Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I/Frau Holle

Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I von Johannes Bolte, Jiří Polívka
24. Frau Holle
Die sieben Raben
Für verschiedene Auflagen des Märchens der Brüder Grimm siehe Frau Holle.

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24. Frau Holle. 1856 S. 40.

1812 nr. 24: von Dortchen Wild in Kassel am 13. Oktober 1811 im Garten. Zwei im Handexemplar eingefügte Sätze, bezeichnet: (Goldmann), enthalten die beiden Begrüßungen des Hahnes; im Drucke von 1819 wird außerdem der Sturz in den Brunnen beidemal durch das Abwaschen und Fallenlassen der blutig gewordenen Spule begründet. In den Anmerkungen von 1822 aber steht: aus Hessen und Westfalen. Vermutlich stammt die zweite Fassung von dem hannoverschen Pfarrer G. A. F. Goldmann (geb. 1785. Briefwechsel aus der Jugendzeit S. 296. 442. Anzeiger f. dt. Alt. 14, 148).

Eine dritte Erzählung aus der Schwalmgegend (vor 1822) verbindet dies Märchen mit dem von Hänsel und Gretel. Es saßen zwei Mädchen bei einem Brunnen und spannen, das eine war schön, das andere war garstig. Das schöne sprach: ‘Wer seinen Rocken läßt in das Wasser fallen, der soll hinter drein.’ Da fiel ihm der Rocken hinab, und es mußte hinunter. Unten aber ertrank es nicht im Wasser, sondern kam auf eine Wiese, darauf stand ein Birnbäumlein, zu dem sprach es: ‘Schüttle dich, rüttle dich!’ Da schüttelte und rüttelte sich das Birnbäumlein. Darauf kam es zu einem Kälbchen, und sprach: ‘Muhkälbchen, beug dich!’ Da beugte sich das Kälbchen. Darauf kam es zu einem Backofen und sprach zu ihm: ‘Backöflein, back mir einen Weck!’ Da backte ihm der Backofen einen Weck. Endlich kam es an ein Häuschen von Pfannkuchen, und weil es Hunger hatte, so aß es davon. Und wie es ein Loch gegessen hatte, sah es hinein und erblickte ein rotes Mütterlein, das rief: ‘Der Wind, das himmlische Kind! Komm herein und laus mich!’ Da ging es hinein und lauste[1] die Alte, bis sie einschlief. Darauf ging es in eine Kammer, wo alles voll von [208] goldenen Sachen war, und tat ein goldenes Kleid an und ging wieder fort. Wie’s aber wieder zum Backöflein kam, sprach es: ‘Backöflein, verrat mich ja nicht!’ ‘Nein, ich will dich nicht verraten.’ Dann kam es zum Kälbchen und endlich zum Birnbäumlein und sprach zu jedem: ‘Verrat mich nicht!’ und jedes antwortete: ‘Nein, ich verrat dich nicht.’ Nun kam es wieder zum Brunnen herauf, und der Tag brach eben an, da rief der Hahn: ‘Unser goldenes Mädchen kommt.’ Bald fällt auch der Garstigen der Rocken in den Brunnen, und sie muß hintennach; sie kommt zu dem Birnbaum, dem Kalb und Backofen, sie spricht wie die schöne zu ihnen, aber sie folgen ihr nicht. Nun laust sie die rote Alte, bis sie eingeschlafen ist, geht in die Kammer und kleidet sich ganz golden an und will wieder heim. Sie bittet den Backofen, das Kalb und den Birnbaum, sie nicht zu verraten; aber sie antworten: ‘Ja, wir verraten dich doch.’ Als nun die Alte aufwacht, eilt sie dem Mädchen nach, und jene sagen zu ihr: ‘Wenn du läufst, so holst du es noch ein.’ Sie erreicht es auch noch und besudelt ihm das goldene Kleid. Wie es nun wieder heraufkommt und eben der Tag anbricht, so ruft der Hahn: ‘Unser dreckiges Mädchen kommt!’ – Hiermit stimmt eine vierte Erzählung aus dem Paderbörnischen (vor 1822) am meisten überein, besonders in der Teilnahme, welche die Dinge, die auf dem Wege das Mädchen anrufen, hernach bezeigen. Es hat ein Bäumchen geschüttelt, eine Kuh gemelkt, der man ihr Kälbchen gestohlen, und das Brot aus dem Ofen gezogen. Es muß dann in dem Haus eine Hexe, einen Affen und einen Bären jeden Mittag lausen, dafür bekommt es die schönsten Kleider, Gold und Silber in Menge. Wie es das alles hat, spricht es: ‘Ich will hingehen und Wasser holen.’ Es geht und findet die Türe zu dem Brunnen wieder, durch welche es herabgekommen war. Es öffnet die Türe und sieht eben den Eimer sich herabsenken, da setzt es sich hinein und wird hinaufgezogen. Weil es nun ausbleibt, schicken die Hexe, der Affe und der Bär einen großen schwarzen Hund nach, der fragt überall, ob niemand ein ganz mit Silber und Gold behangenes Mädchen gesehen. Aber der Baum, den es geschüttelt hat, zeigt mit seinen Blättern einen andern Weg, die Kuh, die es gemelkt hat, geht einen andern und nickt mit dem Kopf, als sei es dort hin, und der Backofen schlägt mit seiner Flamme heraus und zeigt ganz verkehrt. Der Hund kann also das Mädchen nicht finden. Dem bösen Mädchen geht es dagegen schlimm; als es entflieht und unter den Baum [209] kommt, den es nicht hat schütteln wollen, schüttelt er sich selbst und wirft viele trockene Zweige herab, die es schlagen; die Kuh, die es nicht hat melken wollen, stößt es, sodaß es endlich zerschlagen und voll blauer Flecken oben wieder anlangt. – Eine fünfte abermals hessische Erzählung (1812) ist abweichend. Es war eine Frau, die liebte nur ihre rechte und gar nicht ihre Stieftochter, die doch ein gutes, frommes Mädchen war; sie hielt es immer hart und suchte es los zu werden. Eines Tags setzte sie beide an einen Brunnen, da sollten sie spinnen: ‘Wer mir aber den Rocken hinabfallen läßt, den werf ich hinterdrein.’[2] So sprach sie und band ihrer Tochter den Rocken fest, der Stieftochter aber ganz lose. Kaum hat diese ein bißchen gesponnen, fällt ihr der Rocken hinab, und die Stiefmutter ist unbarmherzig genug und wirft sie hinab. Sie fällt tief hinunter, kommt in einen herrlichen Garten und in ein Haus, wo niemand ist; in der Küche will die Suppe überlaufen, will der Braten eben verbrennen und der Kuchen im Backofen eben schwarz werden. Sie setzt die Suppe geschwind ab, gießt Wasser zum Braten und nimmt den Kuchen heraus und richtet an; so hungrig sie aber ist, nimmt sie doch nichts davon außer ein paar Krümchen, die beim Anrichten vom Kuchen herabgefallen waren. Darauf kommt eine Nixe mit furchtbaren Haaren, die gewiß in einem Jahr nicht gekämmt waren, und verlangt, sie solle sie kämmen, aber nicht rupfen und nicht ein einzig Haar ausziehen, welches sie endlich mit vielem Geschick zustande bringt. Nun sagt die Nixe, sie wolle sie gern bei sich behalten, sie könne aber nicht, weil sie die paar Krumen gegessen habe; doch schenkt sie ihr einen Ring und andere Sachen, wenn sie den nachts drehe, wolle sie zu ihr kommen. Die andere Tochter soll nun auch zu der Nixe und wird in den Brunnen geworfen; sie macht aber alles verkehrt, bezähmt ihren Hunger nicht und kommt dafür mit schlechten Geschenken zurück.

