Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I/Das Mädchen ohne Hände

Läuschen und Flöhchen Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I von Johannes Bolte, Jiří Polívka
31. Das Mädchen ohne Hände
Der gescheite Hans
Für verschiedene Auflagen des Märchens der Brüder Grimm siehe Das Mädchen ohne Hände.

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31. Das Mädchen ohne Hände. 1856 S. 57.

1812 nr. 31: von Marie im Wildschen Hause zu Kassel d. 10. März 1811; 1819 umgestaltet nach einer am 27. August 1813 von der Frau Viehmännin in Zwehren erhaltenen Erzählung. Die zweite Fassung hat den Eingang nicht, sondern sagt nur, ein Vater [296] habe seine eigene Tochter zur Frau begehrt und, als diese sich geweigert, ihr Hände und Brüste abschneiden und ein weißes Hemd antun lassen, darauf sie in die Welt fortgejagt. Im weiteren Verlauf aber, der fast ganz nach ihr erzählt ist, übertrifft sie an innerer Vollständigkeit die erste, aus der nur beibehalten ist, daß der Teufel die Briefe vertauscht, während es hier die alte Königin tut, die von Anfang gegen ihre Schwiegertochter bös gesinnt ist. Eigentümliche Züge der Kassler Fassung[1] sind noch, daß das Mädchen, eh sie der König heiratet, eine Zeitlang die Hühner an seinem Hofe hütet und daß hernach, als sie mit dem Kind auf dem Rücken in den wilden Wald verstoßen ist, ein alter Mann sie heißt die abgestumpften Arme dreimal um einen Baum schlingen, während hier Arme und Brüste durch Gottes Gnade von selbst wieder wachsen. Auch sagt er ihr, daß sie das Haus, in welchem sie wohnen soll, nur dem öffnen dürfe, der dreimal um Gottes willen darum bitte; was hernach der König, als er davor kommt, tun muß, eh er eingelassen wird.

Eine dritte Erzählung aus dem Paderbörnischen stimmt im ganzen mit der aus Zwehrn. Statt eines Engels leitet ein vom Himmel herabkommendes Lichtlein das arme Mädchen. Als es im Wald mit den abgehauenen Händen umhergeht, sieht es ein blindes Mäuschen, das den Kopf in ein vorbeirinnendes Wasser hält und dadurch wieder sehend wird; da hält das Mädchen unter Beten und Weinen die Arme ins Wasser, und es wachsen ihm die Hände wieder.

Eine vierte Erzählung aus dem Mecklenburgischen (vor 1822) enthält eine andere Gestaltung der Sage. Ein Mann hat eine Tochter noch im Kindesalter, die betet immer Tag und Nacht. Da wird er bös und verbietet es ihr, aber sie betet immer fort; da schneidet er ihr endlich die Zunge aus, aber sie betet in Gedanken und schlägt das Kreuz dazu. Da wird der Mann noch zorniger und haut ihr die rechte Hand ab, aber sie schlägt mit der linken das Kreuz. Da haut er ihr den Arm bis an den Ellbogen ab. Nun spricht ein Mann zu ihr: ‘Geh fort! Sonst haut dir dein Vater auch noch den linken Arm ab.’ Da war sie erst sieben Jahr alt, und ging fort und immer fort, bis sie abends vor ein großes Haus kam, vor dem stand ein [297] Jäger. Sie gab ihm zu verstehen, daß sie Hunger hätte und er sie aufnehmen möchte. Der Jäger hätte es gerne getan, er wußte aber nicht, wo er sie hinbringen sollte; endlich brachte er sie in den Hundestall, wo die zwei Lieblingshunde des reichen Grafen lagen, bei dem er diente. In dem Ställchen blieb sie zwei Jahre lang und aß und trank mit den Hunden. Nun merkte der Graf, daß seine Hunde so mager wurden, und fragte den Jäger um die Ursache; da gestand er, daß er ein Mädchen aufgenommen habe, das mit den Hunden das Essen und Trinken teile. Sprach der Graf, er solle es vor ihn bringen, aber das Mädchen wollte nicht; da ging er selbst hinab in den Stall und sah es und sprach: ‘Es soll zu mir ins Schloß, ich will es erziehen.’ Da war es neun Jahr alt. Es trug sich zu, daß, als es einmal vor der Türe stand, ein armer greiser Mann daher kam und um eine milde Gabe bat. Es schenkte ihm etwas, da sprach er: ‘Du sollst deine Zunge und deinen Arm wieder haben’, und gab ihm einen Stab und sagte: ‘Nimm diesen Stab und geh gerade fort! Er wird dich vor Bösem schützen und dir den Weg zeigen.’ Da nahm es den Stab und ging fort ein paar Jahre lang. Es gelangte zu einem Wasser und trank daraus, da kam seine Zunge geschwommen und wuchs fest in dem Munde; es hielt den abgehauenen Stumpf ins Wasser, da kam der Arm und wuchs fest, und darnach auch die Hand. Nun nahm es den Stab und ging wieder zurück zum Grafen; aber es war so schön geworden, daß er es nicht mehr erkannte. Da gab es sich zu erkennen, und sie wurden Eheleute.

Eine fünfte Fassung aus Hessen (von Bauer erhalten) stimmt zu dem Volksbuche von der geduldigen Helena; die Königin wird mit zwei Kindern verstoßen und ihr werden zwei Finger abgeschnitten, welche die Kinder bei sich tragen. Die Kinder werden ihr von Tieren geraubt und dienen als Küchenjungen, die Mutter als Waschfrau.

Aus Baden bei Baader, Neugesammelte Volkssagen 1859 nr. 131 ‘Tochter dem Teufel verschrieben’ (ähnlich Grimm). – Aus dem Elsaß bei Martzohl, Jahrb. f. Gesch. Elsaß-Lothringens 18, 209 ‘Mariannchen’ (Mutter eifersüchtig. Von wem die Briefvertauschung ausgeht, wird nicht gesagt. Petrus und Lazarus geben die Hände wieder). Peters, Aus Lothringen S. 7 ‘Der Graf und die Müllerstochter’ (die eigne Mutter bewirkt durch Vertauschung der Briefe, daß der Heldin Arme und Zunge abgeschnitten werden). Aus Meran bei Zingerle 2, 124 ‘Die schöne Wirtstochter’ (die eigne [298] Mutter läßt aus Neid dem Mädchen Hände und Füße abhacken; die alte Königin treibt sie mit ihren beiden Kindlein in den Wald, wo zwei Männer ihr gesunde Hände und Füße als Patengeschenk für ihre Söhne verleihen. Angehängt ist das Brüdermärchen, unsre nr. 60). – Aus Ödenburg bei Bünker nr. 101 ‘Armreich und Schmerzenreich’ (Anfang wie Zingerle; die Schwieger vertauscht die Briefe). – Aus Österreichisch-Schlesien bei Peter 2, 197 ‘Die hl. drei Könige’ (Eingang fehlt. Die von der Schwieger verstoßene Königin gebiert drei Söhne Caspar, Melchior und Balthasar). – Aus dem Oberharz bei Pröhle, KVM. S. 122 nr. 36 ‘Die schöne Magdalene’ (die Mutter läßt der schönen Tochter aus Eifersucht die Arme abhacken und vertauscht später die beiden Briefe. Eine Stimme im Walde heißt die junge Königin ihre Stümpfe in die Quelle tauchen; ein Löwe und ein weißes Männlein dienen ihr). – Vlämisch bei de Mont & de Cock, Wondersprookjes S. 225 ‘Van het meisje zonder handen’ (der Bruder schlägt der von seiner Frau verleumdeten Schwester die Hände ab; ein Hund bringt ihr Brot; Briefvertauschung durch die Schwägerin; Christus und Petrus geben die Hände wieder).

