Andreasberger Freiheiten von 1613

Textdaten
Autor: Friedrich Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel)(W)
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Titel: [Andreasberger Freiheiten von 1613]
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Entstehungsdatum: 30. Oktober 1613
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Erscheinungsort: Herzogtum Braunschweig-Lüneburg
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[1]
OBERHARZER MUSEU[M] ZELLERFELD Nº A8.[1]

Von Gottes gnaden, Wir Friederich Ulrich[2], Hertzogk zu Braunschweig unnd Luneburgk / Urkunden unndt bekennen hiemit   Demnach durch Weilandt des Hochwirdigen unndt Hochgebornen Fursten, hern Heinrich Juliußen[3] postulirten Bischoffen zu Halberstadt unnd Hertzogen zu Braunschweig unndt Luneburgk / unsers gnedigen unndt vielgeliebten hern Vaters, Christmilter gedechtnus, todtlichen abgang, S. G. unndt Ld. hinterlaßene Furstenthumb Graff: unnd Herschafft, unndt darunter auch unsere freye Bergkstatt Andreasberg[4] auff uns verstammet, unndt gefallen   Unndt dan unsere unterthanen jetzberurter unser freyen Bergkstatt S. Andreasbergk, umb Confirmation ihrer privilegien, So Sie von Weilandt dem Wolgebornen Graffen zu Honstein hern Heinrichen unndt hern Ernsten[5], seliger gedechtnus / Anno / Ein Tausendt, Funffhundert unndt ein unndt zwantzigk[6] erlangtt, unndt bishero in geruhiglichem gebrauch unndt besitz gehabt, unterthenig bey uns angehaltten welche von worten zu worten also lautet, wie hernach folgett.