Eine sechste Erzählung aus Thüringen gibt W. Reynitzsch in dem Buche über Truhten und Truhtensteine (Gotha 1802) S. 128 bis 131 = Panzer, Beitrag 1, 190. Die schöne Schwester, der die Spindel in den Brunnen gefallen ist, wird von der garstigen (aischlichen) hinabgestoßen. Sie kommt auf ein weites Feld, ein weißes Männchen geht mit ihr auf eine grüne Wiese, auf welcher ihnen [210] ein Bardel (Sänger) mit seiner Geige begegnet, sie singend empfängt und geleitet. Eine rote Kuh bittet gemelkt zu werden, damit ihr das Euter nicht zerspringe; das Mädchen tuts. Sie gelangen endlich an eine prächtige Stadt; das Männlein fragt, zu welchem Tore es eingehen wolle, zum Goldtor oder zum Pechtor. Es wählt aus Demut das letztere, wird aber durch das erstere geführt, wo alles von Gold trieft; Angesicht und Kleider werden ihr vergoldet. Eine Jungfrau fragt, wo sie wohnen will, im weißen oder schwarzen Haus; sie spricht wieder: ‘Im schwarzen’, wird aber ins weiße geführt. Eine andere fragt, ob sie lieber mit schönen Spinnerinnen Goldflachs spinnen und mit ihnen essen wolle, oder mit Katzen und Schlangen. Das Mädchen erschrickt, wird aber zu den Goldspinnerinnen gebracht, ißt mit ihnen Braten und trinkt Bier und Met. Nachdem es ein herrliches Leben eine Zeitlang da geführt, wird es durch ein Goldtor von einem andern Männchen wieder zurückgebracht und langt mit Goldkränzen behängt zu Hause an. Der gelbe Hahn kräht bei ihrer Ankunft Kickericki, kickericki! und alle rufen: ‘Da kommt die goldene Marie!’ Nun läßt sich die häßliche Schwester auch in den Brunnen stoßen. Es folgt von allem das Gegenteil, ein schwarzes Männchen führt sie fort, sie kommt durchs Pechtor in eine Nebelwohnung zu Schlangen und Kröten, wo sie sich nicht satt essen darf und Tag und Nacht keine Ruh hat. – In der Naubertischen Sammlung (1, 136–179) ist das Märchen im ganzen nach jener fünften, hessischen Erzählung bearbeitet und in der Weise der übrigen, aber recht angenehm, erweitert. – Eine andere Bearbeitung in den Erzählungen der Villeneuve (Contes marins. 1740), wovon zu Ulm 1765 eine Übersetzung unter dem Titel ‘Die junge Amerikanerin, oder Verkürzung müßiger Stunden auf dem Meer’ erschien. Das Murmeltier (Liron), so heißt das Stiefkind, muß die gröbste Arbeit verrichten, die Schafe hüten und dabei eine gegebene Zahl gesponnener Faden mit nach Haus bringen. Das Mädchen setzt sich oft an einen Brunnenrand, will eines Tages sich das Gesicht waschen und fällt hinein. Als es wieder zu sich kommt, befindet es sich in einer Krystallkugel unter den Händen einer schönen Brunnenfrau, der es die Haare kämmen muß, dafür bekommt es ein kostbares Kleid, und so oft es seine Haare schüttelt und sich kämmt, sollen glänzende Blumen herausfallen, und wenn es in Not ist, soll es sich herabstürzen und Hilfe bei ihr finden. Dann gibt sie ihm noch einen Schäferstab, der die Wölfe und Räuber abwehrt, ein Spinnrad und [211] einen Rocken, der allein spinnt, endlich einen zahmen Biber, zu mancherlei Diensten geschickt. Als Murmeltier mit diesen Gaben abends heimkommt, soll die andere Tochter sich gleiche erwerben, und springt in den Brunnen hinab. Sie gerät aber in Sumpfwasser, und wird wegen ihres Trotzes begabt, daß stinkendes Rohr und Schilf auf ihrem Kopf wächst; und wenn sie eins ausreißt, wächst noch viel mehr. Nur Murmeltier kann den häßlichen Schmuck auf einen Tag und eine Nacht vertreiben, wenn es sie kämmt; das muß es nun immer tun. Hierauf folgt die weitere Geschichte des Murmeltiers, wozu wieder andere Märchen benutzt sind, es soll allzeit etwas Gefährliches ausrichten, aber durch Hilfe seiner Zauberdinge vollbringt es alles glücklich.

Die niedersächsische Erzählung von Goldhähnchen und Pechhähnchen bei Schambach-Müller S. 276 gleicht der thüringischen (Apfelbaum, Backofen, Kuh. Die Leute im Häuschen fragen, ob sie mit ihnen oder mit Hunden und Katzen essen und ob sie durch die Goldtür oder Pechtür gehen will). Elsässisch bei Stöber, Volksbüchlein S. 113 = Firmenich 2, 510 ‘Die zwei Stiefschwesterlein’ (die weiße Madame fragt, ob sie in einer pechigen und harzigen Kutsche heimfahren will oder in einer silbernen und goldenen). Aus Luzern bei Lütolf S. 82 = Sutermeister nr. 2 ‘Goldig Betheli und Harzebabi’; vgl. Singer 1, 35 (das demütige Betheli gelangt durch ein Mauseloch, nicht durch den Brunnen in die unterirdische Welt und wird von schönen Kindern beschenkt). Aus Kärnten bei Franzisci, Carinthia 1866, 326 ‘Der verlorene Strähn’ (die Stieftochter eilt dem in den Bach gefallenen Garn nach, erhält es von einer Frau, dazu Nachtquartier, einen Schimmel zum Heimreiten und ein goldiges Kleid). Carinthia 1865, 309 ‘Das Katzenschloß und die böse Stiefmutter’. Aus Bayern bei Panzer, Beitrag 1, 125 ‘Die gute und die böse Schwester’ (Marie und Grete. Wie bei Grimm, doch ohne den Namen der Frau Holle). Fränkisch bei Bechstein 1845 S. 179 ‘Fippchen Fäppchen’; S. 219 ‘Der Garten im Brunnen’; S. 62 = 1874 S. 59 ‘Die Goldmaria und die Pechmaria’. Im niederösterreichischen Märchen bei Vernaleken nr. 27 ‘Die zwei Schwestern’ sind Züge aus dem Märchen vom Höllenpförtner (nr. 100) und der magischen Flucht (nr. 79) eingemengt; die Alte verfolgt das Mädchen, das ihr längere Zeit treu gedient, aber die in Töpfen eingeschlossenen Seelen befreit hat; Brunnen, Apfelbaum und Backofen, die es früher gepflegt hat, erquicken sie auf der [212] Flucht; und Hündchen und Kätzchen, die sie dabei begleitet haben, verwandeln sich in einen Prinzen und dessen Schwester. Ein einzelnes Motiv daraus erscheint bei F. v. Arnim S. 19 nr. 3 ‘Vom Hühnchen, Hähnchen, Hundchen und Kätzchen’: dem guten Mädchen raten die Haustiere nachts, als es pocht, die Tür zu öffnen, und es fliegt ein Sack Geld herein; das böse wird bei gleicher Gelegenheit vom grauen Männlein getötet. Dieselben Tiere raten in der anhaltischen Erzählung vom Beenelangmann Beenelangbart (Firmenich 2, 224) dem von der Stiefmutter verstoßenen Mädchen, die Tür des Waldhauses zu öffnen und mit dem Zwerge zu essen[3]; als sie morgens erwacht, liegt sie daheim auf ihrem Strohsack, aber das Stroh hat sich in Gold verwandelt. Ein nordfriesisches Märchen aus Amrum von Klein Ehlke und Groß Ehlke (Firmenich 3, 454. Halbertsma-Clement, Lappenkorb 1846 S. 317) erzählt den Sturz in den Brunnen, die Bitte des Apfelbaums, der Kuh und des Backofens und die Flucht aus dem Hause der Hexe, der Klein Ehlke Geld aus der verbotenen Kammer gestohlen hat; Baum, Kuh und Backofen verraten die Fliehende nicht. Unvollständiger ist die zweite Amrumer Fassung bei Müllenhoff S. 497 nr. 51 ‘Der Wunderbrunnen’, wo auch eine ähnliche Version aus Femern erwähnt wird. Ein verbotenes Zimmer betritt die Heldin auch im siebenbürgischen Märchen bei Haltrich ⁴ nr. 35 ‘Die beiden Mädchen und die Hexe’ und wird dadurch ganz goldig; auf der Flucht erweisen sich ihr der Backofen, Hund und Apfelbaum dankbar. Im schlesischen bei Peter 2, 204 ‘Der Wolf mit der goldenen Kette’ erscheint an Stelle der Hexe ein Wolf, der sich vom Mädchen lausen läßt, aber es fehlt das Gegenstück der unfreundlichen Schwester. – In einer anderen schlesischen Erzählung bei Peter 2, 167 ‘Tones und Hans’ sind es zwei Brüder, ein unguter und ein mildherziger, die auf ihrer Wanderung einzeln ins Haus des Windes geraten und dort gefragt werden, ob sie durchs Goldtor oder durchs Pechtor gehen wollen. Eine gute Schwester und ein böser Bruder erhalten von einem Bettler oder einer himmlischen Frau zwei Schachteln, aus denen daheim Engel und Teufel oder Schlangen hervorkommen, bei Zingerle 1, 1 ‘Schwesterchen und Brüderchen’ und 2, 39 ‘Die zwei Schächtelchen’, bei Kuhn-Schwartz [213] S. 335 nr. 9 ‘Das Mädchen im Paradies’. Aus Hannover bei Busch S. 16 nr. 7 ‘Die böse Stiefmutter’ (Knäul fällt in den Brunnen; Beil, Backofen, Kuh, Ziege; das gute Mädchen entkommt mit einem Geldsack, die Stiefschwester wird enthauptet). – Einige Ähnlichkeit hat auch ‘die belohnte Freigebigkeit’ in den Feenmärchen (Braunschweig 1801) S. 1. Bei Ziska S. 38 ‘Die stolze Föhre’ wandelt sich die Speise, die der hartherzige Bauer heimlich vom Mahle der Zwerge mitnimmt, daheim in Roßäpfel, diese aber in der Hand der mildtätigen Magd zu Dukaten.