Der Stoff des Märchens erscheint zuerst gegen Ende des 12. Jahrhunderts im südlichen England und ist bis ins 17. Jahrhundert häufig dichterisch behandelt worden[2]:

1. Vita Offae primi, um 1200. Vgl. oben S. 20¹ zu nr. 3.

2. La belle Hélène de Constantinople, Epos des 13. Jahrh. Vgl. Romania 22, 566. – In Prosa bearbeitet von Jehan Wauquelin 1448 (Messager des sciences historiques, Gand 1846 p. 192) und als Volksbuch in Frankreich, Deutschland, Holland, Dänemark, Schweden und Island verbreitet (Nisard, Hist. des livres populaires 2, 459. Merzdorfs Büheler S. 15. Simrock, Volksbücher 10, 501. Mone, Ndl. Volksliteratur S. 64. 192. Kalff, Nederl. letterkunde in de 15. eeuw 1, 386. R. Köhler 2, 511. Nyerup, Morskabslæsning S. 139. Bäckström, Svenska folkböcker 1, 184. Ward, Catal. of romances in the British museum 1, 865). – Vgl. den Seelentrost (Frommanns Deutsche Mundarten 2, 6 nr. 76).

3. Mai und Beaflor, ed. Pfeiffer 1848.

[299] 4. Philipp von Beaumanoir, La manekine, um 1270 (Oeuvres poétiques 1, 1 ed. Suchier). – In Prosa bearbeitet von Wauquelin um 1450 (Hs. in Turin; Beaumanoir, Oeuvres 1, XC), dramatisiert als Miracle de la fille du roy de Hongrie (Miracles de Nostre dame ed. G. Paris et U. Robert 5, 1 nr. 29). Histoire de la belle marquise fille de Saluste roy d’Hongrie, Lyon 1615 (Brunet, Manuel 3, 208). – Ausgiebig benutzt in der Chanson de geste de Harpin (Ende des 13. Jahrh. Die Heldin heißt Joyeuse, wie bei Beaumanoir Joïe), die vor 1462 als Prosaroman von Herzog Herpin verdeutscht ward (Simrock, Volksbücher 11, 213. 408. Goedeke, Grundriß² 1, 358. Jahrbuch der k. preuß. Kunstsammlungen 29, 264).

5. Jansen Enikel, Weltchronik ed. Strauch 1900 v. 26677; vorher in v. d. Hagens Gesamtabenteuer 2, 595; vgl. 3, CLIV: Des Reußenkönigs Tochter. – Danach der Prosatext in Pfeiffers Mai und Beaflor S. IX aus Cgm. 521.

6. Jehan Alart, La comtesse d’Anjou. 1316. (P. Paris, Ms. français 6, 40).

7. Nic. Trivet, Chronique anglo-normande, um 1340: Constance (Originals and analogues of some of Chaucer’s Canterbury Tales 1872 p. 1. 222). – Danach Gower, Confessio amantis 1, 179 ed. Pauli und Chaucer, C. T., The man of lawes tale. Vgl. Gough, The Constance saga 1902.

8. Ystoria regis Franchorum et filie, in qua adulterium comitere voluit, 1370, ed. Suchier, Romania 39, 61. – Abweichend bei Johannes Junior, Scala celi (Ulm 1480, Bl. 27b = Mitt. der schles. Ges. f. Volkskunde 10, 19, 39. 1908): ‘De castitate. Legitur in quadam hystoria regum Francie, quod quidam comes fuit in Pictavia…’ (Margareta entflieht und heiratet den Prinzen von Ardate) und in einem lateinischen Predigtmärlein (Hs. I Q 350 der Breslauer Universitätsbibliothek) bei J. Klapper, Exempla aus Hs. des Mittelalters 1911 nr. 1 ‘Salvatica’, deutsch Mitt. der schles. Ges. f. Volkskunde 10, 19, 32.

9. Giovanni Fiorentino, Pecorone 10, 1 (1378). Vgl. Gorra, Studj di critica litteraria 1892 p. 321.

10. Historia del rey de Hungaria. Katalanisch bei Bofarull, Documentos literarios 1857 p. 53. – Eine zweite katalanische Fassung ‘La historia[WS 1] de la filla de l’emperador Contasti’ ed. Suchier, Romania 30, 519.

11. Hans von Bühel, ‘Die Königstochter von Frankreich’. 1401 (ed. Merzdorf 1867); vgl. Seelig, Straßburger Studien 3, 328 (1888). – Dramatisiert von Hans Sachs, Marina 1557 (Folio 5, 229a = 20, 64 ed. Keller-Goetze). – Eine ähnliche lateinische Prosa in Pertzs Archiv f. d. ä. dtsch. Geschichtsquellen 12, 286.

12. Novella della figlia del re di Dacia ed. Wesselofsky 1866.

13. Emare, ed. Ritson, Ancient english romances 2, 204, Gough, Heidelberg 1901 , und E. Rickert, London 1908; vgl. Kieler Diss. 1900 von Gough.

[300] 14. Historia de la regina Oliva (in ottave rime). – Dramatisiert bei A. d’Ancona, Sacre rappresentazioni 3, 235 ‘Santa Uliva’. Eine kroatische Bearbeitung ist gedruckt zu Venedig 1702 (P. Popović, Pripovetka o devojci bez ruke S. 10).

15. Bartolomeo Fazio († 1457), De origine inter Gallos et Britannos belli historia (Camusat, Bibliotheca Ciaconii 1731 p. 884). – Auch ins Italienische übersetzt.