Wir Heinrich unnd Ernst, gebriedere Graffen von Honstein, Hern zu Lohra unndt Clettenbergk / Bekennen vor uns undt die Wolgeborne unsere freundtliche liebe gebrudere, Erben unndt Erbnehmen, unndt thun kegen menniglichen öffentlich zuwißen   Nachdem sich durch gnade Gottes Bergkwerck uff Silber unndt ander Metall in unser Herschafft Honstein unndt Lauterbergk ereuget, welche Bergkwerge wir mit aller befreyung, wie Bergkwergks recht unndt gewonheit ist, unndt ein jedes freies Bergkwerck haben soll, begnadet unndt begabet haben.   Wollen auch diese alhier nachgeschriebene Freyheiten hiemit zugesagt unndt gegeben haben, allen unndt jeden gewercken, so sich an jeden ortten wo es einem jeden gefelligk, einleggen, Bergwercke suchen undt bawen unndt sich des gebrauchen werden, das Sie sich uff unsern Wälden zue aller ihrer notturfft, Schachtholtz, Bawholtz, zubawen Schächte, Hütten, [2] Muhlen, Puchwercke, Rösteholtz, nun unndt zu ewigen Zeiten, auch börneholtz, Treibeholtz, Wohnheuser, dieweil die Bergkwercke bestendig unndt ganghafftigk, auch Kohlholtz, zehen jharlangk nach dato frey, ohne allen Forstzinß zuholen unndt gebrauchen mugen, in allen unsern gehöltzen, wo ihnen das bequemblich, als Sie das zu genanter und anderer notturfft bedurffen werden, doch nichts davon zuverkeuffen   Sie sollen auch macht haben, Schenckstedte zuwehlen unndt legen, Schenckheuser, Brawheuser unndt Wohnheuser, Scheunen unnd Stelle, nach ihrer notturfft zubawen unndt auffzurichten, Allerlei Bier unndt Wein, wo Sie das zubekommen wißen, nach ihrem gefallen zu keuffen, zu sich zubringen, unndt ohn alles ungeldt frey schencken unndt vortreiben mugen,   desgleichen auch alle andere gewerbe undt handthierung nichts ausgeschloßen, was einem jedern zuenthaltung seiner Nahrunge unndt fur gemeinen nutz dienende, zugebrauchen weiß, Soll einem jeden ohne alle beschwerung frey vergunt unndt zugelaßen sein, Auch alles was den Bergkwercke zu notturfft unndt gute zugefuhret, zugetrieben oder getragen wurde, Solches so weit sich unsere Herschafft erstrecket, soll alles weges, geldes, zols, unndt geleits zu ewigen zeiten befreyet sein.   Es sollen auch alle die sich wesentlich dahin wenden unnd niederlaßen, oder sonsten die Bergwercke bawen werden umb Schuldt, so daselbß nicht gemachet, mit keiner gerichts hulffe zur bezahlung gezwungen, geängstet, auch nit auffgehalten oder gehemmet werden.   Es soll einem jedern auff solche unsere Bergwercke, alle notturfft zutragen, zutreiben, zufuhren undt bringen unndt darzu vertreibende frey verguntt undt zugelaßen sein, auch vor jedermenniglichen frey sicher, undt unverhindert bleiben,   Auch sollen dieselben, so den Bergwerck zu guet notturfft zufuhren treiben unndt tragen werden, fur aller gewaldt geschutzt werden, [3] unndt ob Gott der Allmechtige |⋮ wie zuverhoffende ⋮| durch seine milde Göttliche gnade das Bergwerck findig machen, das man Ertz treffen unndt erbawen wurde, So wollen wir gutwillig nachlaßen undt bewilligen das Sie von gemachtem Silber, drey Jharlang nicht mehr, dan die Funff zehende Marck Silbers, zu unserer zehendt Cammer, die wir darzueverordenen wollen, zum zehendten reichen unndt geben sollen,   Dajegen wollen wir ihnen den Funffzehenden pfenning Huttensteur wiederstaten unndt innenlaßen, desgleichen von allen andern Metallen, so Sie von Kupffer, Zien, Bley unndt andern machen werden, Sollen Sie allezeit die dreyzehenjharlangk, den Funnffzehenden pfenning davon zugeben unndt reichen, unndt den Funffzehenden pfenning huttensteur gewertig sein, unndt alles Silber, Kupffer, Zien, Bley, oder andere Metall, so Sie machen, Sollen unndt mugen Sie macht haben unndt gewaldt, so sie uns wie obenberurt, unsern gebuhrenden theill, die Funffzehende zum zehendten entrichten unndt geben, zuverfuhren unndt zuvertreiben, wo Sie wollen, nach eines jedern gutduncken unndt gefallen, von uns unndt menniglichen unverhindert funff jharlang unndt nach ausgang der funff jhar, sol alles geldt unndt Silber in unsern Zehendten geantwortet werden, unndt die Marck von uns, wie im Furstenthumb zu Sachsen beschehet, so hoch bezahlet werden, mit Honsteinischer undt Landtwiriger Muntze, auch Northeusisch gewicht gegeben werden.   Es soll auch nach uberantwortung des geldes oder Silbers die bezahlung mit angezeugeter Muntze, denen Gewercken oder ihren Factorn, binnen vierzehen tagen, nach uberantwortung bezahlet werden, unndt wo denen gewercken zu bemelten vierzehen tagen vorleggunge vonnöten, soll ihnen auch zur notturfft aus unserm zehendten gereicht werden, wo auch uff unserm Bergwercke Kupffer [4] gemacht, welches unter dreißig Lott Silbers haben wurde, Sollen die Gewergken die Kupffer außerhalb unserer Herschafft zuverkauffen macht haben,   So auch Gott die gnade wurde geben, das sich die Bergkleute in unserer Herschafft seßhafftig wurden niederlaßen unndt bawen, es sei zum Lauterberge[7] oder an einem andern gelegenen orte des Bergwercks, So wollen wir ihnen zur auffnehmung, mehrung unndt erhaltung gemeines nutzes unndt friedes, alle Erbe undt Burgerliche gerichte aus gnaden zugestalt haben, Undt das Sie unter sich Burgermeister, Richter undt Rath zuerwehlen macht haben, doch das Sie von uns Confirmirt unndt bestetiget werden,   Wir stellen auch dem Rath unndt Gerichten zu aus gnaden, alle Erbgerechtigkeit an Brawheuser, Fleischbencken, Saltzkasten, Badtstuben, Muhlen unndt Brettmuhlen, das Sie die zubawen unndt gemeinem nutz zu gutt, allezeit gebrauchen mugen.   Wir verordenen auch hiemit undt laßen zu alle Sonabendt einen freyen wochenmarckt, auch sonsten alle tage, ausgeschloßen den heiligen Sontagk, unndt sonsten alle hohe Festage, unndt Feyrtage, daselbß zu Lauterberge, oder wo eine freye Bergkstadt in unserer Herschafft erbawet wurde, zuhalten, das alle die jenigen, so dahin Kuchenspeiß, Brott, Butter, Keese, Fleisch, Rinder, Schweine, Schöpse, unndt alle andere notturfft, dem Bergwercke zufuhren, treiben, tragen unndt bringen, nichts ausgeschloßen, Soll auch alles geleits, zolls, Stedtgeldts, zugeben gefreyet sein.   So auch die Einwöhnere daselbß zu Lauterberge, oder in einer andern freyen Bergkstadt in unser Herschafft, die sich dahin niederlaßen, Ecker, Heuser, Gärtten, Räumen, bawen unndt machen wurden, Soll ihnen jetzige bemelte freyheit [5] ewig zugestellet sein, ichts davon zugeben, auch alle verbotene frohn: unndt Hoffdienste zuleisten gefreyet sein,   Was Sie aber von andern unsern unterthanen von Erbschafften unndt derogleichen keuffen unndt an sich bringen wurden, Sollen Sie die zinse undt pflichte, so daruff gestanden, wie ihre verkeuffere gethan, zugeben undt zuthun, schuldig sein,   Wir wollen auch aus gnedigem willen zu: undt nachgelaßen haben, haselhuner unndt Vogell nach ihrem gefallen zufahen, macht haben unndt haßen, so weit sich der Lauterbergische Fluer erstrecket, wie Sie mugen, nachgelaßen haben.   Aber grob Federwildtpredt, Rehe, unndt heuptwildt zufahen, soll sich ein jeder enthalten.   Wir laßen auch nach die Sperlutter[8] uber dem Steige nach dem Vogelsange[9] unndt dem Breitenbach[10], dem Bergwercke frey zufischen, unndt alle andere unsere waßer zuvermeiden, Unndt was gefangen undt gefischett aus unserer herrschafft nicht zutragen, zuverkeuffen oder zuwenden, desgleichen Hasen undt Vogel zuverkauffen auch verbotten haben wollen.   Wir wollen uns auch vor uns, unsere Erben nun undt zu ewigen zeiten aller hutten unndt Huttenstedt, auch alle Schlacken unndt Hallen[11], so jetzo sindt, oder kunfftig gemacht werden, in Crafft dieses brieffes, als weit unser Herschafft, verzeihen, gantz und gar abgesagt haben, undt dem frembden man zugleich den Einwöhnern neben andern unsern unterthanen zu gleiche undt rechte, fur menniglichen schutzen, handthaben unndt verthetigen,   Wir geben auch hiemit allen unndt jeden, die sich uff unserm Bergwercke heußlichen oder sonsten niederlaßen werden, einen freyen zu: undt abzugk mit allen unndt jeden ihren gutern nun unndt zu ewigen zeitten.   Unndt dieweil eine gemeine Bergkordenung muß begrieffen unndt [6] auffgerichtet werden, Sollen unndt wollen wir mit Rathe, wißen unnd willen, Rechts unndt gerichts, zu bequemer zeit, nach gelegenheit dieses Bergwercks anstellen, unndt was hirinnen nicht jetz[12] ausgetrucket, wollen wir zu notturfft unndt auffwachsunge oder zunehmunge, mehrunge des Bergwercks in kunfftiger zeit, mit gebuhrlicher undt zimblicher Bergkordenunge, wie jetzgemeldt, zustellen undt zumehren, uns vorbehalten haben,   Zu mehrem glauben, steter undt vester haltung, haben wir angezeigte Graffen undt hern, unser angeborne Sigell, das wir insambt gebrauchen, vor uns, unsere Erben undt Erbnehmen, hieunten an thun hengen,   der gegeben ist nach Christi unsers hern geburth, im ein Tausendt Funff hundert unndt ein undt zwantzigsten jhare, Sontags nach Viti[13].