Niederländisch bei Joos 2, 103 nr. 21 ‘Van twee dochters’ (das gute Mädchen erhält von der Frau an der Quelle, der sie zu trinken reicht, die Gabe, daß ihr Perlen aus dem Munde fallen, wie den bösen Kröten). Bei Wolf, DMS. nr. 38 ‘Vom guten Janchen und dem bösen Mieken’ folgt der gute Knabe der rollenden weißen Kugel in den Himmel, und das böse Mädchen der schwarzen zum Höllentor; ebenso bei Joos 2, 114 nr. 27 ‘Mieken en Janneken’. Cornelissen-Vervliet S. 62 nr. 14 und S. 96 nr. 23 ‘Van Mieken en Janneken’. Gittée-Lemoine S. 111 ‘Les petits anges blancs et les petits diables noirs’ (in den Schachteln). – Dänisch bei Winther S. 36 ‘Den onde Stedmoder’. Grundtvigs hsl. Register nr. 37 ‘De to ulige søstre'. Madsen S. 71 ‘Brøkler’ (Marie beim ‘Bergmann’. Goldtor und Eisentor. Unvollständig). Kristensen 1, 125 nr. 17 ‘Pigerne i Brønden’ (Stieftochter in den Brunnen geworfen, weil ihr beim Spinnen der Faden reißt. Sie dient bei einem alten Manne und entflieht; auf der Flucht helfen ihr Hahn, Backofen und Apfelbaum) und 2, 119 nr. 23 ‘Søstrene i Brønden’ (ähnlich). Kristensen, Bindestuens Saga S. 36 nr. 8 ‘Pigerne i brønden’. Skattegraveren 7, 152 ‘Søstrene hos trolden’ (ähnlich, doch wird das Mädchen von der Stiefmutter fortgeschickt, sich einen Dienst zu suchen, und kommt zu einem Trold, dessen Frau sie lausen muß). – Norwegisch bei Asbjörnsen-Moe nr. 15 ‘Die Tochter des Mannes und die Tochter der Frau’ = Dasent 1859 S. 129 (Spinnerin in den Brunnen geworfen, weil der Faden reißt. Die Vögel raten, als sie beim Trollweib dient und einen von drei Kästen zum Lohne wählen soll; Zaun, Kuh, Schaf und Apfelbaum helfen auf der Flucht). – Schwedisch: Twenne olika Systrar, Gefle 1798 und 1802 (wohl nach Perrault. Bäckström 3, 16). Hyltén-Cavallius nr. 22 ‘De två skrinen’ = Thorpe S. 97. Bondeson, Folksagor nr. 35 ‘De bägge stedsystrarna’ (die gute Schwester soll im Winter Erdbeeren pflücken, wie in unsrer nr. 13, [214] und erhält diese von zwei Zwergen nebst der Gabe, daß ihr beim Reden Goldringe aus dem Munde fallen). Åberg nr. 18 ‘Papertjóla’ (bei drei Zwergen, die ihr Gutes und der faulen Schwester Böses wünschen); nr. 24 ‘Om den ílaka stymódron’ (drei Engel), nr. 277 ‘De båda skrinen’ (ähnlich Grimm). Allardt nr. 147 ‘Tom bå skrinen’. Hackmans Register nr. 480. – Im isländischen Märchen bei Árnason 2, 450 = Poestion nr. 15 = Rittershaus S. 261 nr. 66 ‘Das Aschenbrödel’ werden drei Töchter nacheinander ausgesandt, Feuer zu holen; aber nur die jüngste bleibt in der Höhle des Riesen wegen ihrer Bescheidenheit und Dienstfertigkeit, erlöst den Riesen aus seiner Verzauberung und wird von ihm nach ihrer Heimkehr als Braut abgeholt; vgl. dazu unsre nr. 169. – Auch im schottischen Märchen bei Campbell nr. 13 ‘The girl and the dead man’ (vgl. R. Köhler 1, 188) ziehen drei Töchter aus, ihr Glück zu suchen, und werden von der Mutter gefragt, ob sie ein großes Stück Kuchen mit ihrem Fluch oder ein kleines mit ihrem Segen[4] haben wollen; nur die jüngste verlangt das letztere und teilt es noch mit den Vögeln, tritt in den Dienst bei einem Toten[5] und befreit ihre älteren Schwestern. – Englisch in einem Volksbuch ‘The princess of Colchester’ 1823 = Hartland 1890 S. 20. Die gute Tochter erhält von einem alten Manne, mit dem sie ihr Brot teilt, eine Zauberrute und die Weisung, zu einem Brunnen zu gehen und die drei goldenen Köpfe, die aus ihm hervortauchen, zu kämmen; diese schenken ihr Schönheit und verheissen ihr einen Prinzen als Gatten. Ähnlich Halliwell, Popular rhymes S. 39 = Jacobs 1, 222 nr. 43 ‘The three heads of the well’ = Brueyre S. 52 und Addy, Folk-lore 7, 41 ‘The green lady’. Bei Jacobs 2, 94 nr. 64 ‘The old witch’ (vgl. Lenz S. 29. 65) tritt die gute Schwester bei einer Hexe in Dienst und entflieht mit einem Geldsack, wobei sie Apfelbaum, Kuh und Backofen beschirmen. Diesem Märchen ähnelt das irische bei Kennedy, Fireside stories S. 33 ‘The maid in the country under ground’, noch mehr aber dem norwegischen (das in den Brunnen gestoßene Mädchen kommt zur Hexe, die ihr schwierige Aufgaben [215] stellt und sie unter drei Kästchen wählen heißt; Vögel, alte Frau, Kuh, Widder, Apfelbaum, Zaun helfen). – Französisch bei Perrault S. 117 ed. Lefèvre ‘Les fées’ (der guten Schwester, die einer alten Frau Wasser schöpft, fallen Blumen und Perlen aus dem Munde, der bösen Schlangen und Kröten). Bladé, Agenais S. 15 und 149 = Gascogne 3, 41 ‘Les deux filles’; vgl. R. Köhler 1, 134. Revue des trad. pop. 1, 24 ‘La veillée dans le puits’ (Spindel fällt in den Brunnen. Silbermünzen fallen dem guten Mädchen, das die Fee kämmt, bei jedem Wort aus dem Munde). Dardy, Anth. de l’Albret 2, 23 nr. 7 ‘Le crible de la fillette’. Sébillot, Folklore de France 3, 296 und Traditions 1, 108. Revue des trad. pop. 9, 41 ‘Pondonette’ (erhält Wein statt Wasser. Aschenbrödel). Meyrac S. 481. Sébillot, Contes des prov. S. 154 nr. 25 ‘La fontaine rouge’ (Erdbeeren im Winter. Jungfrau Maria, fünf Hunde an der Quelle). Wallonia 2, 212 ‘Le grand géant du bois’ (Katze und Hund beim Riesen helfen). Deulin, Cambrinus S. 283. Cosquin 2, 120 nr. 48 ‘La salade blanche et la salade noire’ (Schwester und Bruder erhalten von der Jungfrau Maria Kästchen; weißes und schwarzes Tor). – In Italien erscheint unser Märchen zweimal bei Basile 3, 10 und 4, 7 mit Fortsetzungen, die unsrer nr. 13 und 89 entsprechen; das erstemal[6] klettert die dienstfertige Cecella ihrem in ein Erdloch gefallenen Korbe nach und gelangt zu drei unterirdischen Feen, in der andren Erzählung teilt Marziella ihren Kuchen am Brunnen mit einer alten Frau. Bei Comparetti S. 129 nr. 31 ‘Il cestello’ verliert die Stieftochter den Korb, mit dem sie Wasser schöpfen soll[7], während die rechte Tochter mit einem Krug zum Brunnen geht. Bei Corazzini S. 409 ‘Le fate’ soll die gute Tochter ein Sieb von den Feen leihen, tritt vorsichtig auf die Glastreppe, füttert drei Kätzchen, kämmt eine Fee und erhält zum Lohne schöne Kleider, ein Pferd und einen Stern auf die Stirn. Ebenso bei Gradi, Ceppo S. 20. Imbriani ² nr. 13 ‘Il Luccio’, nr. 15 ‘La bella Caterina’ und nr. 14 ‘La bella e la brutta’ (hier hilft eine Kuh der mißhandelten Stieftochter spinnen, wie bei Gonzenbach nr. 32); p. 190 ‘El sidellin’ = Crane p. 100 nr. 26. Pitrè, Novelle toscane nr. 8, var. 2 ‘I gatti’. Novella della figlia del rè di Dacia ed. Wesselofsky 1866 p. XXIX ‘Marion de bosch’. Tuscan fairy tales nr. 1 ‘The little convent of [216] cats’ und nr. 2 ‘The fairies sieve’. Archivio 10, 64 ‘Le fate’ mit weiteren Nachweisen. Ebd. 10, 235 ‘La Menega rabiosa’ (aus Dalmatien). Nerucci nr. 5 ‘La bella Caterina’. De Gubernatis nr. 1 ‘La bella e la brutta’ (wie Imbriani nr. 14). De Nino 3, 99 nr. 18 ‘Lu cuscinille’ (das Sieb fällt in den Bach, das Mädchen läuft ihm nach). Finamore 1, 234 nr. 48 ‘La Cinerelle’ (ebenso). Schneller nr. 7 und 8 ‘Die zwei Schwestern’ (der Rocken fällt in den Bach). Schweiz. Archiv 4, 213 ‘La cattiva matrigna’. 