16. Gutierre Diaz de Gamez († 1449), Victorial trad. par Circourt et Puymaigre 1867 p. 258.

17. Miraculi de la gloriosa verzene Maria. 1475. – Eine kroatische Übersetzung ward in glagolitischer Schrift zu Zengg 1507–1509 gedruckt (abgedruckt Archiv f. slav. Phil. 6, 428. Maretić, Helden und Ereignisse am Amselfeld S. 33. Popović, Pripovetka S. 21). Eine griechische Übersetzung von Agapios, Venedig 1641 (Gidel, Etudes sur la litt. grecque 1866 p. 289. Legrand, Contes pop. p. XVIII. Krumbacher, Gesch. der byzantin. Lit. ² S. 869. Byzantin. Zs. 16, 150), ward gegen Ende des 17. Jahrh. (Hss. des 17.–18. Jahrh., Druck 1808) und um 1700 (Popović S. 25. Sobolevskij, Perevodnaja literat. Moskov. Rusi S. 337) in die kirchenslawische Sprache übertragen. – Dramatisiert bei A. d’Ancona, Rappresentazioni 3, 317 ‘Stella’.

18. Nouvelles françoises inédites du 15. siècle publ. par E. Langlois 1908 nr. 12 ‘Di Alixandre, roy de Hongrie, qui voulut espouser sa fille’. Vgl. Vossler, Studien zur vergl. Litgesch. 2, 15.

19. Schwedische Legende von der Mutter des hl. Bartholomäus, Hs. von 1525. G. Stephens, Ett fornsvenskt Legendarium 1, 217 (1847); vgl. Rietz, Helgona-Sagor p. 7. Als Quelle wird Ortus apostolorum zitiert.

Der wesentliche Inhalt dieser Erzählungen ist folgender. Ein König verliebt sich nach dem Tode der Gattin in seine einzige Tochter[3] und will sie heiraten[4]. Da sie sich weigert, wird sie an den Händen verstümmelt[5] und im Walde (auf dem Meere) ausgesetzt (oder sie entflieht). Trotz ihrer Verstümmlung wird sie die Gattin eines Königs. Als sie in seiner Abwesenheit zwei Söhne gebiert, meldet die ihr feindlich gesinnte Schwieger dem Könige, seine Frau habe eine Mißgestalt zur Welt gebracht, und schiebt, wie jener [301] antwortet, man solle Mutter und Kind bis zu seiner Heimkehr bewahren, einen Befehl beide zu töten unter.[6] Zum zweiten Male verstoßen, erhält die Heldin (im Walde oder jenseits des Meeres) durch ein Wunder ihre Hände wieder[7] und wird von einem Einsiedler (Senator) aufgenommen.[8] Schließlich entdeckt der König den Betrug, straft seine Mutter und findet Gattin und Kinder wieder. – Hier ist also die weitverbreitete Erzählung von der unschuldig verfolgten Frau[9] verbunden mit dem Motiv des unkeuschen Vaters, das uns auch in Allerleirauh (nr. 65) und in der Legende von der irischen Königstochter Dympna[10] begegnet.

[302] In den Volksmärchen finden wir Berührungen mit den Erzählungen vom Marienkind (3), von Brüderchen und Schwesterchen (11), von Sneewittchen (53), den neidischen Schwestern (96); und die Motive des mittelalterlichen Romans sind nicht selten abgeändert:

A. Der Heldin werden die Hände abgehauen, weil sie (A¹) nicht ihren Vater heiraten will, oder (A²) weil dieser sie dem Teufel verkauft hat, (A³) ihr das Beten verwehren will, (A⁴) weil die Mutter auf sie eifersüchtig ist, (A⁵) ihre Schwägerin sie beim Bruder verleumdet hat. – B. Ein König findet sie im Wald (Garten, Stall, Meer) und macht sie zu seiner Gattin trotz ihrer Verstümmlung. – C. Sie wird zum zweitenmale mit den neugeborenen Kindern verstoßen, weil (C¹) die Schwieger, (C²) ihr Vater, (C³) ihre Mutter, (C⁴) Schwägerin oder (C⁵) der Teufel einen Brief des Königs gefälscht hat. – D. Sie erhält im Walde durch ein Wunder ihre Hände wieder. – E. Wird vom Gatten wieder aufgefunden.