Weil dan Wir Hochermelter Furst, ihrem unterthenigen suchen in gnaden statt gegeben.   Als Confirmiren unndt bestetigen wir hiemit undt in Crafft dieses unsers brieffes, gedachter unserer freyen Bergkstatt privilegia, So viel Sie deren bis dato in geruhiglichem besitz undt gebrauch gehabt, undt herbracht, und weiter nicht, wie solches am krefftigsten unndtt bestendigsten geschehen konte oder muchte.   Zu urkundt haben wir obbemelter Furst an diesen Brieff unser Furstlich insiegel wißentlich hangen laßen, undt mit eigener handt unterschrieben.   Geschehen unndt geben, nach Christi unsers hern geburth, im Sechszehen hunderten und dreyzehenden jhare, am dreißigsten Monatstage Octobris[14] :/:


Friederich Ulrich […?]
mp


Wernehr König Kpp

Anmerkungen Wikisource
  1. Stempel des Oberharzer Bergwerksmuseums
  2. Friedrich Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel)
  3. Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)
  4. Sankt Andreasberg
  5. Heinrich XII. von Hohnstein, Herr in Klettenberg, Verweser des Eichsfeldes, und Ernst V. von Hohnstein, Herr in Klettenberg und Lohra
  6. Bergfreiheiten von 1521
  7. Bad Lauterberg im Harz
  8. Sperrlutter
  9. Auf dem Vogelsang (Wikidata)
  10. Breitenbeek
  11. Hallen = Halden, vgl. Halde 2) in Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 10, Sp. 221 online
  12. jetz ist nachträglich eingefügt
  13. 3. Juli 1521jul.
  14. 30. Oktober 1613greg.