4, 216 ‘La fanciulla buona e la fanciulla cattiva’. Pellizzari 1, 37 ‘Li musceddi’. – Maltesisch bei Stumme nr. 5 ‘Diamantina’ (schöpft der Alten Wasser). – Aus Mallorca bei Alcover 1, 71 ‘N’estel d’or’. – Katalanisch bei[WS 1] Milá y Fontanals, Observaciones 1853 S. 177 ‘Las dos niñas’ = F. Wolf, Wiener SB. 20, 51 ‘Die beiden Mädchen’ (ein Stück vom Eingeweide des geschlachteten Lammes fällt in den Bach). Maspons, Rondallayre 1, 97 nr. 22 ‘La fillastra’. – Portugiesisch bei Consiglieri-Pedroso S. 75 nr. 18’ ‘The hearth-cat’ (die Stiefmutter läßt die hilfreiche Kuh schlachten, aber aus ihren Eingeweiden fällt eine goldene Kugel in den Bach, dem folgend das Mädchen zu drei Feen gelangt). Coelho, Contos nacionaes nr. 24 ‘A vaquinha’. Braga nr. 19 ‘O sapatinho de setim’ (der Atlasschuh). Roméro nr. 15 ‘Maria Borralheira’. – Rumänisch bei Staufe, Zs. f. dtsch. Mythol. 1, 42 ‘Die beiden Töchter’ (vgl. Zs. f. Volksk. 9, 85 nr. 12): die fleißige Tochter reinigt eine Hündin, einen Baum, einen Brunnen, einen Backofen, badet im Dienste des h. Sonntag die Vögel und erhält reiche Gaben; die schlimme Tochter bekommt einen Koffer voll Schlangen. Ähnlich bei Kremnitz S. 228 nr. 19 ‘Die beiden Stiefschwestern’ (aus Convorbini literare). Şăinénu S. 711. – Slowenisch bei Erben, Slov. čít. S. 291 = B. Krek nr. 1 (eine Fee hilft schwarze Wolle weiß waschen, der Hahn verrät das versteckte Mädchen; s. oben S. 103). Slovenski Glasnik 8, 292. – Serbokroatisch bei Valjavec, Nar. pripov. S. 231 nr. 39 (die Heldin im Walde von einem Greise in Dienst genommen, zieht eine Kuh und eine Stute aus dem Sumpf, und wählt am Ende der Dienstzeit den schlechten Koffer). Wuk nr. 34 ‘Die Stiefmutter und ihr Stiefkind’ (zu unsrer nr. 169) und nr. 36 ‘Wie sie es verdient haben, so ist es ihnen auch ergangen’ (die gute Schwester erhält vom Drachen einen Koffer mit Dukaten, die böse einen mit Schlangen); auch von nr. 32 ‘Aschenputtel’ gehört der Eingang her, wo die Mutter des Mädchens, dessen Spindel in die Grube gefallen ist, in eine Kuh verwandelt wird. – Bulgarisch [217] aus Macedonien bei Šapkarev S. 194 nr. 116 (einem von der Stiefmutter den Berg hinabgeworfenen Kuchen folgend, gelangt das Mädchen zu einer alten Frau, die es lausen und deren Schlangen sie füttern muß; es wählt den schlechtesten Koffer zum Lohn). Ähnlich aus Bulgarien im Sbornik nar. umotv. 15, 128, wo die Alte das Mädchen in den Fluß taucht, als goldgelbes Wasser nach dem roten, blauen und schwarzen geflossen kommt. Die Stiefschwester wird ins schwarze Wasser getaucht und findet dort einen Koffer voll Schlangen. Dann Aschenputtel-motiv; der Hahn verrät die unterm Trog versteckte Jungfrau. Ebenso in Živa Starina 1, 46 (die Kästen fehlen) und Period. Spis. 2, 156 (das Aschenputtel-motiv fehlt). Aus Pirdop im Sbornik nar. umotvor. 3, 186 (ein Greis hilft dem Mädchen schwarze Wolle weiß zu waschen, gelaust); aus der Gegend von Sofia ebd. 7, 134 nr. 8 (weiße Wolle soll schwarz gewaschen werden. Entstellt.) Nur die Einleitung in den macedonischen Fassungen im Sbornik 15, 103 und 13, 215 (Mädchen beim Bären). – Čechisch aus Ostböhmen in der Slavia 1, 1, 18 (Rollender Kuchen. Zwetschgenbaum, Apfelbaum, Brunnen, Backofen, Pferdchen. Beim alten Weibe, dessen Hund und Katze das Mädchen gepflegt hat, wählt es die unansehnliche Truhe). Aus Glatz bei Kubín 2, 208 nr. 61 (die Vögel kochen für die Heldin den Totenkopf und verzehren ihn; die Schwester vergräbt ihn, aber er kommt wieder) und nr. 81 (Knäuel, Apfelbaum, Brunnen, Backofen; bei der Alten Katze und Hund). Aus Mähren bei Kulda 2, 19 nr. 63 = Wenzig S. 107 ‘Die zwei Knäuel’ (die beiden Schwestern treten, zwei Seidenknäueln folgend, gleichzeitig bei einem Greis in Dienst und dürfen sich ihren Lohn an Kleidern und Vieh selbst auswählen; die mildherzige und fromme bringt alles in gutem Zustande und dazu viel Gold heim, der andren wandelt sich ihre Habe in der Truhe in Schlangen und Skorpione). Kubín 2, 211 (rollender Kuchen, Brunnen, Apfelbaum, Pferd, Backofen; beim Greise Hund und Katze). Kulda 4, 237 nr. 18. Václavek, Val. poh. 2, 7 nr. 1. 2, 52 nr. 9 (nur die jüngste der drei Schwestern säubert Apfelbaum, Birnbaum und Brunnen). Ähnlich Menšík, Jemnic. S. 318 nr. 86 und Kubín 2, 210. Bei Václavek 1, 90 nr. 24 trägt die brave Schwester einen Greis über einen Klotz, Graben und Wasser, wäscht die Frösche im Brunnen und erhält, als sie den Kopf hineinsteckt, goldene Haare; der faulen aber wachsen Hörner. Bei Kulda 2, 15 nr. 62 führt der Schutzengel die Heldin zu einem Greise, dessen Hunde sie füttert; er schenkt ihr einen Vogel, [218] der ihr voraus fliegt und ruft: Unsre Frau bringt lauter Silber und Gold. Poh. a pov. naš. lidu 3, nr. 3 (die Jungfrau hilft im Walde einem Greise, der der Herrgott selber ist, vom Baume herab, und zwei Hunde bringen ihr eine Truhe voll Gold auf einem Wagen). – Slowakisch aus Nord-Ungarn bei Škultéty-Dobšinský S. 13 nr. 2 = ² S. 49 nr. 3 (Mädchen im Waldhause bedient einen Greis und wird nachts von einem Zwerge mit ellenlangem Bart beschenkt); ähnlich Czambel S. 244 § 134. Bei Rimauskí S. 115 nr. 10 = Němcová 1, 204 nr. 25 = Dobšinský 6, 3 nr. 61 besorgt die Heldin den Bach, Hund, Birnbaum, Ochsen, Backofen und entflieht mit ihrer Hilfe der Hexe, nachdem sie deren verbotenes Zimmer betreten und goldenes Haar bekommen hat. Ähnlich