Dänisch nach Grimm bei Molbech 1843 S. 258 ‘Pigen uden Hænder’. Grundtvigs hsl. Register nr. 46 ‘Pigen uden hænder’. Einzeldruck: Tvende Historier, 1: Pigen uden Hænder. Kjøbenhavn, Behrend’s Enke 1849. 12 S. 8°. Wiederholt Hjørrring, Petersen o. J. 16 S. – Schwedisch nach Grimm: Historia om Flickan utan händer, Stockholm 1827 u. ö. (Bäckström, Folkböcker 3, 108). Åberg nr. 110 und nr. 253 ‘Mölnardótron’. – Schottisch bei Campbell¹ 3, 421 = 2. Aufl. 2, 439 (A⁴ B C D E). – Irisch bei Kennedy, Legendary fictions p. 32 = Knortz 1886 S. 96 ‘Die böse Stiefmutter’ (A⁴ B C³ D E). – Französisch bei Sébillot, Contes 1, 105 nr. 15 ‘La fille aux bras coupés’ (A⁴ B C¹ D E. Die Stiefmutter stößt sich bei der Aussetzung einen Dorn ins Knie; eine Elster bringt der Heldin Speise) und 2, 213 nr. 39 ‘La fillle aux bras coupés’ (A² B C D. Ein Hund bringt Speise). Revue des trad. pop. 9, 180 nr. 17 ‘La fille aux mains coupés’ (C D. Die Frau findet einen Beutel Geld und errichtet ein Wirtshaus); 9, 181 nr. 18 ‘La fille aux bras coupés’ (A² B C D); 19, 557 ‘La fille aux mains coupées ou l’hôtesse du dragon vert’ und 23, 235 ‘La fille aux bras coupés’. Luzel, Lég. chrét. 2, 244 ‘La bonne femme et la méchante femme’ (A⁵ B C⁴ D. Einleitung wie im Petit poucet Perraults). Fleury p. 151 ‘La fille sans mains’ (A⁴ B C D). Cosquin 2, 323 nr. 78 ‘La fille du marchand de Lyon’ (A⁴ B C D. Lösung durch einen Bericht der als Mann verkleideten Heldin. Die Verstümmlung der Hände wird nicht erwähnt). Bladé, Armagnac p. 55 = Gascogne 2, 126 [303] ‘La belle Madeleine’ (C¹ D E. Die Schwieger läßt der Heldin die Hände abhauen; Jesus, Petrus und Johannes heilen sie. Der Gatte hört von Schwalben, daß seine Mutter ihn belogen, und belauscht ein Gespräch seiner spinnenden Frau mit dem Flachs über ihre Leiden). M. de Belz, La clef des champs ou les enfants parisiens en province 1872 p. 62 = Mélusine 2, 392. Revue des l. rom. 31, 582 ‘Le frère et la soeur' (A⁵ B D; erst die wiederaufgenommene Schwester vermag den Dorn aus dem Fuß des Bruders zu ziehen). – Rätoromanisch bei Decurtins, Roman. Studien 2, 106 ‘La matta senza bratscha’ = Jecklin S. 111 ‘Vom Mägdlein ohne Arme’ = Decurtins, Chrestomathie 2, 27 nr. 16. – Italienisch bei Basile 3, nr. 2 ‘La Penta manomozza’ mit künstlicherer Verwicklung: Penta sendet ihrem Bruder, der sie heiraten will, ihre abgehauenen Hände zu[11] und wird in einem Kasten ins Meer geworfen. Sie wird zuerst von einem Schiffsherrn und, nachdem dessen eifersüchtige Frau Nuccia sie wiederum ausgesetzt hat, von einem Könige aufgefischt, dessen Gattin ihm, ehe sie stirbt, anempfiehlt, Penta zu heiraten. Die Briefvertauschung geschieht durch Nuccia. Ein guter Zauberer nimmt Penta auf, läßt ihren Gatten und ihren Bruder ihr Geschick erzählen und schenkt der Penta neue Hände. Imbriani ² p. 239 nr. 19 ‘La bella ostessina’ = Nerucci nr. 6 = Monnier p. 341 (der Diener schlägt der Heldin die Hände nicht ab, die arge Mutter entdeckt ihren Aufenthalt bei der Fee und vergiftet sie wie Sneewittchens Stiefmutter. Nach der Heirat will die Schwiegermutter sie in siedendes Oel werfen, aber sie ruft rechtzeitig ihren Gatten durch Schütteln ihres Glöckchenkleides herbei.[12]) Nerucci nr. 17 ‘La bella Giuditta e la su’ figliola Maria’ (A⁴ B C³ D E. Die Hände werden nicht abgehauen; drei Puppen anstatt der Königin und der Kinder verbrannt, die übers Meer flieht); ebd. nr. 39 ‘Uliva’ (A³ B C D E. Uliva ist ohne des Vaters Wissen getaufte Tochter eines Juden) und nr. 42 ‘La Rosina per il mare’ (A⁴ B D C¹ E. Die Lehrerin beredet Rosina, ihre Mutter zu töten, heiratet den Mann und nötigt ihn, seiner Tochter die Hand abzuhauen. Eine Alte setzt [304] sie ihr wieder an. Der Schwager läßt sie mit den Kindern in einer Kiste ins Meer werfen und drei Wachspuppen dafür verbrennen). Prato, Quattro novelline p. 92 ‘L’ostessa gelosa della figliastra’ (A⁴ B C³ D E. Die Schwiegermutter schenkt der Heldin goldene Hände). De Gubernatis, Novelline p. 37 nr. 15 ‘I cagnuolini’ (unvollständig. C¹ D E). Archivio 1, 520 ‘La madre Oliva’ (A¹ B C¹ D E). Ebd. 1, 524 ‘La bella Oliva’ (C D E). Rivista delle tradiz. pop. ital. 1, 203 ‘Elisabetta’. Andrews nr. 5 ‘La fille aux bras coupés’ (A² B C¹ D E) und nr. 58 ‘La marâtre’ (A⁴ B C³ D E. Keine Verstümmlung. Sneewittchen-motive). Schneller nr. 50 ‘Das Mädchen ohne Hände’ (A⁴ B C¹ D E. Das vom Diener verschonte Mädchen kehrt aus Heimweh zur argen Mutter zurück und verliert nun erst ihre Hände). Entstellt bei Leland, Etruscan roman remains 1892 p. 235 ‘The apple-tree’ (kinderlose Frau vom Gatten verstümmelt, und, nachdem sie ihm zwei Kinder geboren, auf Verleumdung hin verstoßen, infolge eines Traumes aus dem Feenschloß zurückgeholt). Korsisch: Revue des trad. pop. 22, 123 ‘La fille aux bras coupés’ (entstellt). Sicilisch bei Gonzenbach nr. 24 ‘Von der schönen Wirtstochter’ (B C³ D E. Die Hände werden erst nach der Briefvertauschung abgehauen; der hl. Joseph sorgt für die Verstoßene und ihr Söhnlein). – Maltesisch bei Stumme nr. 23 ‘Sonne und Mond’ (C¹ D E). – Katalanisch: Maspons, Rondallayre 1, 60 ‘La castell d’ irás y no’n tornarás’ (A² B C⁵ D E). – Mallorkinisch bei Alcover 2, 299 ‘La comtessa sensa brassos’.

Rumänisch bei Ispirescu 1883 nr. 1 ‘Împĕratulŭ cel fărădelege’ (Beaumanoir, Oeuvres 1, LXXI. Romania 23, 476). Şăinénu S. 676. 693. – Griechisch aus Calabrien in Riv. delle tradiz. pop. ital. 1, 51 ‘La donna dalle mani mozze’. B. Schmidt S. 110 nr. 17 ‘Maroula und die Mutter des Erotas’ (Einleitung aus dem Sneewittchenmärchen, dann C¹ D E). Legrand p. 241 ‘La belle sans mains’ (A⁴ B C¹ D E). – Albanesisch bei Šapkarev 8–9, 519 nr. 284 (A¹ B C²). Dozon p. 41 nr. 6 ‘Les souliers’. – Slowenisch aus Krain bei Popović S. 110 (A¹ B C⁵. Keine Briefvertauschung). Gabršček S. 283 nr. 37 (A⁴ B C³ D E). – Serbokroatisch aus den Boche di Cattaro bei Wuk nr. 28 ‘Wie sich die Tochter des Kaisers in ein Lamm verwandelte’ (A¹. Um den Vater nicht heiraten zu müssen, stößt sie sich einen Dolch ins Herz; wiederbelebt schlägt sie sich eine Hand ab und verbrennt die andere; geheilt ergreift sie einen Zauberstab, der sie in ein [305] Lamm verwandelt); ebd. nr. 33 ‘Die böse Stiefmutter’ (A⁴. Durch einen Traum erfährt der Vater die Untat und das Heilmittel und kehrt heim. Wesselofsky, Figlia del rè di Dacia p. XXII. Popović S. 94). Bosanska Vila 1893, 113 (wie die Königin Oliva. Popović S. 38). Nikolić, Srpske nar. pripovetke 1899 S. 105 nr. 9 (Popović S. 64. A¹; die Hände werden nicht abgehauen, sie schwimmt in einer Kiste in ein andres Land. B C²; der verkleidete Vater tötet ihr Kind, worauf ihr die Hände abgeschlagen werden und sie mit dem Kinde in den Wald verstoßen wird; Maria erscheint ihr. E). Bosanska Vila 1894, 90 (Popović S. 67. Ähnlich). Zs. Matica 1868, 715 (Popović S. 68. Ähnlich). Zs. Vila 1867, 796 = Maretić, Helden und Ereignisse am Amselfeld in der Volksepik S. 30 (Rad der südslav. Akad. 97) = Popović S. 99 (A⁵ B C⁵ D E). Letopis mat. wb. 1858, 97 = Popović S. 101 (ebenso, nach der Bearbeitung des Agapios). Aus Kroatien bei Strohal 1, 20 nr. 2 (die Einleitung wie in den drei Männlein im Walde, oben nr. 13; die Stiefmutter hackt die Hände ab. A⁵ B C⁵ D E); 1, 30 nr. 4 (B C⁵ D E); 2, 198 nr. 7 (A⁵ B C⁵ D E. Der Herrgott und Petrus heilen sie). Anthropophyteia 1, 319 nr. 257 (A¹; sie wird in einem hohlen Holzklotz verborgen. B wie Nikolić nr. 9; eine Zigeunerin tötet das Kind; die Geblendete und Verstümmelte wird von einem gottgesandten Vogel geheilt).[13]Bulgarisch im Sbornik min. 3, 172 nr. 4 (A⁵ B C⁵ D E). 12, 171 (A⁵ B C⁵ D E). 6, 164 = Zs. f. roman. Phil. 32, 313 = Popović S. 40 (Macedonien. A¹ B C¹ E. Popović versucht einen direkten Zusammenhang mit Beaumanoirs Manekine nachzuweisen). Šapkarev, Sbornik 8–9, 305 nr. 167 (A¹. Soldaten werfen die Heldin nackt in Brennesseln). Lačooglu S. 37 nr. 4 (A¹. Zwei Mägde werfen die Fliehende in einen Brunnen; auf eine von ihnen, die einen Beamten heiratet, werden alle Schicksale der Heldin übertragen, ihr Kind vom Vater getötet, sie geblendet in ein Faß gesteckt, um ins Meer geworfen zu werden; aber die Ochsen spießen den Vater auf, sie wird mit dem Kinde geheilt und im Gasthause vom Gatten aufgefunden).[14]

