscaya mit ihrer ewigen Unruhe und ihren Stürmen, wo die Krankheit ihren Anfang nimmt, und Manchen nicht eher verläßt, bis er an das Land kommt.

Doch mit dem Wetter bessert sich auch im Allgemeinen der Gesundheitszustand, die Gesichter nehmen eine blühendere Farbe an, der Appetit findet sich wieder, und manchem Soldaten erscheint sein Revier zu klein; – bald erfüllen ihre fröhlichen Lieder die Luft, Scherze und Neckereien aller Art treiben sie unter sich, und die Officiere haben zu wehren, damit sie in den Schranken der Heiterkeit bleiben, und nicht Dinge unternehmen, die gefahrbringend sein könnten. Erlaubt es das Wetter irgend, so schlafen sie auf dem Verdeck, anstatt in ihre Räume herabzugehen und sich in die Hängematten zu legen. Das Scheuern und Waschen beginnt auf’s Neue, die weiße Farbe der Dielen würde manche Hausfrau kaum so schön herstellen können. Und wenn es heißt: „Land!“ wenn man den Hafen erreicht, dann sieht das Schiff, wenn es sonst kein Unglück gehabt hat, netter und reiner aus, als am Tage, wo sich die Truppen einschifften