Sborník mus. slov. spol. 16, 84 nr. 23. Bei Dobšinský 6, 15 kommt sie, einem goldenen Apfel nacheilend, zum Backofen, Brunnen, Birnbaum, Pferden, dient einem Greise und wählt am Schlusse des Jahres den schlechtesten Koffer. – Polnisch aus Posen: Kolberg 14, 30 nr. 8 (Brunnen, Apfelbaum, Backofen; im Dienste eines Greises Hund und Ente gepflegt). Aus dem Gouv. Siedlec in der Wisła 19, 297 nr. 4: das gute Mädchen dient bei einem Manne und erhält nach einem Jahre, weil sein Ohr rein ist, einen Koffer voll Gold und hundert Paar Pferde. Ciszewski, Krakowiacy S. 140 nr. 103 (Pferd, Hund, Kater, Bier; Dienst bei der Mutter Gottes); ebd. S. 141 nr. 104 (Frau über den Fluß getragen, Hund und Kater). Wisła 10, 595 nr. 2: die Heldin dient bei einer schönen Waldfrau, die auf Himmelsschlüsseln (Primula veris) einherfährt, füttert deren Katze und Hund und wird bei der Entlassung beschenkt, ebenso vom Backofen, Apfelbaum, Wolf, Raben, Lamm, denen sie Wohltaten erwiesen. Aus dem Bezirk Rzeszów: Mater. antropot. 10, 265 nr. 37 (Engel gespeist, Hase, Wolf, Birnbaum, Apfelbaum, Backofen; die Frau gekämmt). Aus den Beskiden bei Kosiński nr. 63 (Zbiór wiad. 5, 262. Sie begegnet zwei Greisen, Christus und Peterpaul, dient, wählt den geringsten Kasten). Aus dem Bezirk Wieliczka in Mat. antropol. 4, 190 (Der Dienst bei der Mutter Gottes besteht in der Pflege von Hund und Katze; die Stiefschwester erhält einen Koffer voll Schlangen). Aus dem Gouv. Siedlec Zbiór wiadom. 8, 383 nr. 3 (als das Mädchen auf Geheiß der Muttergottes auf eine Erbse und eine Schlange tritt, wird daraus ein Hahn und ein Hund; der Hund kündet die Heimkehrende an; die Stiefschwester erhält Schlangen, ihre Pferde werden zu Hunden, ihre Kuh zu einem Wolf, der sie auffrißt). Aus dem [219] Gouv. Płock bei Chełchowski 1, 156 nr. 23 (sie dient drei Jahre bei der Muttergottes, ein König heiratet sie, ihre Schwieger ertränkt die Kinder usw.). Wisła 17, 461 nr. 4 (weil die Heldin einer Greisin Wasser schöpft, fallen ihr Blumen und Edelsteine aus dem Munde; der Stiefschwester Schlangen); 19, 395 nr. 7 (ein Hecht hilft der Heldin Fische fangen, Wäsche waschen, mit einem löchrigen Löffel Wasser schöpfen und verwandelt sich, als die Stiefmutter sie ertränken will, in einen Prinzen). Aus dem Bezirk Krasnostaw, Gouvernement Lublin in der Wisła 9, 539 (Katze, Hunde, Mäuse, ein Totenkopf gewaschen und gefüttert; beschenkt mit Pferden und Kühen, die Schwester mit einem Koffer voll Schlangen). Aus dem Gouv. Lublin ebd. 9, 540 (das im Walde zurückgelassene Mädchen dient bei einer Frau Totenkopf und kehrt beschenkt nach drei Jahren heim). – Ebendaher bei Kolberg, Lud 17, 187 nr. 3 (bedient Katzen und Hunde einer Frau). Aus dem Gouv. Kielce ebd. 19, 239 nr. 16 (das wie Aschenputtel versteckte und durch den Hahn verratene Mädchen entflieht zu einer Waldfrau und kehrt reich beschenkt nach drei Jahren zurück, von Hund und Katze angemeldet). – Großrussisch aus Kasan bei Chudjakov 1, 49 nr. 14: dem im Flusse schwimmenden Zwirn nachgehend, kommt das Mädchen zu einer Hexe, heizt zum Bade ein, trägt Wasser im Siebe, das sie nach des Sperlings Rat mit Lehm verschmiert hatte, wäscht Frösche, Ratten und die Hexe selber und kehrt mit einem Koffer voll Geschenke heim. Aus dem Gouv. Wladimir bei Afanasjev ³ 1, 80 nr. 58a (das Mädchen wird vom Vater zur Hexe geführt) und teilweise ebd. 1, 84 nr. 59 (bei den Aufgaben der Hexe hilft dem Mädchen eine von ihrer sterbenden Mutter übergebene Puppe; bei der Entlassung gibt ihr die Hexe einen leuchtenden Menschenkopf mit, durch dessen Augen die Stiefmutter und die beiden Stiefschwestern zu Kohle verbrennen). Aus dem Gouv. Tula bei Erlenwein ² S. 77 nr. 22 (das Mädchen versorgt eine Birke, Schafe, Schweine, Kühe, Pferde, Frösche, Schaben, Schlangen; von der Hexe beschenkt). Aus dem Gouv. Woronež bei Afanasjev ³ 1, 80 nr. 58b: die Hexe, zu der die Stiefmutter das Mädchen schickt, will dies zum Frühstück verzehren; aber Hunde, Tür und Birke, denen es Gutes erwiesen, lassen es entkommen; aus dem von der Katze geschenkten Handtuch und Kamm, die es hinter sich wirft, wird ein breiter Fluß und ein dichter Wald. – Kleinrussisch bei Moszyńska nr. 9 (Zbiór 9, 102): Apfelbaum, Backofen, Brunnen; der Drache, den das Mädchen nach dem Rate der Maus [220] bedient, bietet ihm reiche Gaben zur Auswahl. Ähnlich bei Zdziarski, Garść baśni S. 8 nr. 4 (Stutenkopf}. Rudčenko 2, 54 nr. 19 (Schlangen und Frösche der Alten gefüttert). Aus dem Gouv. Černigow bei Malinka S. 289 nr. 22 (Dienst bei einem Herren). Aus dem Gouv. Podol bei Čubinskij 2, 67 nr. 15 (drei Kinder in der Waldhütte bedient; die Stiefschwester geht nicht hin). Aus dem Gouv. Wolhynien bei Rokossowska nr. 59 (Mat. antropol. 2, 89): das ins halbgefrorene Wasser gefallene Mädchen kommt durch eine Tür in eine andre Welt, wo es Sommer ist; da es Birnbaum und Backofen und im Dienste einer Alten mit gewaltigen Zähnen Hund und Katze freundlich bedient, bekommt es nach Jahresfrist eine grüne Truhe voll Kleider und Schmuck. Der bösen Stiefschwester ergehts übel. – Weißrussisch aus dem Gouv. Grodno bei Federowski 2, 166 nr. 143 (Bäume, Schweine, Backtrog helfen auf der Flucht, nachdem das Mädchen der Hexe die Augen mit Pech verklebt hat). Aus dem Gouv. Mogilew bei Romanow 3, 367 nr. 95 (Brunnen, Backtrog, Apfelbaum; statt der Hexe Katzen in der Hütte). Mater. kom. język. 2, 157 nr. 3 (Apfelbaum, Birnbaum, Backtrog, Schwein; Flucht mit Schätzen aus dem verbotenen Zimmer). – Lettisch aus dem Gouv. Kurland bei Treuland S. 264 nr. 128: das von der Pflegemutter in den Brunnen gestoßene Waisenmädchen tränkt Pferde in der Unterwelt, melkt Kühe, schert Schafe, bäckt Brot, wäscht im Badehaus den Greis und die Schlangen; es erhält eine Schachtel und einen Stab, wodurch auf der Oberwelt Schloß und Kirche entstehen. Aus der Schachtel des bösen Mädchens sprüht verzehrendes Feuer. Zbiór wiadom. 