[306] In einer ansehnlichen Gruppe südslavischer Volkslieder verursacht die Schwägerin oder auch die Stiefmutter die Verstümmelung des Mädchens (Máchal, O bohatýr. epose slov. S. 56. Maretić, Die Helden und Ereignisse am Amselfeld S. 28, aus dem Rad der südslav. Akademie 97). Da die Schwägerin bei der Frau des andern Bruders keine Unterstützung gegen die Heldin findet, so tötet sie das Pferd, den Falken, ja das eigne Kind und beschuldigt die Jungfrau dieser Untaten. Ergrimmt läßt ihr Mann die Schwester von Pferden zerreißen, vollzieht aber, als die Lüge der bösen Frau an den Tag kommt, an ihr dieselbe Strafe. So berichtet ein serbisches Lied bei Vuk St. Karadžić 1, 15 nr. 5 (1887); Petranović 2, 53 nr. 7; Hrvatske narodne pjesme 1, 125 nr. 41–43; aus Krain bei Šašelj 1, 43 nr. 11. In den südöstlichen Fassungen handeln die Frauen beider Brüder im Einverständnis gegen deren Schwester; so bei Jastrebov, Obyčaji i pěsni tureckich Serbov S. 54, in den bulgarischen Volksliedern der Brüder Miladinovci S. 68 nr. 55, bei Verković, Nar. pesme maked.-bugara S. 311 nr. 287; Kačanovskij, Pamjatn. bulgar. nar. tvorčestva S. 181 nr. 88–89; Period. Spis. 16, 162; Bǎlgarski nar. pêsmi iz I. Bogorovia Knižatnik 1879 S. 12 nr. 13 (die Brüder meinen, ein Kind würden sie gewiß wieder bekommen, eine Schwester aber nicht); Čolakov, Bǎlgar. nar. sbornik S. 273 nr. 16. In dem serbischen Liede bei Petranović, Srpske nar. pjesme 2, 117 nr. 14 (Popović S. 94. Maretić S. 38. Máchal S. 60) verstümmelt die zweite Frau Kaiser Stefans ihre Stieftochter Mara, um ihre eigne Tochter mit deren Verlobten, dem Vezier Lazar, zu vermählen; Lazar aber findet auf der Jagd die händelose Mara in einer Höhle und vermählt sich mit ihr; als der Kaiser wieder aus dem Kriege heimkehrt, läßt er die böse Gattin und deren Tochter von Pferden zerreißen.

