An unsere Freunde und Leser (Gartenlaube 1853)
An unsere Freunde und Leser!
Grüß Euch Gott, lieben Leute im deutschen Lande!
Zu den vielen Geschenken, die Euch der heilige Christ bescheert hat, kommen auch wir mit einer Gabe – mit einem neuen Blättchen! Seht’s Euch an in ruhiger Stunde. Was wir wollen und bringen – das Alles können wir Euch freilich nicht im Voraus sagen und aus der ersten Nummer werdet Ihr’s auch nicht ganz ersehen können; wir hoffen indeß, es soll Euch gefallen.
Wenn ihr im Kreise Eurer Lieben die langen Winterabende am traulichen Ofen sitzt oder im Frühlinge, wenn vom Apfelbaume die weiß und rothen Blüthen fallen, mit einigen Freunden in der schattigen Laube – dann leset unsere Schrift. Ein Blatt soll’s werden für’s Haus und für die Familie, ein Buch für Groß und Klein, für Jeden, dem ein warmes Herz an den Rippen pocht, der noch Lust hat am Guten und Edlen! Fern von aller raisonnirenden Politik und allem Meinungsstreit in Religions- und andern Sachen, wollen wir Euch in wahrhaft guten Erzählungen einführen in die Geschichte des Menschenherzens und der Völker, in die Kämpfe menschlicher Leidenschaften und vergangener Zeiten.
Dann wollen wir hinaus wandern an der Hand eines kundigen Führers in die Werkstätten des menschlichen Wissens, in die freie Natur, zu den Sternen des Himmels, zu den Blumen des Gartens, in die Wälder und in die Eingeweide der Erde, und dann sollt Ihr hören von den schönen Geheimnissen der Natur, von dem künstlichen Bau des Menschen und seiner Organe, von Allem, was da lebt und schwebt und kreucht und schleicht, was Ihr täglich seht und doch nicht kennt. Und was außerdem noch von Interesse ist im Thun und Treiben der Menschen – Ihr sollt’s finden in unserm Blättchen, das zu alle den Dingen, die wir Euch bieten, auch noch verzierende und erklärende Abbildungen bringt von anerkannten Künstlern.
So wollen wir Euch unterhalten und unterhaltend belehren. Ueber das Ganze aber soll der Hauch der Poesie schweben wie der Duft auf der blühenden Blume, und es soll Euch anheimeln in unsrer Gartenlaube, in der Ihr gut-deutsche Gemüthlichkeit findet, die zu Herzen spricht.
So probirt’s denn mit uns und damit Gott befohlen!
Ferdin. Stolle, Redakteur. | Ernst Keil, Verleger. |
Die Gartenlaube erscheint wöchentlich mit vielen Illustrationen und kostet vierteljährlich nur 10 Ngr. Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an.
Leipzig, Ende December 1852.
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