Antwort an Madame Karschinn
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Antwort an Madame Karschinn.
Schwarz und dunkel, wie der Nacht Gefieder,
Sank auf meine feuchten Augenlieder
Melancholisch sich der Schlaf herab:
Und da träumte mir von einem schönen Feste;
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Du und ich, wir waren auch als GästeBey der Tafel, die ein König gab. –
Sage doch, was mag der Traum bedeuten?
Soll ich das versprochne Glück erbeuten? [1]
Doch ich aß ja bey der Tafel nicht;
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Alles war für mich nur Schaugericht. –Dieß ist schmerzlich. – Aber diese Schmerzen
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Sind die kleinsten, nagen nicht am Herzen.
Du, Geliebte, willst sie von der Stirn mir scherzen:
Und schon ists zur Hälfte dir geglückt.
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Denn das Röschen, das dein Herz erquickt,Das die Freundschaft für mich abgepflückt,
Hat in deinem Liede mich entzückt.
- ↑ Dieses bezieht sich auf ein Haus, welches der König der Verfasserinn zu bauen versprach, und welches durch den Krieg verhindert wurde.