Allgemeines Deutsches Kommersbuch:33

Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 64, 65
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          67.     Westfalenlied.

     1. Ihr mögt den Rhein, den stolzen, preisen, der in dem Schoß
der Reben liegt; wo in den Bergen ruht das Eisen, da hat die Mutter
mich gewiegt. Hoch auf dem Fels die Tannen stehn, im grünen Thal
die Herden gehn, als Wächter an des Hofes Saum reckt sich empor
der Eichenbaum. Da ist’s, wo meine Wiege stand! O grüß dich
Gott, Westfalenland!

     2. Wir haben keine süßen Reden und schöner Worte Überfluß und
haben nicht so bald für jeden den Brudergruß und Bruderkuß. Wenn
du uns willst willkommen sein, so schau aufs Herz, nicht auf den Schein,
und sieh uns grad hinein ins Aug! Gradaus, das ist Westfalen=
brauch! Es fragen nichts nach Spiel und Tand die Männer in West=
falenland.

     3. Und unsre Frauen, unsre Mädchen, mit Augen, blau wie
Himmelsgrund, sie spinnen nicht die Liebesfädchen zum Scherz nur für
die müßge Stund! Ein frommer Engel hält die Wacht in ihrer Seele
Tag und Nacht, und treu in Wonne, treu im Schmerz bleibt bis zum
Tod ein liebend Herz! Glückseleig, wessen Arm umspannt ein Lieb=
chen aus Westfalenland!

     4. Behüt dich Gott, du rote Erde, du Land von Wittekind und
Teut! Bis ich zu Staub und Asche werde, mein Herz sich seiner Heimat
freut. Du Land Westfalen, Land der Mark, wie deine Eichenstämme
stark, dich segnet noch der blasse Mund im Sterben, in der letzten
Stund! Du Land, wo meine Wiege stand, o grüß dich Gott, West=
falenland!

Emil Rittershaus.


          68.     Auf Scharnhorsts Tod.

     Singw.: Prinz Eugen, der edle Ritter ec.

     1. In dem wilden Kriegestanze brach die schönste Heldenlanze,
Preußen, euer General. Lustig auf dem Feld bei Lützen sah er Frei=
heitswaffen blitzen, doch ihn traf der Todesstrahl.
 
     2. „Kugel, raffst mich doch nicht nieder! Dien euch blutend,
werte Brüder, führt in Eile mich gen Prag! will mit Blut um Östreich
werben; ist’s beschlossen, will ich sterben, wo Schwerin im Blute lag.“

     3. Arge Stadt, wo Helden kranken, Heilge von den Brücken sanken,
reißest alle Blüten ab; nennen dich mit leisen Schauern - heilge
Stadt, nach deinen Mauern zieht uns manches teure Grab.

     4. Aus dem irdischen Getümmel haben Engel in den Himmel seine
Seele sanft geführt; zu dem alten deutschen Rate, den in ritterlichem
Staate ewig Kaiser Karl regiert.

     5. „Grüß euch Gott, ihr teuren Helden! kann euch frohe Zeitung
melden, unser Volk ist aufgewacht! Deutschland hat sein Recht gefunden;
schaut, ich trage Sühnungswunden aus der heilgen Opferschlacht.“

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     6. Solches hat er dort verkündet, und wir alle stehn verbündet,
daß dies Wort nicht Lüge sei. Heer, aus seinem Geist geboren, Kämpfer,
die sein Mut erkoren, wählet ihn zum Feldgeschrei!

     7. Zu den höchsten Bergesforsten, wo die freien Adler horsten,
hat sich früh sein Blick gewandt; nur dem Höchsten galt sein Streben,
nur in Freiheit konnt er leben: Scharnhorst ist er drum genannt.

     8. Keiner war wohl treuer, reiner; näher stand dem König keiner,
doch dem Volke schlug sein Herz. Ewig auf den Lippen schweben wird
er, wird im Volke leben besser als in Stein und Erz!

Max v. Schenkendorf. 1813.


          69.     Für Kaiser und Reich.     (IV. 33.)

     Etwas langsam, mit Ausdruck. Rudolf Hemmleb. 1895.

     1. In den Jah=ren der Schmach, in den Jah=ren der Not er=
scholl erst lei=ser und lei=ser, dann lau=ter, als wol=le er
wek=ken vom Tod die Kraft, die so zei=tig, so ruhm=los ver=
loht, der Ruf nach dem Reich und dem Kai=ser, der
Ruf nach dem Reich und dem Kai=ser.
 
     2. Die Jahre verrauschten, die Jugend ward alt, und das Alter
ward müder und greiser, da brauste ein Sturm durch den Wasgenwald,
das harrende Sehnen gewann nun Gestalt: |: wir haben das Reich
und den Kaiser. :|