18, 311 nr. 27 (Backofen, Apfelbaum; Gold- und Pechregen). – Estnisch bei Kallas nr. 39 ‘Die Wirtstochter und das Waisenmädchen in der Unterwelt’: Das gute Mädchen springt einem von der Mutter geschenkten Knäuel nach in den Brunnen, hilft verschiedenen Hirten, Graupenstampfern und einer Brotkneterin und findet Geld, das dem Bösen gehört. – Finnisch bei Hertzberg S. 27 ‘De båda systrarna’. Der guten Schwester fällt die Spindel in die Eisluhme, sie muß ihr nachspringen, dient bei einer alten Frau und erhält einen Kasten voll Gold und Silber zum Lohn; die böse Schwester aber einen voll brennenden Schwefels und Teers. Salmelainen 2, nr. 14, 1–2. Suomi 2, 13, 125. 3, 20, 291. Aarnes Register nr. 480. Cox, Cinderella p. 394 (oben zu nr. 21). – Ungarisch: Ethnographia 1911, 117. – Wotjakisch bei Wichmann 2, 71 nr. 7 ‘Die zwei Mädchen’ (Journal de la soc. finno-ougr. [221] 19). – Mordwinisch bei Paasonen ebd. 12, 83 nr. 1 = Anikin nr. 1 (ein Schneewiesel hilft dem Mädchen gegen die Menschenfresserin). – Türkisch: Kúnos, Adakale 2, 69 nr. 11 ‘Das Waisenmädchen und die Stiefmutter’. – In einer Erzählung der zwischen dem kaspischen und schwarzen Meere wohnenden Uden (Schiefner, Über die Sprache der Uden 1863 S. 59 = Mémoires de l’acad. de Saint-Pétersbourg 7. série 6, nr. 8. Bei Cosquin 2, 121 ein falsches Zitat) gelangt die arbeitsame Schwester, der ihr Eimer in den Brunnen gefallen ist, zum Backofen, Apfelbaum und zum Schneedämon Moroz Iwanssohn, dessen Bett sie klopfen muß, und erhält den Eimer voll Silbermünzen; die Faule bekommt ein Eisstück, das ihr zuerst wie ein Silberbarren erscheint. – Aus dem Kaukasus von den Igiloj im Sbornik Kavkaz. 32, 2, 138 nr. 6: drei Schwestern, die der Stiefvater in das Loch neben dem Apfelbaum geführt hat, kommen in das Haus eines Devi, den sie in den Kessel voll siedenden Öls stoßen, und werden nach Jahren dort vom Vater besucht; ihre Stiefschwester frißt ein Schakal. Ähnlich beginnt ein Märchen der Gebirgs-Tataren im Terek-Gebiete ebd. 23, 3, 328 nr. 6; ein Chan befreit die Mädchen aus der Grube und heiratet die älteste, die einen Knaben mit goldenen Haaren und Zähnen zu gebären versprochen hat. Imeritinisch ebd. 24, 2, 69 nr. 24: als dem am Flußufer spinnenden Mädchen die Spindel ins Wasser fällt, springt sie ihr nach und kommt mit goldenen Kleidern und Schuhen zurück; die Stiefschwester, die ihr nachahmt, wird in einen Esel verwandelt.

In mehreren osteuropäischen Fassungen besteht die gute Schwester nachts im fremden Hause mit Hilfe der dankbaren Haustiere noch eine besondre Gefahr; ein Teufel begehrt Einlaß, aber auf den Rat von Katze, Hund und Hahn verlangt das Mädchen, daß er ihr zuvor schöne Kleider bringe, und über den vielen Aufträgen geht die Nacht hin. So rumänisch bei Staufe hsl. nr. 48 (Zs. f. Vk. 9, 88) ‘Die gute und die böse Tochter’ (Katze und Hahn). Weigand, Wlacho-Meglen S. 59; Archiv f. slav. Phil. 15, 477. – Slowenisch aus Steiermark im Kres 4, 448 (Erdbeeren im Winter gesucht, wie oben nr. 13. Beim Südwind erfährt das gute Mädchen von der Katze, wie sie dem Manne, der sie nachts zum Tanz abholen will, bis Mitternacht Aufträge geben soll, ihr schöne Kleider zu bringen). Ähnlich B. Krek S. 84 nr. 39. Aus Görz: A. G. Nar. pripov. [222] 1, 55 nr. 9 = Gabršček S. 76 nr. 9 (die im Walde verlassene Jungfrau von Katze und Hund beschützt). – Serbokroatisch: Kres 4, 29 = Krauß 2, 145 nr. 77 ‘Stiefmutter und Stieftochter’ (Katze, Hund und Hahn begegnen dem vertriebenen Mädchen und leisten ihm im Spukschlosse Gesellschaft, wo es von den Geistern beschenkt wird; die Stiefschwester kommt dort um). – Bulgarisch aus Macedonien: Sbornik nar. umotv. 3, 150 = Strauß S. 192, vgl. Archiv f. slav. Phil. 15, 477 (Hahn, Hund und Katze raten, als der Vampyr nachts in die Mühle eindringen will). Ausführlicher ebd. 5, 142, wo die Stiefmutter selbst in die Mühle kommt. Šapkarev S. 363 nr. 215 (das Mädchen gerät einem hinabrollenden Kuchen nachlaufend in die Mühle, wo ein Werwolf nachts anpocht); S. 194 nr. 116 (rollender Kuchen; sie laust die Alte und füttert die Hühner, d. h. Schlangen). Aus Bulgarien bei Marinov, Živa Star. 1, 39 (Werwolf). Aus der Rhodope im Sbornik nar. umotv. 4, 125 (Hahn mitgenommen, dämonische Wesen). In einem Märchen aus Zentral-Bulgarien (ebd. 7, 158) rettet sich das Mädchen vor dem Teufel durch die bis zum Hahnenschrei dauernde Erzählung von der Bereitung des Flachses[8]. Bei Šapkarev S. 40 nr. 29 bindet sich das [223] Mädchen in der Mühle heimlich los und ein Lamm an ihre Stelle; ähnlich im Sbornik nar. umotv. 3, 149 nr. 2. – Čechisch: Němcová, Nár. bách. 3, 64 nr. 37 (rollender Kuchen, Hund und Katze raten, wie das Untier, ein verwünschter Prinz, behandelt werden soll). Poh. naš. lidu S. 10 nr. 7 (der Tote muß nach dem Rate von Katze und Hund Tür, Wände und Dach mit Talern beschlagen, bis es Eins schlägt). Elpl S. 59 nr. 13 (Hund und Katze raten, die Tür nicht zu öffnen; morgens liegt Gold und Silber auf dem Tisch). – Polnisch aus Galizien: Šwiętek S. 338 nr. 20 (ähnlich). Aus dem Krakauer Lande bei Kolberg, Lud 8, 155 nr. 13 (der im Waldhaus im roten Frack und Dreispitz allein tanzende Teufel muß dem Mädchen neue Kleider herbeischaffen, bis der Hahn kräht). Ebenso Zbiór wiadom. 8, 305 nr. 5 (Gouv. Siedlec), Kolberg, Lud 21, 190 nr. 10 (Gouv. Radom) und Kozłowski S. 364 nr. 20. Wisła 8, 240 (Teufelsmühle). Aus Galizien im Zbiór 16, 3 nr. 5 (Waldhütte). Polaczek S. 85 nr. 3 (Spukhaus). Aus Częstochowa Zbiór 17, 124 nr. 4 (Teufel soll Kleider und Wasser im Siebe bringen); ebenso bei Ciszewski, Sławkow S. 158 nr. 4. Baliński, Powieści ludu S. 107 = Erben, Slov. čít. S. 123. Świętek S. 478 (das Mädchen macht Feuer). Aus dem Gouv. Siedlec in Wisła 17, 721 (Mäuschen gibt Rat). – Großrussisch: Afanasjev ³ 1, 73 nr. 53 (Waldgeist. Die Stiefschwester fehlt); 1, 74 nr. 54 (Bär). Chudjakov 1, 48 nr. 13 aus Kasan (beim dritten Hahnenruf zerfällt der Menschenkopf in Dukaten). Aus dem Gouv. Tomsk Zap. Krasnojarsk. 2, 70 nr. 18 (Mäuschen rettet vor dem Wolf). Aus dem Terek-Gebiet im Sbornik Kavkaz. 