Čechisch bei Němcová, N. bách. 3, 106 nr. 43 ‘Die böse Mutter’ (A⁴ B C³ D E. Maria und Jesus heilen). Aus Mähren bei Kulda 3, 262 nr. 40 (A¹ B C² D E. Sie hält ein Gasthaus, wo jeder seine Erlebnisse erzählen muß). Tille nr. 48 (Národopisný Sborník 8, 85. A⁴ B C³ D E. Gasthaus). Český Lid 8, 322 nr. 24 (eigentlich die neidischen Schwestern, R. Köhler 1, 565. Die hl. Anna sendet den ältesten Knaben ins Schloß, um dem Vater die Geschichte zu erzählen). Radostov 1, 49 nr. 6 (ähnlich der Manekine; doch findet bei der Flucht vor dem Vater keine Verstümmelung statt). In einer Erzählung von J. S. Tomíček (Květy 1842, 21. Tille, Č. poh. [307] dor. 1848 S. 52) mit der Erlösung des verwunschenen Bären verbunden. – Slowakisch bei Dobšinský 6, 83 nr. 69 (A¹ B C D E. Hände abgehauen, Bärenfell umgenäht; Jesus und Petrus taufen das Kind und heißen die Heldin die Arme in die Quelle tauchen). Czambel S. 266 nr. 143 (A⁵ B C⁵ D E. Stiefmutter). Škultety-Dobšinský S. 201 nr. 21 = neue Aufl. S. 391 nr. 29 (der Vater ist ein Werwolf, frißt zwei Töchter und tötet verkleidet die Kinder der ihm entronnenen jüngsten Tochter; ein Greis weist dieser die belebende Quelle; der König findet sie in einem Häuschen). Ähnlich bei Němcová, Slov. 1, 93 nr. 8 (Eidechsenkraut). Sboroník mus. slov. spol. 16, 33 nr. 19 {verbunden mit den drei Spinnerinnen; die böse Hebamme schreibt selbst den Brief; Daumen abgehackt; Hirschkuh nährt). – Polnisch aus Posen bei Kolberg, Lud 14, 69 nr. 15 (A⁴ B C³ D E. Petrus und Paulus.) Aus Westgalizien bei Polaczek S. 229 nr. 7 (A¹ B C² D E. Christus und Petrus). Aus Oberungarn in Mater. antropol. 6, 131 (A¹ B C⁵ D E. Greis). Aus Gouv. Płock bei Chełchowski 1, 156 nr. 23 (die verfolgte Stieftochter dient im Walde bei der Mutter Gottes, vom Könige geheiratet, von der Schwieger verleumdet). Aus Westgalizien bei Ciszewski, Krak. S. 120 nr. 91 (A¹ B C¹ E; die Kinder finden selbst den Vater). Mater. antropol. 4, 252 nr. 22 (A³). Aus dem Gouv. Lublin in Wisła 9, 104 (A⁵ B C⁴ D E; der Bruder bestraft seine böse Frau und geleitet die Heldin zu ihrem Gatten). – Kleinrussisch bei Rokossowska nr. 39 (Mat. antropol. 2, 69. A⁵ D; Schwieger statt Schwägerin, Sneewittchen). Aus Ostgalizien bei Kolberg, Pokucie 4, 38 nr. 8 (A⁵ B C⁴ D E) und 4, 49 nr. 10 (A⁵ B C⁴ D E). Kolberg, Chełmskie 2, 101 nr. 11 (A⁴ B C³ D E). Sadok Barącz S. 168 (A B C¹ D). Aus dem Gouv. Černigov bei Malinka. S. 309 nr. 30 (A⁵ B C⁴ D E). Aus dem Gouv. Poltawa bei Čubinskij 2, 71 nr. 17 (A⁵ B C E). Aus Nordungarn im Etnograf. Zbirnyk 4, 112 nr. 21 (dazu die sieben Raben und Sneewittchen. Die Hände haut der Geliebte auf Befehl seiner Eltern ab, sucht sie nach deren Tode auf). Aus Südungarn: Etnogr. Zbirnyk 25, 84 nr. 18 (C⁵ D E; Zauberin statt Teufel). 29, 283 nr. 40. 29, 285 nr. 41 (A⁴ B C³ D E). Manžura S. 49 nr. 29 (A⁵ B C⁴ D E). Aus dem Gouv. Charkov bei Hrinčenko, Mat. 1, 155 nr. 158 (dann die treulose Mutter und der Drache). Aus Ostgalizien bei Rozdolśkyj nr. 28 (Etnograf. Zbirnyk 7, 17. A² B C² E. Als der Mann seine Frau im hohlen Baum wiederfindet, holt ein Engel sie samt ihrem Knaben in den Himmel). Čmychalo nr. 25 (Etnogr. Zbirnyk 14, 181. [308] A⁵ B C⁴ D E). Aus dem Kubangebiet bei Dykariv nr. 13 (Etnogr. Zbirnyk 2, 14. Pfarrerstochter entflieht im Einverständnis mit der Mutter dem lüsternen Vater; als dieser später ihr Kind ermordet, wird sie mit zusammengeschmiedeten Händen und verbundenen Augen verstoßen; Engel; Schlangenkraut.) Aus Galizien in Žytje i Slowo 3, 377 nr. 10 (Etnogr. Zbirnyk 12, 152 nr. 160. Ähnlich der Manekine; Briefvertauschung; Löwe und Bär rauben die beiden Knaben). Aus Ostgalizien im Etnogr. Zbirnyk 12, 140 nr. 158 (Helena flieht vor ihrem Vater, gelangt schiffbrüchig zum englischen König Heinrich; Briefvertauschung durch die Schwieger; die linke Hand abgehauen; die beiden Knaben beim Einsiedler Felix, die Heldin pflegt im Spital Kranke). – Weißrussisch aus dem Gouv. Mogilew bei Romanov 3, 283 nr. 55 (A⁵ B C³ D E) und 3, 285 nr. 55b (A⁵ B C⁴ D E). Aus dem Gouv. Minsk bei Dmitriev S. 178 = Šejn 2, 65 nr. 32 = Afanasjev ³ 2, 185 nr. 158c = Chavannes, Die Wissenschaften im 19. Jh. 9, 116 = Wesselofsky, Figlia del re di Dacia p. XXI. = Sichler, Revue de l’hist. des religions 13, 84 (1886. A⁵ D). Romanov 3, 290 nr. 59 (Aschenputtel; A² B³˙⁴ D² E). Federowski 2, 117 nr. 79 (A⁵ B C D E; statt des Königs ein armer Mann, der als Soldat eingezogen wird; in der Herberge trifft sie zwei Soldaten, ihren Mann und ihren Bruder). Ebd. 2, 119 nr. 80 (A⁵ B C⁴ D E); 2, 112 nr. 78 (dazu Sneewittchen. Der Vater schickt eine Hexe zum Räuberhause, welche die entflohene Tochter in Todesschlaf versenkt, schleicht später zur jungen Königin nachts in den Palast und ermordet das Kind, Hände abgehauen, Lebenswasser vom Raben gebracht; dann D E); ebd. 2, 120 nr. 81 (A⁵ B C⁵ D E. Stiefmutter). Mater. język. 2, 87 (A⁵ B C⁴ D E; Schwägerin und Bruder; der Sohn erzählt die Geschichte). Romanov 3, 66 (das Mädchen entflieht; ohne daß die Hände ihr abgehauen wären; der Vater mordet ihr Kind; Schlangenkraut; 15 Jahre im Walde; die treulose Mutter). – Großrussisch aus dem Gouv. Orel bei Afanasjev ³ 2, 181 nr. 158a = Sichler, Revue des relig. 13, 86 (A⁵ B C⁴ D E. Sie erzählt im Kaufhofe selbst dem Bruder und Gatten ihre Geschichte). Ebd. 2, 183 nr. 158b = Sichler 13, 215 (A⁵ B C⁴ D E. Im Hause des Bruders, wo die Schwägerin die Heldin nicht erkennt, erzählt ihr Söhnchen die Geschichte). Aus dem Gouv. Rjasan bei Chudjakov 1, 94 nr. 22 = Sichler 14, 228 (A⁵ B C⁴ D E). Aus dem Gouv. Samara bei Sadovnikov S. 304 nr. 102 (A⁵ B C⁴ D E; wie Afanasjev nr. 158b). Aus dem Gouv. Tambow in Izvěstija otděl. rus. jaz. 5, 950 (A⁵ B C⁴). Aus dem [309] Gouv. Jenissejsk im Zapiski krasnojarsk. 2, 1 nr. 1 (A⁵ B C⁴ D E; wie Afanasjev nr. 158b). Aus dem Gouv. Tomsk ebd. 1, 74 nr. 39 (A⁵ B C¹ D E). Aus dem Kaukasus im Sbornik mater. Kavkaz. 15, 2, 125 nr. 14 (A⁵ B C⁴ D E; die Heldin dient unerkannt in des Bruders Haus). In einer literarischen Bearbeitung aus dem 17. Jahrh. ‘Ein Wunder der Mutter Gottes an der Prinzessin Persika, der Tochter des bulgarischen Zaren Michael’ (W. W. Sipovskij, Russkija pověsti 17–18, 1, 254; vgl. Etnograf. Obozrěnije 67, 103) gibt die Frau des bulgarischen Zaren aus sündlicher Liebe zum Prinzen von Paphlagonien, dem Gatten ihrer Stieftochter, falsche Befehle in seinem Namen (A⁵ B C D E).

