Angelika
Von der raschen Lebenswelle,
Die mein Herz durchfloß,
Die in sel'ger Stundenschnelle
Brausend dich umschloß,
Taumelnd übermannt,
Hab ich oft im Liebestausche
„Engel“ dich genannt. –
Schweigend Platz an unserm Tische
Deiner Wangen holde Frische
Tilgt ein früher Gram.
Seh's mit nagender Beschwerde,
Seh's mit stiller Qual,
Nährst mit deinem Mahl;
Und ich seh es doch voll Wonnen,
Die kein Wort beschreibt,
Daß so fest und treugesonnen
Hielt' ich gern ein Leid verborgen,
Nimmst du's dennoch wahr;
Denn die Sprache stummer Sorgen
Ist dir offenbar.
Hält uns noch geeint:
Tränen, die ich still bezwungen,
Hast du still geweint. –
Oft umspinnen lichte Träume
Durch des Hauses traute Räume
Folgt mein Auge dir:
Eine Hülle seh ich fallen
Wie ein irdisch Kleid,
Wie aus künft'ger Zeit.
Und in solcher Liebesstunde
Ernst verschwieg'nem Glück
Kehrt mir immerdar zum Munde
Jenes Wort, im Rausch gesprochen
Und im Traum der Lust,
Noch im Klange ungebrochen
Klingt's in meiner Brust:
Rührende Gewalt
Wandelt mehr mit jedem Tage
Dich zur Lichtgestalt.