16, 1, 194 nr. 2 (Bär). Aus dem Gouv. Olonetz bei Ončukov S. 258 nr. 100 (Mäuschen, Greis). Čudinskij S. 67 nr. 13 (ein Mann verlangt Einlaß in der Getreidedarre). Avdějeva S. 55 nr. 7 (die Heldin spinnt, webt und näht bei einem Greise und kehrt beschenkt heim, vom Hunde angemeldet; die Stiefschwester kommt um). – Kleinrussisch aus Galizien Etnogr. Zbirnyk 12, 133 nr. 154 (Heldin in der Waldhütte erhält von Jesus und Petrus Weisung, wie sie in der nächsten Nacht den Freier fernhalten kann). Aus der Umgebung von Pinsk im Zbiór wiad. 13, 203 (der Wolf, den das Mädchen auf des Mäuschens Rat mit einem Klotz auf den [224] Kopf schlägt, zerfällt in Silber und Gold). Aus Galizien bei Rozdoljśkyj nr. 15 (Etnogr. Zbirnyk 1, 51): die Jungfrau hat ins Waldhäuschen Hund und Hahn mitgenommen; nachts klopft es; sie öffnet, ein Stutenkopf begehrt gewaschen zu werden und mit ihr zu tanzen; sie verlangt Kleider und Schmuck und erhält sie aus seinem rechten Ohr; da kräht der Hahn, und der Stutenkopf zerfließt in Wagenschmiere; die Stiefschwester, die in der nächsten Nacht hingeht, kommt um. Aus dem Gouv. Poltawa bei Rudčenko 2, 65 nr. 21 (das Mädchen bereitet dem Stutenkopfe das Bett, sieht ihm ins rechte Ohr und wird ein schönes Fräulein). Ausführlicher bei Čubinskij 2, 97 nr. 28. Etnogr. Zbirnyk 14, 153 nr. 18 (Stutenkopf, Wolf und Bär verwandeln sich in drei Herren, der frühere Wolf heiratet das Mädchen). Afanasjev ³ 1, 74 nr. 55 (Stutenkopf). Aus Ostgalizien bei Kolberg, Pokucie 4, 15 nr. 3 (Eingang wie bei Moszyńska nr. 9. Stutenkopf). Ebendaher bei Rozdoljśkyj nr. 51 (Etnograf. Zbirn. 7, 94. Statt des Mädchens ein Junge. Die Stiefschwester wird zu Tode getanzt und zerrissen, weil sie alle ihre Wünsche auf einmal hersagt). Aus dem Gouv. Wolhynien bei Rokossowska nr. 2 (Mater. antropol. 2, 16). Ähnlich Rozdoljśkyj nr. 15 (statt des Stutenkopfes ein Zauberer, der zu einem haarigen Ungeheuer wird). Aus dem Gouv. Kiew bei Rudčenko 2, 61 nr. 20 (Brunnen, Birnbaum, Hund gesäubert. Nachts kommt ein feingekleideter ‘Deutscher’ zur Hütte und fordert das Mädchen zum Tanz auf, verschwindet beim Hahnenschrei; der Hund führt aus dem Walde). Aus dem Gouv. Poltawa bei Čubinskij, Trudy 2, 63 nr. 14 (Mäuschen. Stutenkopf.) – Weißrussisch aus dem Gouv. Grodno bei Federowski 2, 225 nr. 213 (statt des Stutenkopfes ein Menschenkopf); 2, 222 nr. 211 (Teufel auf dem Friedhof bis zum Hahnenschrei); 2, 223 nr. 212 (Bär vor dem Waldhause; Hahn, Kater und Maus raten). Aus dem Gouv. Witebsk bei Šejn 2, 92 nr. 48 (Bär). Aus dem Gouv. Wilno bei Gliński 3, 112 nr. 6 (Bär). Zs. Majak 15, 23 bei Afanasjev ³ 1, 75 (drei Schwestern verirren sich nach einander in des Bären Hütte; nur die jüngste entkommt, weil sie das Mäuschen gefuttert hat). Ähnlich aus dem Gouv. Mogilew bei Romanov 3, 361 nr. 91 und 3, 363 nr. 92. Aus dem Gouv. Minsk bei Šejn 2, 60 nr. 28 (ein eiserner Kopf). Aus dem Gouv. Grodno bei Federowski 2, 204 nr. 182 (der Tote bringt zwölf Paar Ochsen, Pferde, Schweine, Schafe, einen Haufen Gold). Ebd. 2, 222 nr. 211 (die Teufel lesen für das Mädchen auf dem Friedhof [225] Mohnkörner aus der Asche, wollen mit ihr tanzen, müssen aber bis zum Hahnenruf ihr Kleider holen). Ähnlich Mater. kom. język. 2, 154. Aus dem Gouv. Witebsk bei Romanov 4, 87 nr. 49 (Mädchen im Badehause. Teufel). Aus dem Gouv. Mogilew ebd. 3, 366 nr. 94 ebenso. – Litauisch aus dem Gouv. Kowno bei Karłowicz S. 87 nr. 63 (Mädchen spinnt im Trockenhaus). Dowojna-Sylwestrowicz 2, 67 (Badehaus) und 2, 153 (Schwiegermutter und Mutter der Bäuerin statt der beiden Stiefschwestern). – Lettisch: Zbiór wiad. 18, 306 nr. 26 (Teufel im Waldhaus; Mäuschen rät, die schlechten Kleider, Pferde und Wagen zu nehmen); 18, 313 nr. 28 (im Badehaus; Täubchen rät). – Estnisch bei Kallas nr. 38 ‘Die Wirtstochter und das Waisenmädchen heizen die Badestube’ (vor dem Hahnenruf fährt das Mädchen noch mit den in einen Kasten verpackten Sachen dreimal ums Vaterhaus). – Karbadinisch: Sbornik Kavkaz. 27, 4, 17. – Gagausisch: Radloff 10, 88 nr. 51 (Mäuschen in der Waldhütte, Bär).

Unser Märchen ist ferner aufgezeichnet in Indien bei Steel & Temple S. 178 ‘Peasie and Beausie’, wo die gute Schwester, die ihren Vater besucht, von ihm mit einem Büffel und andern Dingen beschenkt wird und ebenso von den Bäumen, dem Feuer und dem Bache, die sie gesäubert, Gaben erhält. – Aus Annam bei Landes nr. 72 (Schlange gekocht, wird zu Gold). – Aus Birma bei Mason im Journal of the Asiatic society of Bengal 34, 2, 228 (Cosquin 2, 121. Das Mädchen läuft ihrem vom Bache fortgeschwemmten Eimer nach und kommt zu einem Menschenfresserpaare, dient ihnen und darf zwischen zwei Körben wählen. Statt der andern Schwester ein vorwitziger Bursch). – In einer andern bengalischen Erzählung (Lal Behari Day nr. 22) treten statt der ungleichen Schwestern zwei Gattinnen eines Mannes auf. Die ältere flüchtet vor den Mißhandlungen ihrer Nebenbuhlerin in den Wald, erweist verschiedenen Bäumen und einem Stiere Dienste und wird von einem Einsiedler zu einem Verjüngungsbade und zu mehreren Körben gewiesen, von denen sie einen wählen soll; die jüngere will es ihr gleichtun, kehrt aber unbeschenkt zurück. – In einem japanischen Kinderbuche (Mitford, Tales 1, 249 = Mitford, Geschichten 1, 292 = Seidel, Asiatische Volksliteratur S. 47) besucht ein Mann und dann seine Frau den Sperling mit der abgeschnittenen Zunge, der jenem einen Korb voll Gold und ihr einen voller Kobolde verehrte. – In Algier (Desparmet 1, 127 ‘L’enfant allaité par une ghoule’) erzählt [226] man, wie ein von der Stiefmutter mißhandeltes Mädchen zu einer Menschenfresserin flüchtet und, um von ihr verschont zu werden, an ihrer Brust saugt.[9] Für seine umsichtige Bedienung wird es reich belohnt entlassen; die Stiefschwester aber erhält eine Eselshaut zur Kleidung, Glöckchen in die Ohren und wird in den Hühnerstall gesperrt. – Endlich ist unser Märchen auch nach Amerika gedrungen. Eine Aufzeichnung von Ph. Audebrand aus den Antillen ‘La cruche de nacre’ im Journal des enfants 1856, 1, 242, eine creolische aus Cayenne ‘Les trois oeufs’ in der Mélusine 1, 43, ein Negermärchen aus Jamaika im Folk-lore Journal 1, 281 (1883. Mädchen zerbricht den Wasserkrug, fortgeschickt, erhält von einer Frau drei Eier, aus denen ein neuer Krug, eine Kutsche und ein Pflanzerhof hervorkommen). Aus Louisiana bei Fortier S. 117 ‘The talking eggs’ = Journal of american folk-lore 1, 144. – Aus Peru bei Duine S. 33 ‘La méchante soeur.’