Litauisch bei Leskien-Brugman S. 505 nr. 46 ‘Von der hl. Margareta’ (A⁵ B C¹ D E. Die Heldin erhält von Maria das im Brunnen ertrunkene Kind lebendig wieder und erzählt vor Bruder und Gatten ihre Geschichte). Schleicher S. 20 ‘Von der Königstochter’ (Sie flieht, weil sie einen Bedienten hat umbringen lassen. B C¹ E. Eine Hand wird ihr auf Veranstaltung der Schwieger abgehauen, aber nicht wieder ersetzt). Dowojna-Sylwestrowicz 2, 446 (A¹ B C² D E. Petrus und Johannes). – Finnisch bei Salmelainen 1, 108 nr. 10a = Schreck S. 98 nr. 12 ‘Das Mädchen ohne Hände’ = Chudjakov, Mater. S. 73 (A⁵ B C⁴ D E. Hecht hilfreich; zum Schluß Erzählung vor Bruder und Gatten); vgl. Schiefner, Bull. 12, 370. 381. Krohn-Lilius 2, 143 nr. 2 = Folklore 5, 321. Salmelainen 1 nr. 10b = Chudjakov, Materijaly S. 75 (das Motiv A fehlt; die Quelle macht Mutter und Kind noch schöner). Aarnes Register nr. 706. – Wotjakisch: Izvěstija Kazan. 3, 229 nr. 2 (A⁵ B C³ D E). – Lappisch bei Qvigstad-Sandberg nr. 11 ‘De to søskende’ (A⁵ B C D E. Vom Schwiegervater verstoßen, bittet sie einen Baum, ihr ihre Hände wiederzugeben; keine Kinder). – Ungarisch bei Erdélyi 3, 2 = Jones-Kropf p. 182 nr. 36 ‘The girl without hands’ (A⁴ B C³ D E). Berze Nagy nr. 23 ‘Morgenröte-Janos’ (vgl. Allerleirauh, goldhaarige Jungfrau) und nr. 25 ‘Die teuflische Frau und ihre Tochter’ (Briefvertauschung). – Türkisch bei Kúnos, Stambul S. 172 ‘Kamer-taj das Mondroß’ (ein Dev errät, woher das große Lausfell stammt, und führt die Prinzessin heim; sie entrinnt auf dem Mondroß und heiratet einen Padischa-sohn, wie in der kirgisischen Geschichte ‘Dudar Kys’). – Armenisch im Sbornik mater. Kavkaz. 19, 2, 194 nr. 5 (A¹ B C D E. Das Mädchen schwimmt unversehrt mit Hilfe eines Engels in einem Balken zum Kaiserpalast). – Mingrelisch ebd. 24, 2, 34 nr. 11 (A⁵ B C⁴ D E). – Tatarisch [310] aus dem Gouv. Jelisavetpol ebd. 13, 2, 318 nr. 7 (A⁵ B C⁴ E). Aus Südsibirien bei Radloff 2, 540 ‘Kan Mergän und Ai Mergän’ (A⁵ B C⁴ D E. Hände nicht abgehauen). Ebd. 3, 372 ‘Dudar Kys’ (ein Werwolf errät des Mädchens Namen und führt sie heim; sie aber entrinnt auf ihrem ratgebenden Pferde und wird eines Helden Gattin; Briefvertauschung durch die Mutter des Werwolfs, Verstoßung und Wiederfinden. Keine abgehauenen Hände). Ebd. 4, 408 ‘Die Almosenspenderin’ (A³ B D) = Mélusine 2, 446. – Aramäisch bei Prym-Socin, Tür ’Abdîn 2, 10 nr. 2 (A⁵ B. Der Bruder verstümmelt die Heldin nicht, sondern läßt sie in einer Höhle). – Arabisch in 1001 Nacht, übers. von Henning 7, 143; vgl. Revue des trad. pop. 6, 152. 294 Mélusine 2, 309. Chauvin, Bibl. arabe 5, 138 nr. 67 ‘Les mains coupées’ (A³ B C D. Die beiden den Armen gespendeten Brote verwandeln sich in Männer, die den ins Wasser gefallenen Säugling retten und seiner Mutter die abgehauenen Hände ersetzen). – Suaheli bei Steere p. 393 ‘Blessing or property’ (A⁵ B C D E. Habsüchtiger Bruder; hilfreiche Schlange rettet Kind und gibt der Heldin die Hand wieder und einen Wunschring; sie erzählt einer Gesellschaft ihr Geschick. Zum Eingange vgl. R. Köhler 1, 519). – Somali: Folklore 15, 319 ‘The girl without legs’ (vom Priester verleumdet, B, Erzählung ihres Schicksals). – Aus Mauritius bei Baissac S. 302 nr. 24 ‘Paulin et Pauline’ (Revue des trad. pop. 3, 237).

Brasilisch bei Roméro p. 126 nr. 37 ‘A mulher e a filha bonita’ verbunden mit dem Sneewittchen-märchen (nr. 53): A⁴ B C³ D E. – Chilenisch bei Lenz, Revista de folklore chileno 3, 33 ‘La niña sin brazos’ (sieben Versionen).

Ein Gegenstück von einem Mann ohne Hände gibt Büttner Suaheli-Schriftstücke 1892 S, 116 ‘Geschichte eines Sultans, des Herrn von zehntausend Schiffen’. Ferner Knowles, Folk tales of Kashmir p. 229 ‘The unjust king and wicked goldsmith’. Einem Könige, der auf der Jagd badet, werden seine Kleider gestohlen; er findet eine kostbare Perlenschnur, aber da ein Goldschmied des benachbarten Reiches ihn des Diebstahls bezichtigt, werden ihm die Füße abgehauen; die Königin, die sich seiner angenommen, wird mit ihm weggejagt. Ihr Knabe fällt ins Wasser, da hört der fußlose Vater zwei Vögel reden, er werde, wenn er in das Wasser springe, seine beiden Füße wiederbekommen und auch den Knaben retten. Endlich findet ihn sein Wesir und führt ihn in sein Reich zurück. [311] Steel-Temple p. 247 ‘How raja Rasâlu was born’. Im weißrussischen Märchen bei Romanov 6, 434 nr. 49 lebt der Held, dem des Freundes überwundene Braut im Schlafe die Füße abgehauen hat, mit einem Mann ohne Hände zusammen im Walde; beide fangen eine Hexe, die ihrer Wirtschafterin Blut saugt (wie oben S. 72), und erhalten durch eine Quelle Hände und Füße wieder. Abweichend in Mater. język. 2, 139 (Neider verstümmeln den Helden; Hexe stiehlt den drei Krüppeln ihren Braten), ähnlich aber kleinrussisch: Kuliš 2, 74; Čubinskij 2, 130 nr. 46. Großrussisch: Afanasjev 1, 339 nr. 116a; 1, 343 nr. 116b = Anna Meyer 2, nr. 2; 1, 347 nr. 116c (Held ohne Füße, Gefährte geblendet); anders 1, 159 nr. 76 Anm.: Chudjakov 1, 65 nr. 19 (Gaudeif); Erlenwein S. 102 nr. 28; Kolosov S. 193. Sartisch: Ostroumov 2, 61 (der jüngste Prinz schneidet sich selber unglücklicherweise die Füße ab, seine Brüder ziehen mit der befreiten Jungfrau weiter; er trifft einen Blinden und einen ohne Hände; sie rauben ein Mädchen und packen die Hexe, die diesem öfter Blut aussaugt).


  1. Wie das Mädchen sich mit seinen Tränen rein wäscht, so tut in einer schwedischen Ballade (Geijer-Afzelius, Svenska folkvisor 1880 nr. 58,2 ‘Stjufmoderen’) die aus dem Grabe kommende Mutter an ihren Kindern; ‘Hon tvätta’ dem så snöhvit’ allt uti ögnatår’.
  2. Vgl. Philippe da Beaumanoir, Oeuvres poétiques éd. Suchier 1884 1, XXIII–XCVI. CLIX; auch Suchier, Paul-Braunes Beiträge 4, 512–521 (1877). Puymaigre, Folk-lore 1885 p. 253–277. Cox, Cinderella p. XLIII–LXVI. Pavle Popović, Die Erzählung vom Mädchen ohne Hände (Belgrad 1905; s. Zs. f. Volkskunde 16, 213.)
  3. Weil er eine der Verstorbenen gleichende Frau sucht (nr. 4. 5. 10. 14. 15. 16). In 18 verlangt der Teufel als Opfer Herz und Hände der Königstochter.
  4. Der Papst hat die Erlaubnis dazu gegeben (2. 4. 5. 13. 14. 15).
  5. Helena soll verbrannt werden und wird von Seneschall gerettet, der aber ihre Hand mit dem Trauring als Beweis der Hinrichtung abliefern muß (2). Die Heldin läßt sich selber die Hände abhauen (10. 14. 16. 19). Das Abhauen der Hände fehlt (3. 6. 7. 8. 9. 11. 13. 15).
  6. Die Briefvertauschung geht vom Vater (1), vom Teufel (18) oder einer Tante (6), gewöhnlich aber von der Schwieger der Heldin aus; sie findet nur einmal statt (1. 5. 8. 10. 17).
  7. Die Heilung der Hände geschieht während der zweiten Verbannung (1. 2. 10. 17. 18), nach derselben (4), in den Fassungen 12. 14. 16 und in einem Elfenbeinrelief des 14. Jahrh. (Montfaucon, Antiquité expliquée 3, 1 pl. 194) aber schon vor der Heirat. Anders die von Klapper. Mitt. der schles. Ges. f. Vk. 19, 45 angeführten Legenden. – In Poitou erhält die hl. Jouine von der Jungfrau Maria ihre abgehauenen Hände wieder (Mélusine 2, 446).
  8. Einsiedler (1. 17), Senator (3. 4. 7. – 5. 9. 11. 12. 13. 15). Mischformen sind 2, 8, 14.
  9. Massmann, Kaiserchronik 3, 893–917. Grundtvig, DgFv. 1, 177–204. Chauvin, Bibl. arabe 6, 167: Crescentia, Hildegardis, Florentia, Octavianus, Sibylla, Genovefa, Hirlanda usw. Wickram, Werke 1, VI. R. Köhler 1, 582.
  10. Dympna entflieht der Werbung ihres Vaters, kommt als Spielmann verkleidet nach Antwerpen und gründet das Kloster Gheel (Acta sanctorum Maii 3, 478. D’Ancona, Rappresentazioni 3, 239. Cox, Cinderella p. LXV). Auch im deutschen Gedicht von St. Oswald (ed. Ettmüller 1835. Zs. f. d. Alt. 2, 92) wird die Absicht König Aarons, seine Tochter zu ehelichen, nicht ausgeführt; sie droht ihm, mit einem Spielmann aus dem Lande zu ziehen, wenn er sie einem Heiden vermähle. In den katalanischen und portugiesischen Romanzen von Sylvana, Margarita oder Delgadina (Milá, Romancerillo nr. 29 und 272. Hardung, Romanceiro portuguez 1, 128. Jahrbuch f. roman. Lit. 3, 284. Briz, Cansons de la terra 4, 17) sperrt der König die seiner Leidenschaft widerstrebende Tochter in den Hungerturm. In einer norddeutschen Sage bei Kuhn-Schwartz S. 184 nr. 208 verspricht Kaiser Heinrich I. seiner Tochter, von seinem Begehren abzulassen, wenn sie einen Teppich wirke, auf der alle Tiere zu schauen seien; das bringt sie mit des Teufels Hilfe zustande. Die sündige Liebe des Vaters ist verdunkelt in der bretonischen Ballade ‘Sainte Henori’ (Luzel, Gwerziou Breiz Izel 1, 60). – Über antike Sagen von dem für die Tochter entbrannten Vater vgl. Rohde, Der griech. Roman S. 420.
  11. So schickt die keusche Nonne (Triduana) dem ungestümen Liebhaber ihre Augen, deren Schönheit er gerühmt, zu: Jacques de Vitry, Exempla nr. 57. Pauli, Schimpf und Ernst nr. 11. Tawney, Kathasaritsagara 1, 247. 2, 630.
  12. Vgl. zu dem zweiten Teile Imbriani ² S. 232 nr. 18 ‘Il re che andava a caccia’ und Basile 5, nr. 5.
  13. Die von Popović S. 79 und 86 herangezogenen Märchen bei Aleksić S. 23 und Bos. Vila 1887, 237 gehören nicht her, weil im ersten der Vater nicht in die Handlung eingreift und das zweite vielmehr die fälschlich unkeuschen Wandels verklagte Jungfrau (Aarnes Begister nr. 883. Bünker S. 361) behandelt.
  14. Popović S. 81 führt fälschlich eine Fassung von ‘Allerleirauh’ (Sbornik za nar. umotv. 13, 217) und S. 86 ein andres bulgarisches Märchen (ebd. 10, 165) an.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: istoria
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