Das Märchen handelt also von einer guten und einer bösen Schwester; jene, die daheim wie Aschenputtel (nr. 21) von ihrer Stiefmutter mißhandelt und aus dem Hause gestoßen wird, erhält von einem überirdischen Wesen, einem alten Weibe oder Manne, reichen Lohn für ihre Dienstfertigkeit, die neidische Schwester aber, die sich dann ebenfalls auf den Weg macht, entehrende Strafe. Der Brunnen oder das Erdloch (Lütolf, Basile), in das der Spinnrocken, der Krug und das Mädchen fällt[10], bildet den Eingang zu einem unterirdischen Reiche der Fee, die in der hessischen Fassung den mythologischen Namen ‘Frau Holle[11] führt [227] und bisweilen zu einer bösartigen Hexe geworden ist; doch folgt anderwärts die Heldin nur einem den Bach hinabschwimmenden Gegenstande, ohne in die Tiefe hinunterzusteigen, oder irrt im Walde umher. Dem freundlichen Mädchen erweisen die Tiere, Bäume, der Backofen und Zaun ihre Dankbarkeit[12] entweder durch Gaben oder durch guten Rat bei seinem Verhalten gegenüber der Alten und bei der Wahl der Kästchen[13] oder durch Irreführen der verfolgenden Hexe; der unfreundlichen Schwester versagen sie ihren Beistand. Die Tore, aus denen Gold und Pech herunterregnet, sind öfter nach christlicher Vorstellungsweise als Eingänge zum Himmel und zur Hölle aufgefaßt. Zu vergleichen sind die Märchen nr. 169 ‘Das Waldhaus’, wo die Erlösung eines verzauberten Königssohnes angehängt ist, und nr. 13 ‘Die drei Männlein im Walde’, wo der Neid der Schwester und Stiefmutter gegen die zur Königsbraut erhobene Heldin sich bis zu gewaltsamer Beseitigung und Unterschiebung einer andern Braut steigert.

Vgl. im allgemeinen noch Cosquin 2, 120, Arfert in Westermanns illustr. Monatsheften 83, 251 (1897) und Singer 1, 35.


  1. Zum Lausen des Kopfes vgl. R. Köhler, ZfVk. 6, 62 (Gonzenbach nr. 9). Ehrenreich S. 78f. 90. Auch unten nr. 21. 29. 65. 92.
  2. Vgl. dazu Kristensen 1, 125. 3, 119. Berntsen 1, 153. Asbjörnsen-Moe nr. 15. Hahn nr. 2 {aufgegessen werden).
  3. Auch in unsrer nr. 169 ‘Das Waldhaus’ wünschen die Tiere dem beim Alten eingekehrten freundlichen Mädchen eine gute Nacht.
  4. Vgl. zu dieser Wahl zwischen Fluch und Segen R. Köhler 1, 188. 519. Kennedy 1866 S. 5. 54 = Knortz nr. 43. 54. Grisanti 1, 220. Ilg 1, 94.
  5. Ähnlich erwürgt in einem russischen Märchen (Chudjakow nr. 104 = Ralston S. 287) ein Toter zwei bei ihm wachende Schwiegertöchter; die dritte schlägt ein Kreuz, da fällt er zusammen.
  6. Vgl. Cox, Cinderella S. 163 und 481.
  7. Vgl. das Sieb im norwegischen und irischen Märchen. Dazu oben S. 5 zu nr. 1. Maspons, Rondallayre 1, 97 nr. 22 (Cox S. 312).
  8. Durch die Aufzählung der Martern des Flachses (Bolte, Schriften des V. f. d. Geschichte Berlins 33, 44. 1897) weiß ein Mädchen oder Mann einen ihn bedrohenden Dämon oder Riesen so lange hinzuhalten, bis dessen Geduld oder Macht erlischt. Deutsch: Alpenburg, Mythen Tirols S. 30 ‘Die Flachsjäterinnen’. Waizer, Kulturbilder aus Kärnten 1882 S. 113. Müllenhoff, Sagen nr. 376 ‘Die Riesen bei der Flachsernte’. Wisser, Die Meerweiber und die Flachswieter (Oldenburger Nachrichten f. Stadt u. Land 1908, 3. Mai). Italienisch: Pitrè, Fiabe siciliane 2, 101 nr. 66 ‘Lu sangunazzu’. Albanesisch: Pedersen S. 89 nr. 12 ‘Marie Aschenbrödel’ (in der Elfenmühle); oben S. 103. Weißrussisch: Romanov 3, 365 nr. 93 (Stieftochter im Badehaus). Sozonovič, Bürgers Lenore, Warschau 1893 S. 155 (Zs. f. vgl. Litgesch. 13, 229). Kleinrussisch: Hrinčenko, Iz ust naroda S. 131 nr. 166 (tote Mutter). Jastrebov S. 193 nr. 10 (Teufel). Polnisch: Wisła 3, 275. Wendisch: Haupt-Schmaler, Volkslieder 2, 268 ‘Pripołnica’. Veckenstedt S. 105. Schulenburg, Volkssagen S. 90. Černý, Mythiske bytosće łužiskich Serbow 1, 136–144. Čechisch: Němcová 4, 123 (Hänsel und Gretel). Litauisch: Schleicher S. 34 ‘Vom Mädchen und ihrem Freier’. Leskien-Brugman S. 497 nr. 43 ‘Von des Flachses Qual’. Veckenstedt, Zamaiten 1, 186. – Oder es wird die Zubereitung des Brotes beschrieben. Schwedisch: Hyltén-Cavallius nr. 12 ‘Das Schloß, das auf Goldpfeilern stand’ (hier verwandelt sich der hilfreiche Kater in ein Brot). Norwegisch: Asbjörnsen-Moe nr. 28 ‘Der Herr Peter’. Bergh, Nye folkeventyr 3, 27. Ein Sogebundel S. 61. Rumänisch: Kremnitz S. 164 nr. 13 ‘Tellerchen’. Kleinrussisch: Kolberg, Pokucie 4, 172. Šuchevyč S. 200 nr. 5 (Waldgeist). Ungarisch: Jones-Kropf p. 79 nr. 14 ‘The student, who was forcibly made king’.
  9. Vgl. zu diesem Ritus der Adoption Cosquin, Revue des questions historiques 83, 353 (1908).
  10. Der Nausikaa fällt der Ball ins Wasser, den Odysseus aufhebt (Od. 6, 116), einem Mädchen der Ring, nach dem der Jüngling taucht (Doncieux, Romancéro de la France 1904 S. 312. Nigra, Canti pop. del Piemonte 1888 S. 351), oder eine Axt dem Holzhauer (Aesop nr. 308 Halm. Kirchhof, Wendunmut 7, 15).
  11. Über Frija-Holda vgl. J. Grimm, Myth. ³ S. 246f. 433. 455. 1042. 1212. 3, 87. 244. 280. Deutsche Sagen nr. 4–8. Mogk in Pauls Grdr. der germ. Philologie¹ 1, 1106. Über Schmieders ‘Frau Holle, ein hessisches Volksmärchen vom Männerberge’ (Kassel 1819) die Kritik W. Grimms, Kl. Schriften 2, 234 Wie man in Hessen sagt, wenn es schneit: ‘Die Frau Holle macht ihr Bett’, so in Holstein: ‘St. Petrus wettert sein Bett aus’ oder: ‘Die Engel pflücken Federn und Dunen’ (Müllenhoff S. 583).
  12. Vgl. R. Köhler zu Gonzenbach nr. 13 und Zs. f. Volksk. 6, 63. Cosquin 2, 241. Macculloch p. 190. Ferner z. B. dänisch: Grundtvig, Minder 1, 94; englisch: Jacobs 2, 94; großrussisch: Afanasjev³ 1, 98 nr. 64 (ein Mädchen befreit den von der Hexe entführten Bruder. Backofen, Apfelbaum, Milchfluß, Igel). Chudjakov 2, 64 nr. 53. 2, 81. 84; kleinrussisch: Lětopis istor. filolog. fak. Odes. 3, 212. 214; weißrussisch: Afanasjev 1, 97. Federowski 1, 88; tatarisch aus dem Gouv. Baku: Sbornik mat. Kavkaz. 21, 2, 48 (Gebüsch, Fluß; Heu und Fleisch vor Hund und Pferd vertauscht, Türen, Teppiche).
  13. Zur Kästchenwahl vgl. Oesterley zu Gesta Romanorum c. 109 und 251.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bis
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